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2314 - Die Leben eines Seecharan

Titel: 2314 - Die Leben eines Seecharan
Autoren: Unbekannt
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durch. Mit beiden Händen massierte sie ihre Schläfen und schüttelte benommen den Kopf, als alles vor ihren Augen verschwamm.
    „Lenka! Vier Schiffe kreuzen unseren Kurs mit zwei Lichtsekunden Distanz!"
    Sie blinzelte und atmete tief ein. Das Gefühl der Benommenheit blieb. „Haben sie uns entdeckt?", hörte sie sich sagen.
    Die eigene Stimme klang fremd, mechanisch beinahe.
    „Ich glaube nicht. Die Schiffe entfernen sich ..."
    „Zielbestimmung!"
    Was Andeman sagte, dröhnte in der einen Sekunde unter ihrer Schädeldecke und klang in der nächsten wie aus sehr weiter Ferne. Sie hatte Mühe, ihn zu verstehen und einen Sinn in seine Worte hineinzubringen. Irritiert registrierte sie, dass ihre Hände auf die Armlehnen drückten, als wolle sie aufspringen und fliehen.
    Verrückt!, schoss es ihr durch den Sinn.
    Diese Situation ist so unwirklich ... Kräftige Fäuste schlossen sich um ihre Oberarme und zerrten sie hoch. „Nein!", wollte sie aufbegehren. „Wir müssen weiterfliegen! Wir ..." Vergeblich krallte sie sich an der Lehne fest, aber mit einem Mal waren mehr Personen um sie herum, und jemand hob sie mit unwiderstehlicher Kraft hoch.
    Alles um sie herum schien zu verschwimmen. Lenka Angrost fühlte sich so leicht wie nie zuvor ...
    Sie genoss die Kühle und die Feuchtigkeit, die der Wind herantrug, ebenso wie seinen eigenwilligen Geruch. Schwarz stieg die neue Morgensonne zu ihr herab, ein irrlichterndes Gleißen über der bleichen Ebene. Der Ozean über ihr brach auf, begann Blasen werfend aufzuwallen, und die ersten Schiffe lösten sich aus der Geborgenheit der kochenden See. Sie waren filigran, ein verflochtenes Gestänge mit eingehängten Funktionskapseln. Vor allem waren sie viele, die sich auf das Land senkten, ein schier unüberschaubarer Schwarm, der wie Heuschrecken alles kahl fressen und dann weiterziehen würde.
    Heuschrecken? Eben noch hatte sie geglaubt, diesen Begriff zu kennen, aber schon wusste sie nichts mehr damit anzufangen.
    Woher kenne ich dieses Wort?
    Was geschieht mit mir?
    Sie spürte Berührungen, die ihr unangenehm waren. Mit aller Kraft setzte sie sich dagegen zur Wehr, aber sie kam nicht frei.
    Etwas drückte auf ihren Hals. Ein kurzes, verhaltenes Zischen, dann tobte sengende Glut durch ihre Adern.
    Sie blickte geradewegs in diese schwarze Sonne. Aber das Licht blendete nicht. Dann fiel sie - fiel rückwärts in eine unergründliche Tiefe, alles andere weit hinter sich zurücklassend.
    „Aufruhr", hörte sie eine ferne Stimme.
    „Das umschreibt am besten, was sich in ihrem Gehirn abspielt."
    „Aber ihr Kreislauf stabilisiert sich."
    „Der Schock hätte sie töten können ..."
    Augenblicke später war nichts mehr.
    Schwerelos glitt sie dahin, durch einen Raum, den sie mit ihren Sinnen nicht erfassen konnte, und durch eine Zeit, die für sie stillstand.
    Lenka Angrost ... Der Name stabilisierte sich in ihrem Bewusstsein. Sie wusste, das war sie, das war ihre Identität. Irgendwann kam ein zweiter Gedanke hinzu: Ich will Terra wiedersehen. Ich muss überleben!
     
    *
     
    „Lenka schläft jetzt", sagte der Biologe Eryn Glady. „Mehr können wir nicht für sie tun."
    Als er bemerkte, dass Dr. Gregorian ihn eindringlich musterte, fuhr er sich unbehaglich mit der Hand unter den Kragen seiner Bordkombination. „Ich glaube nicht, dass mir ihr Zustand eher hätte auffallen können. Das ist kein Grund, mir einen Vorwurf ..."
    Gregorians Blick verdüsterte sich.
    „Niemand sagt das."
    „Was dann?", erkundigte sich der Epsaler, der geholfen hatte, die Pilotin in ihre Kabine zu schaffen.
    „Ich frage mich, ob der Strangeness-Schock ein Einzelfall bleibt."
    Glady zuckte zusammen. Ungläubig blickte er den Hyperphysiker an, dessen Statur eher an einen Profiboxer erinnerte als an einen Wissenschaftler. „Strangeness ...?", wiederholte er gedehnt. „Ich bin Biologe, kein Mediziner. Bist du sicher?"
    „Hauptsächlich dürfte Lenka auf Einwirkungen aus der Charon-Wolke reagiert haben, schließlich haben wir zwei lange Flüge hinter uns."
    „Und die vielen Hotspots in unserer Nähe haben ihren Zusammenbruch ausgelöst?", folgerte Glady.
    „Richtig. Falls die Pilotin nicht als Einzige sensibel reagiert, kann es jeden von uns ebenfalls erwischen. - Bleib bei ihr, Eryn!"
    Der Biologe nickte stumm, während Gregorian und der Epsaler die Kabine der Pilotin verließen.
    Über den Gemeinschaftsraum betraten sie den Antigravschacht, der die sieben Unterkünfte auf Deck 2 mit der darüber
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