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2320 - Terra im Psi-Schauer

Titel: 2320 - Terra im Psi-Schauer
Autoren: Unbekannt
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Gruyter schwenkte seinen Sessel herum. „Hölle noch mal! Was sucht der Kerl auf C-12?" Auf C-12 hausten die ganz schweren Jungs, denen Neuropsychologen schon von weitem ein unheilbares, permanentes Rückfall-Syndrom attestierten. „Und wie kommt er da rein?"
    Die Protokolle der positronischen Zeitschlösser wiesen keine Eintragungen auf.
    Shains Finger huschten eilig über das Sensorfeld seines Terminals. Die Überwachungskamera zoomte den Kerl. „Größe einsvierundneunzig, braunes Haar, braune Augen, Terraner, ungefähr Mitte zwanzig", las Wulf Shain die Daten ab. „NOAH, wieso erhalten wir keine Identifizierung?"
    „Ist nicht möglich. Die Person gehört weder zum Personal noch zu den Insassen."
    „Besuchermanual checken!"
    „Kein Besucher"
    „Dieser doppelköpfige Duale Kapitän soll mich holen", schimpfte de Gruyter. „Wenn uns hier jemand auf den Arm nimmt ..." Er ließ die Drohung unausgesprochen.
    NOAH hatte bereits stillen Alarm ausgelöst. Wachmänner und Medoroboter setzten sich in Bewegung. „Keine Metallortung. Er ist unbewaffnet", stellte Shain fest. „NOAH, ich möchte die Aufzeichnung sehen. Wann und wo hat der Kerl den Bau betreten?"
    Die Positronik spielte ihnen die Aufzeichnung vor. Der Mann war aus dem Nichts erschienen, wenige Sekunden bevor Shain ihn auf dem Schirm entdeckt hatte.
    Die beiden Wachmänner von Securitax-Alashan sprangen auf. „Ein Teleporter!
    Max, wir müssen sofort die Residenz informieren."
    „NOAH, Schirmfelder aktivieren, alle Schotten dichtmachen!"
    Warum konnte Resoz-54 nicht ein Altenheim für latent parapsychisch Begabte sein? Dann hätten sie wenigstens über einen Satz Parafallen verfügen können. So aber befürchteten die beiden Männer, dass ihnen nichts anderes übrig blieb, als zuzuschauen.
    Shain schaltete die Korridor-Kommunikation ein. „Anstaltskontrolle an fremde Person. Identifiziere dich. Nenne Namen und Kodenummer. Zur Not kann es auch die Anschrift sein."
    Der Typ reagierte nicht. Er wandte sich nicht einmal in die Richtung, aus der die Stimme drang. „Er ist taub, hat sich nur in der Anstalt geirrt", ächzte de Gruyter.
    NOAH widersprach. „Es gibt auf Terra keinen tauben Teleporter. Die Solare Residenz ist informiert. In einer halben Stunde haben wir ein Schiff mit Kantorschem Ultra-Messwerk über uns.
    Dann wird es sich zeigen, ob der Kerl aus einem Dunkelfeld gekommen ist oder nicht."
    „Und wie halten wir ihn so lange hin?" .„Lasst euch was einfallen."
    Die ersten Wachmänner mit Paralysestäben tauchten auf. Der Kerl nahm keine Notiz von ihnen. Als sie ihn einzukreisen versuchten,' setzte er seinen Weg unbeirrt fort. „Sieh dir das an. Der geht einfach durch sie hindurch oder besser sie durch ihn."
    „Die Taststrahlen gehen hindurch, als sei er gar nicht vorhanden", meldete NOAH.
    Dennoch sahen sie ihn. Er bewegte sich wie ein normaler Mensch.
    De Gruyter fluchte verhalten. „Ist es Hypnosuggestion?"
    Shain schüttelte den Kopf. „Dann würden wir ihn sehen, aber nicht NOAH!" Er ging zum Wandschrank hinüber, nahm einen Einsatzgürtel mit Schutzschirmprojektor und Deflektorsystem heraus. „Bleib du hier, Max. Ich sehe mir den Kerl an."
    „Sei vorsichtig."
    NOAH hatte den Korridor mit starken Schirmfeldern abgeriegelt. Als Shain C-12 erreichte, hatte der Kerl sich bereits auf und davon gemacht, durch die Wand und den Luftraum vor der Fassade hinüber nach C-14.
    NOAH schaltete die Schirmfelder wieder ab. Sie nützten nichts.
    Wulf Shain rannte los. An der Korridorkreuzung bog er ab, sah die Gestalt keine zehn Meter vor sich. „Bleib endlich stehen! Oder verstehst du kein Interkosmo?"
    Er wiederholte seine Worte in Interkosmo.
    Der Typ ging weiter. Shain stutzte. Die Gestalt bewegte sich zielstrebig, aber dennoch unsicher, als würde sie dem Bodenbelag nicht trauen. „Wulf, bleib auf Distanz!", erklang de Gruyters Stimme. „Schon gut." Shain rannte weiter. Er hielt sich an der linken Wand, überholte den Kerl und schaltete gleichzeitig seinen Individualschirm ein.
    Die unheimliche Gestalt reagierte zum ersten Mal. Sie wandte den Kopf, sah ihn erstaunt an. Ihre Lippen bewegten sich. „Sprich deutlicher! Ich kann dich nicht verstehen!" Im Lippenlesen war Shain noch nie gut gewesen.
    Die Antwort fiel anders aus, als er erwartete. Übergangslos war die Gestalt verschwunden, nicht langsam wie ein Gespenst, das sich in Nebel auflöste, sondern eher wie eine Abbildung auf der Netzhaut, die das Gehirn im Bruchteil einer Sekunde
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