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23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kalhuran und seine Frau gerettet hatte. Sie war die festgeschlossene Falle, in welcher sich die Sillan jetzt befanden.
    Sie bildete ein großes, von der Natur mit Bergzügen abgeschlossenes Viereck, dessen Seiten folgendermaßen besetzt waren: Auf der Westseite, also grad unter uns, die Duar-Dschamikun, die Gewappneten von Schohrd und die verbündeten Taki; auf der Nordseite alle unsere männlichen Festgäste, welche zur rechten Zeit gekommen waren, mit eingreifen zu können; im Osten die nördlichen Dschamikun und die Kalhuran, und im Süden die südlichen Dschamikun mit den Dinarun. Die Einschließung war also außerordentlich exakt und genauso ausgeführt worden, wie der Ustad sie entworfen hatte. Die Schatten befanden sich in der Mitte; keiner fehlte. Sie kamen nicht auf den Gedanken, sich zu einer Phalanx zu vereinigen, um einen Durchbruch zu versuchen, denn dazu waren sie zu feig, sondern sie ritten in getrennten Trupps oder Rudeln ganz ratlos hin und her und ließen sich immer enger zusammenschnüren.
    Unweit der Stelle, an welcher der Hasenpaß in die südwestliche Ecke der Falle mündete, hatten sich unsere sämtlichen Führer zu einer Beratung zusammengefunden, zu welcher sich soeben auch der Scheik der Kalhuran von dem entferntesten Punkt unserer Aufstellung einstellte. Wir ritten hinab. Es war aber ein sehr steiler Weg, und wir schonten unsere Pferde. Darum kamen wir erst unten an, als diese kurze Besprechung soeben zu Ende war. Der Scheik der Kalhuran, der die Gegend genau kannte, hatte einen Vorschlag gemacht, welcher einstimmig angenommen worden war. Es handelte sich um die beste Art und Weise, in welcher die Schatten schnell zu entwaffnen und dann leicht zu bewachen seien. Ich fügte da nachträglich den Befehl des Ustad hinzu, ja niemand entkommen zu lassen. Nun gab es drüben an der nördlichen Seite eine große, weite Felskluft, deren Wände so steil und so hoch waren, daß kein Mensch an ihr emporsteigen konnte. Sie war nur durch einen schmalen Riß zugänglich, welcher hier heraus auf unsere Ebene mündete. Die Schatten mußten nach diesem Riß getrieben und dort entwaffnet werden. Waren sie dann in der Kluft, so gab es für keinen einzigen ein Entrinnen.
    Die Anführer kehrten infolge dieses Beschlusses an ihre Plätze zurück, um der Aufstellung die erforderliche neue Gestalt zu geben, was sehr schnell geschehen konnte, weil mehr als genug Platz zu den erforderlichen Bewegungen vorhanden war. Unser bisheriges Viereck verwandelte sich in ein Dreieck, dessen offene Spitze nach der Kluft führte. Als dies geschehen war, wurde der Feind auf diese Spitze zugedrängt. Es schien, daß er endlich nun einmal den Mut fasse, wenigstens so zu tun, als ob er die Absicht habe, sich zur Wehr stellen zu wollen. Da machte der energische Scheik von Schohrd kurzen Prozeß. Er gebot seinen Gewappneten, blank zu ziehen, setzte sich mit entblößtem Schwert an ihre Spitze, ritt mit ihnen bis ganz an die Schatten heran und begann zu sprechen. Wir konnten nicht hören, was er sagte, aber es hatte den beabsichtigten Erfolg: Die Hinteren drängten unwiderstehlich nach vorn, und die Vorderen rückten weiter. Da auf der Flucht die vorn Befindlichen niemals die Mutigen sind, so sahen sie sehr vernünftigerweise ein, wie überlegen wir ihnen waren und daß Widerstand nichts als nur Dummheit sei. Sie stiegen ab, lieferten ihre Waffen und Pferde aus und verschwanden dann in der Kluft.
    Das Beispiel wirkte, und was der eine kann, das kann der andere auch! Während wir von den anderen Seiten immerfort nachdrängten, gab es auf der Ostseite mehr als vollauf zu tun, die erbeuteten Waffen und Rosse aus der Linie zu bringen. Aber der einzige Zugang zu dem Massengefängnis war so schmal, daß die Unterbringung der Schatten viel langsamer vor sich ging, als wir es wünschten. Übrigens nahmen sie ihr Schicksal nicht sehr tragisch auf. Schatten denken ja heut so, morgen so! Als es ihnen mit der Zeit im Sattel zu unbequem wurde, stiegen sie ab und machten es sich auf der Erde gemütlicher. Und wenn dann unsere Leute kamen, um die Pferde wegzunehmen, so bekamen sie die Gewehre, Pistolen und Messer ganz ohne Widerrede obendrein. So kam es, daß wir die Beute schon alle beisammen hatten, als noch fast die Hälfte der Schatten im Freien saßen und darauf warteten, untergebracht zu werden.
    Was diese Beute betraf, so hatte der Ustad im Namen sämtlicher Dschamikun auf sie verzichtet. Sie sollte nur unseren Verbündeten zufallen, und diese

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