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2315 - Kampf ums Salkrit

Titel: 2315 - Kampf ums Salkrit
Autoren: Unbekannt
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verständlich. „Als ich aber den Begriff >inwendigen Gesang< hinzufügte, liefen die Geräte heiß. Von wegen >gesperrter Eintrag< und so ..." Er sah überall hin, nur mir nicht in die Augen, wand sich wie ein Fisch. „Inwendiger Gesang" ... das war jenes Hilfsmittel, das mir mein Vater beigebracht hatte, um meine überbordende Gefühlswelt in den Griff zu bekommen.
    Wie hatte Danoit gesagt? Es handle sich um eine uralte Technik zur Meditation und Konzentration, fast völlig in Vergessenheit geraten. Nur in ganz wenigen Familien wurde sie noch gepflegt. Sie eigne sich ganz hervorragend zur Triebabfuhr und Kontrolle der Emotionen. ... in ganz wenigen Familien ...
    Die Wahrheit traf mich wie ein Schlag: Mein Vater gehörte zur Charon-Loge.
     
    *
     
    Ich fühlte mich mit einem Mal hundeelend. Würgend eilte ich auf die Toilette, fand gerade noch Zeit, das rotierende Kloband per Knopfdruck zu desinfizieren, bevor ich mich übergab.
    Es dauerte lange, bis sich mein Herzschlag beruhigte und ich wieder normal atmen konnte, ohne dem Brechreiz nachgeben zu müssen. Erschöpft und völlig entkräftet lehnte ich mich mit dem Rücken an die Wand des Hygieneraums.
    Jemand klopfte. „Alles in Ordnung bei dir, Kleiner?"
    „Lass mich in Ruhe, Sheerdurn!", rief ich müde, unendlich müde.
    Das Bedürfnis, mich bei meinem Mentor auszuweinen, hielt sich in Grenzen. In vielen kniffligen Situationen hatte mir der Alte tröstend beiseite gestanden; in diesen Momenten wollte ich allerdings niemanden sehen.
    Mein Vater gehörte zu jenen wenigen Frauen und Männern, die das Volk der Charonii steuerten. Danoit, den ich stets für einen Langweiler gehalten hatte, der mir ein einziges Mal das gegeben hatte, was ich von ihm erwartete.
    Warum hatte er mir niemals ein Wort über die Loge erzählt? Hatte meine Mutter Bescheid gewusst? Oder andere Verwandte?
    Fragen, auf die ich Antworten brauchte.
    Aber nicht jetzt. Vorrangig war der Kampf gegen die Invasoren. Ich musste die persönlichen Belange hintanstellen, sosehr es auch schmerzte.
    Mühsam rappelte ich mich hoch und spülte den schrecklichen Geschmack aus meinem Mund. Das Spiegelbild, das mir entgegenstarrte, konnte unmöglich meines sein. Die grauen Augen hatten ihren Glanz verloren, die Mundwinkel hingen verbittert nach unten, die Lippen wirkten blutlos.
    Selbst das dichte braune Haupthaar, auf das ich immer so stolz gewesen war, wirkte in diesen Momenten stumpf.
    Ich atmete mehrmals tief durch und öffnete die Tür. Sheerdurn erwartete mich.
    Er blickte zu Boden, ließ mich im schmalen Verbindungsgang der DORYNA an sich vorbei. „Wir unternehmen einen letzten Versuch, den Rat umzustimmen." Ich unterdrückte das Zittern in meiner Stimme. „Kein Wort zu irgendjemandem über das, was du herausgefunden hast. Um das Geheimnis der Charon-Loge kümmere ich mich von nun an ganz allein. Informiere Atlan, dass ich ihn bei mir haben will, wenn ich vor dem Rat spreche. Du bleibst an Bord, bewegst die DORYNA in die Nähe des Hains und bereitest alles für einen Notstart vor."
    „Notstart?" Sheerdurn erblasste. „So ist es. Für langwierige Spielereien ist keine Zeit mehr.
     
    7.
     
    In wenigen Worten klärte Kempo über die derzeitige politische Situation auf.
    Atlan fand, dass der groß gewachsene Charonii gefasst und selbstbewusst wirkte.
    Wenn er gegen die Charnaz Bakr antreten wollte, musste er dies gegen den Willen seiner Landsleute - oder deren gewählte Vertreter - tun und sich damit in die Rolle des Parias begeben.
    Kosmopsychologen an Bord der VE-RACRUZ hatten sich in den letzten Tagen mit Charakter und Mentalität der Charonii beschäftigt. Sie bescheinigten dem jungen Strukturpiloten enorme Intelligenz und eine moralische Integrität, die weit über den Horizont seiner Landsleute hinausreichte. Es bestand allerdings die Gefahr, dass Kempo in dem Zwiespalt, in dem er sich befand, zerrissen werden würde. Über all das grübelte Atlan, während er neben dem Charonii in den Hain ging. Er hatte auf eine Offensiv-Bewaffnung verzichtet. Ein schwacher Schutzschirm konnte ihn und Kempo gedankenschnell vor Angriffen schützen. Wenn man dem Strukturpiloten Glauben schenkte, war eine Attacke auf sie in diesem seltsamen Plenum undenkbar.
    Doch der Arkonide war erfahren und gewitzt. Er wusste, dass fanatisierte politische Attentäter keinerlei moralische Schranken kannten. Aufmerksam musterte er die Anwesenden, konnte jedoch nichts entdecken, was er als bedrohlich einstufen musste. „Bleib
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