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2285 - Tag der Verkündung

Titel: 2285 - Tag der Verkündung
Autoren: Unbekannt
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denke ich. Aber gebrochen oder verstaucht ist nichts, ich konnte mich ganz gut abrollen."
    Jemand hüstelte. Matti drehte sich um. Der Adjunkt Haakon Sterring war zu ihrer Gruppe getreten. Das aufgeregte Geplapper der Artisten verstummte. „Ich gratuliere zu eurer großartigen Vorführung", sagte Sterring steif. „Ein würdiger Auftakt für diesen großen Tag.
    Wie ist das Befinden der Verunglückten? Soll Valerie eine Überstellung ins Krankenhaus organisieren?"
    Ashanty straffte sich, wischte Erde von der Stirn. Grashalme ragten aus ihrer wie durch ein Wunder nicht verrutschten Perücke. „Danke, nicht nötig. Das wird schon wieder", sagte sie gepresst. „Unkraut vergeht nicht."
    „Wir haben im Zirkus für solche Fälle eine ganz gute Medo-Ausrüstung", ergänzte Sirene. „Verletzungen kommen in unserem Beruf nicht gerade selten vor."
    „Der Gemeinschaft nicht zur Last fallen zu wollen ist eine löbliche, unserem Gott gefällige Einstellung." Der Adjunkt wippte auf den Zehenspitzen und musterte Ashanty mit hochgezogenen Augenbrauen. „Können wir sonst etwas für dich tun?"
    „Eine Bitte hätte ich." Sie hielt, ein Stöhnen unterdrückend, ihr in der Mitte abgeknicktes Brett in die Höhe. „Kann ich das Ding behalten, zur Erinnerung? Es ist ohnehin total kaputt."
    „Dieser bescheidene Wunsch sei dir gewährt. Die übrigen Geräte gebt wie vereinbart bei Valerie ab. - Meine Damen und Herren, ich danke für eure Darbietung. Abermals bravo."
    Sterring, ein asketisch wirkender, glatt rasierter Mann mit fliehendem Kinn, deutete eine Verbeugung an und wandte sich zum Gehen. Als er bei Matti vorbeikam, verhielt er seinen energischen Schritt. „Ich entsinne mich, dass das Ansuchen für euren Aufenthalt und Standplatz mit dem heutigen Tag ausläuft", sagte er halblaut. „Schlüssig, da ja niemand vorab wissen konnte, wie die Entscheidung lautet, die unser Gott in Kürze persönlich bekannt geben wird. Falls sein Urteil positiv ausfällt und ihr noch bleiben wollt, wird dem von meiner Seite nichts im Wege stehen."
    Matti bedankte sich und verwies auf bereits abgeschlossene Vorverträge. „Die gestrige Abendvorstellung war unsere letzte hier. Wir werden, so Gon-O will, in Tirana und Athen erwartet."
    „Schade. Nach diesem Erfolg wäre euch reger Zuspruch sicher."
    Nicht mit Millionen von Galax könntet ihr mich dazu bringen, auch nur einen Tag länger in diesem Orkus zu verweilen, dachte Matti.
    Laut sagte er: „Niemand konnte wissen, was die Zukunft für uns bereithält, außer..."
    „Einzig und allein unser Gott Gon-O", setzte der Adjunkt fort. Er reichte Matti die Hand und eilte von dannen.
    Der Direktor des Circus Rochette kochte gerne, wenn sich Gelegenheit dazu bot. Kürzlich hatte er am Fischmarkt einen noch lebenden Aal erstanden.
    Der hatte Sich um einiges angenehmer angefühlt
     
    67.
     
    Das vieltausendfache Stimmengewirr der Menge verebbte. Homer, der beim Verpacken der Illusions-Anlage half, blickte zum Podest hoch.
    Carlosch Imberlock war hinter dem Rednerpult erschienen. Paukenwirbel und Fanfarenstöße erklangen. „Was für grauenhaft billige Sounds", zischte Fryzzil angewidert. „Und so erbärmlich schlecht equalisiert und abgemischt. Wegen der unsauberen Obertöne müssten eigentlich sämtliche Hunde in der Umgebung zu heulen beginnen."
    Homer warf ihm einen warnenden Blick zu. Der Tellerköpfige verdrehte indigniert seine vier Schlitzaugen. „Ist doch wahr!"
    Nachdem die Musik geendet hatte, breitete sich gespanntes Schweigen auf der Gottestreppe und den umliegenden Hängen aus. Der Prophet und Hohepriester wartete, bis es mucksmäuschenstill geworden war. Homer merkte ihm an, dass er diesen großen Moment weidlich auskosten wollte. „Der Tag der Verkündung ist da!", rief Imberlock schließlich, verstärkt durch ein unsichtbares Mikrofonfeld.
    Bevor die Menge reagieren konnte, wiederholte ein Sprechchor aus rund fünftausend Personen: „Der Tag der Verkündung ist da!"
    „Igitt! Viel zu viel obere Mitten", flüsterte Fryzzil. Obacht legte ihm sanft, aber bestimmt seine große Pranke auf die Schulter.
    Auch während der folgenden, langen Rede repetierte der Chor immer wieder bestimmte Passagen, die vorher einstudiert worden sein mussten. Im Geist zog Homer den Hut vor diesem dramaturgischen Einfall. Damit wurde die Eindringlichkeit von Imberlocks Botschaft unterstrichen.
    Inhaltlich brachte er nichts Neues. Wie auch Gon-O sich entschied, den Terranern winke die Erlösung von allen
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