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2305 - Jagd auf die Dunkelkapsel

Titel: 2305 - Jagd auf die Dunkelkapsel
Autoren: Unbekannt
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Planlosigkeit und Unordnung. Der Versuch, eine Persönlichkeit aufzubauen, sich von den Eltern abzunabeln ..."
    „Apropos Eltern: Sollten wir die beiden nicht allmählich ausfindig machen?"
    „Du hast Recht", antwortete Mondra.
    „Momentan bewegen wir uns ohnehin auf rechtlich sehr dünnem Eis. Wir befinden uns in einer Privatwohnung und schnüffeln herum ..."
    „Das ist einerlei!", unterbrach Daellian grob. „Ich schlage vor, dass du dich um die Familie kümmerst, während ich mir den Haus-Servo vornehme."
    „Du willst dich einhacken?" Sie schüttelte den Kopf. „Ohne Ausnahmegenehmigung von NATHAN handelst du dir große Probleme ein. Jeder Rechtsanwalt ..."
    „Unfug. Für irgendwelche behördlichen Spitzfindigkeiten haben wir keine Zeit, hiermit erteile ich als Liga-Minister temporäre Notstandsbefugnis für diese Wohnung, klar? Und jetzt lass mich meine Arbeit machen."
    Er fuhr zwei Krallenarme aus dem Sarg, schraubte die Abdeckplatte des Gehäuses des Zimmerservos ab und vertiefte seine Kunstglieder in die positronischen Steuerblöcke.
    Gekonnt schmuggelte er sich an Passwörtern, Sicherheitsblocks und positronischen Tretfallen vorbei, gelangte binnen einer Sekunde ins Innerste des Zentralgeräts. Ein letztes Kodewort – Marcus, ach, wie einfallsreich! – hielt ihn nicht weiter auf.
    Daellian ließ die Subroutinen des Servos beiseite, wühlte sich stattdessen rücksichtslos durch die privaten Abzweigungen des Jungen. Hier war seine Schuldatensammlung – Kosmopsychologie studierte er also, aha! –, daneben fein nach Interessengebieten angeordnete Informationen über Geologie, Theatergeschichte, Aufnahmebedingungen für die Waringer-Akademie – sieh an, sieh an! –, einige Pornos, ein nahezu leeres Tagebuch und eine weitere Abzweigung zu Freunden und Freundinnen, mit denen er regelmäßigen Kontakt hielt.
    Daellians Sinne schlugen Alarm. Am Ende dieses einen Strings lagen Bild- und Schriftdateien, die jungfräulich glänzten. 21. Februar 1344, 1:34 Uhr, registrierte er die Versendung der letzten Nachricht.
    An eine gewisse Monique. Rasch zog er weitere Informationen aus den Tiefen der Positronik hinzu. Seine Schwester, die auf dem Mond lebt, überlegte Daellian.
    Warum schickt er ihr ein Memo mitten in der Nacht? Erneut bohrte er in den Eingeweiden des Haus-Servos nach. Die Ärzte-Einheit meldet eine Schlafstörung bei Marc, beginnend ab 0:59 Uhr. Erhöhter Pulsschlag, Nervenzucken, Schweißausbrüche, heftige Bewegungen im Bett.
    Der Wissenschaftler kappte die Querverbindung, zog die Informationen aus den in den letzten fünf Tagen verschickten Memos an Monique London ab und löste sich elegant aus den Tiefen des Servos.
    „Gibt’s Probleme?", fragte ihn Mondra Diamond verwundert.
    „Nein – warum?"
    „Weil du dich sofort wieder ausgekoppelt hast."
    „Ich bitte dich – es waren fast fünf Sekunden!"
    Sie presste ihre Lippen aufeinander. „Entschuldige. Ich vergaß ..."
    „... dass ich kein richtiger Mensch mehr bin, nicht wahr?"
    „Dass du positronisch aufgerüstet bist."
    „Elegant die Kurve genommen, meine Liebe. Nun ja: Ich schätze, dass sich unser Aufwand mit dem neuen Messverfahren ganz offensichtlich gelohnt hat. Hier war allem Anschein nach eine ... fremde Wesenheit zugange."
    „Über die Messungen unterhalten wir uns später. Sag mir lieber, was dieser Forscher oder Überwacher ausgerechnet hier gesucht hat. Ob er diesen Marc London entführt hat und warum. Und nicht zuletzt: warum der Haus-Servo auf diese Attacke nicht reagiert."
    „Das konnte er nicht. Er wurde vom nächtlichen Besucher ausgeschaltet – nein, nicht getötet, darauf weist nichts hin. Doch um deine erste Frage zu beantworten: Marc London hat offensichtlich etwas an sich, was unseren geheimnisvollen Gegner interessiert. Darüber sollten wir uns eingehend mit Perry, Bully und Bré Tsinga unterhalten. Denn wir haben es nicht mit irgendeinem Subalternen des Kolonnen-Forts zu tun, der unserem Angriff entkommen ist. Sondern mit deren Befehlshaber, dem Dualen Kapitän."
     
    5.
     
    Das Wetter war denkbar schlecht für die Jagd. Die letzten beiden Tage hatte es geregnet, und auch heute sah es nicht besser aus.
    Ian Grant löste das Bein mit einem lauten Schmatz-Geräusch aus dem knietiefen Bog, setzte einen neuen Schritt.
    Schmatz. Rausziehen.
    Schmatz ...
    So ging es bergauf, bergab, kilometerweit. Durch den subtropischen Dschungel, immer an den Leuchtmarkierungen des North West Trail entlang.
    Sein Jagdgebiet am
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