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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue
Autoren: Lawrence Sanders
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hatte: Er war am 21. Januar 1966 vor dem Strafgerichtshof Manhattan des Einbruchdiebstahls überführt worden. Obgleich dies die erste Verurteilung in seiner Strafkarte war, hatte man ihn vor diesem Zeitpunkt zweimal im Staate New York verhaftet, einmal wegen Einbruchs, einmal wegen leichter Körperverletzung. Beide Anklagen waren fallengelassen worden; es gab keinen Prozeß.
    Das Band NYSITB-FD-17 APR68-106-IA beginnt folgendermaßen:
    Simons: Duke! Mein Gott, ist das schön, Sie zu sehen! Kommen Sie herein, herein mit Ihnen! Setzen Sie sich neben mich.
    Anderson: Mr. Simons. Tut richtig wohl, Sie zu sehen. Wie geht's immer?
    Simons: Prächtig, Duke, alles prächtig. Sie sehen gut aus. Ein bißchen schmäler vielleicht.
    Anderson: Kann ich mir denken.
    Simons: Ist doch auch ganz klar, natürlich! Wir haben hier diesen kleinen Erfrischungsstand eingebaut. Wie Sie sehen, bin ich bereits am Zechen. Kann ich Ihnen was anbieten?
    Anderson: Kognak? Oder Brandy?
    Simons: Wie steht's mit einem Remy Martin?
    Anderson: Gerade recht.
    Simons: Verzeihen Sie uns die Pappbecher, Duke. Aber auf die Art ist's einfacher.
    Anderson: Klar, Mr. Simons.
    [Pause von vier Sekunden.]
    Simons: Also… auf das Verbrechen.
    [Pause von fünf Sekunden.]
    Anderson: Gott… ist das gut.
    Simons: Erzählen Sie, Duke - wie ist's Ihnen denn gegangen?
    Anderson: Ich habe keine Klagen, Mr. Simons. Sie alle haben viel für mich getan. Ich weiß das alles wohl zu schätzen.
    Simons: Sie haben auch eine Menge für uns getan, Duke.
    Anderson: Ja. Aber viel war's nicht. Ich hab' die Briefe durchgekriegt, wenn ich konnte. Manchmal ging's nicht.
    Simons: Wir verstehen so was, glauben Sie mir. Wir rechnen nicht mit Perfektion, wenn einer sitzt.
    Anderson: Die Nacht, als ich wieder nach Manhattan kam - die werd' ich nie vergessen. Das Hotelzimmer. Das Geld. Der Stoff. Und diese Mieze, die Sie 'rüber- geschickt haben. Und die Kleider! Woher wußten Sie meine Maße?
    Simons: Wir haben Mittel und Wege, Duke. Das wissen Sie. Hoffentlich hat Ihnen die Frau gefallen. Ich hab sie eigenhändig ausgesucht.
    Anderson: Genau das hatte der Onkel Doktor verordnet.
    Siemons [lachend]: Haargenau.
    [Pause von neun Sekunden.]
    Anderson: Seit ich draußen bin, Mr. Simons, zieh' ich eine saubere, kerzengrade Spur. Nachts arbeite ich an einer Falzmaschine in einer Druckerei. Wir machen so 'ne kleine Tageszeitung, eine Kette von Supermärkten bringt sie raus. Sie wissen ja - die täglichen Sonderangebote, so Zeug eben. Und ich meld' mich regelmäßig bei den Bullen. Von der alten Clique seh' ich keinen mehr.
    Simons: Wissen wir, Duke, wissen wir.
    Anderson: Aber da ist was aufgetaucht, und ich wüßte gern, was Sie von dem Ding halten, 'ne wilde Idee. Allein schaff ich's nicht. Deshalb hab ich angerufen.
    Simons: Worum geht es, Duke?
    Anderson: Wahrscheinlich denken Sie jetzt, daß ich übergeschnappt bin, daß diese dreiundzwanzig Monate aus meinem Grips Rührei gemacht haben.
    Simons: Wir glauben nicht, daß Sie übergeschnappt sind, Duke. Was ist es… ein kleiner Feldzug?
    Anderson: Ja. Etwas, worüber ich vor drei Wochen gestolpert bin. Seither, die ganze Zeit, nagt das Ding an mir. Könnte gut sein.
    Simons: Sie sagen, Sie schaffen's nicht allein? Wie viele brauchen Sie?
    Anderson: Mehr als fünf. Nicht mehr als zehn.
    Simons: Gefällt mir nicht. Ist nicht einfach.
    Anderson: Es ist einfach, Mr. Simons. Vielleicht langen auch fünf.
    Simons: Trinken wir noch einen.
    Anderson: Klar… danke.
    [Pause von elf Sekunden.]
    Simons: Was soll die Sache tragen? Was erwarten Sie?
    Anderson: Soll ich raten? Mehr kann ich nämlich nicht - nur raten. Ich tippe auf mindestens hundert Tausender.
    [Pause von sechs Sekunden.]
    Simons: Und Sie wollen mit dem Doktor sprechen?
    Anderson: Ja. Wenn Sie's so einrichten können.
    Simons: Erzählen Sie lieber mir ein bißchen mehr darüber.
    Anderson: Sie werden mich auslachen.
    Simons: Ich lach' Sie nicht aus, Duke. Ich versprech's Ihnen.
    Anderson: Da gibt's ein Haus in der East Side. Ganz drüben, nah am Fluß. War mal ein Stadthaus in Privatbesitz. Jetzt sind Wohnungen drin. Im Erdgeschoß Ordinationsräume. Acht Wohnungen in den vier Stockwerken darüber. Lauter reiche Leute. Portier. Selbstfahreraufzug.
    Simons: Und Sie wollen eine der Wohnungen knacken?
    Anderson: Nein, Mr. Simons. Ich will das ganze Haus knacken. Ich reiß mir das komplette beschissene Gebäude unter den Nagel und räum' es ratzekahl aus.

3
    Anthony »Doktor« D'Medico,
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