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2280 - Exil der Orakel

Titel: 2280 - Exil der Orakel
Autoren: Unbekannt
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wurde knapp, und er erinnerte sich an Wiini. Er musste sich um den Brütling kümmern.
    Er schnappte nach dem Bodengrundier, zerbiss mit kräftigem Druck den Kopf und zerrte den blutenden Fischleib an die Wasseroberfläche.
    Auf die großen Fische kamen schwere Zeiten zu. Die Schota-Magathe würden ihnen den Platz an der Spitze streitig machen.
    Ohne Hilfe vor Ort durch die Schildwachen verlief die Suche nach Tan-Orakelstadt langwieriger als ursprünglich erwartet. Sowohl die Bilder als auch das Datenmaterial, das sich Bort Leytmark eingeprägt hatte, waren veraltet gewesen. Der mächtige Rogantoh hatte sich im' Verlauf der Jahrtausende mit all seiner Urgewalt neue Wege zur Jamischen See gesucht und gegraben. Das Flussdelta erschien stark verbreitert, ein wenig ins Landesinnere zurück verlegt und von mehreren neu aufgeschütteten Inseln aufgelockert. Die erodierende Küstenlinie, aus strahlend weißem Kalkgestein bestehend, war da und dort von riesigen ins Meer gestürzten Felsnasen unterbrochen. „Dort vorne muss es sein!", blubberte Primeo Junktur, während er seinen Leib vergnügt gegen einen mannshohen Wellenbrecher schmiss.
    Er deutete nach rechts, auf eine markante Gesteinsformation, die entfernt an einen Flachaal erinnerte. „Nein!", brüllte Bort zurück. „Tan-Orakelstadt muss näher an der Einmündung des Flusses gelegen sein. Wahrscheinlich in Nähe dieser vorgelagerten Riffe links von uns."
    Die Suche zog sich bereits endlos dahin. Flora und Fauna hatten die alten Besiedlungsstrukturen natürlich längst überwuchert und die angeblich nur schmalen Eingänge zur Stadt unkenntlich gemacht. Allmählich stellte sich die Frage, ob es sich überhaupt lohnte, fortzusetzen. Die stürmische See mit ihrem immensen Sauerstoffreichtum, einem maßlosen Überschuss an Nahrung und weit verästelten Strömungslinien bot so viele andere Möglichkeiten, so viele Chancen für einen Neubeginn ... „Wiini!", rief Bort erschrocken nach seinem Brütling, der sich unvermittelt von ihm entfernte. Das hatte das Mädchen seit Tagen nicht mehr getan!
    Hastig eilte er ihr nach, auf die Klippen und Riffe zu, die ihn verblüffend an den Kinderkorallengarten auf Baikhal Cain erinnerten. „Bleib da!", rief er verzweifelt seiner Tochter hinterher - doch sie hörte nicht auf ihn. Mit ungewohnter Sicherheit schwamm sie mit der Strömung. Dort, wo er weite Umwege gehen musste, sprang Wiini dank ihres geringen Körpergewichts über felsige Riffgrate hinweg oder quetschte sich durch kleinste Spalten.
    Die Küste war bereits ganz nahe. Zweimannshohe Wellen schlugen wütend dagegen, heftiger Wind peitschte salzigen Sprühregen über den steil hochragenden Fels. Ein Strömungssog packte ihn, wollte ihn gegen das überhängende Gestein schleudern. Verzweifelt wehrte sich Bort, während er nach Wiini Ausschau hielt, die wie vom Winde verweht schien ...
    Dort! Eine kleine, rosafarbene Schwanzflosse, unmittelbar vor der Wand! „Nein!", schrie Bort, warf seinen Körper mit aller Kraft voraus, missachtete die Strömung, wollte nur seine Kleine erreichen, bevor sie wie ein Algenflecken gegen die Klippen geschleudert wurde, hetzte vorwärts, brachte die Konzentration nicht auf, die zehn oder zwölf Körperlängen zu teleportieren, griff nach seinem Brütling, wollte das Mädchen packen... ... und griff daneben.
    Sie war verschwunden, vom tobenden Wasser verschluckt.
    Geschockt und nicht fähig, gegen die inlandige Strömung anzukämpfen, trieb er dahin, den Bauch voll Schmerz nach oben gestreckt. Er machte keinen weiteren Versuch, sich zu wehren, gegen den Fels gedrückt zu werden. Wiini, sein Augenstern ... Was sollte er auf dieser Welt, wenn ihm sein Mädchen genommen worden war?
    Er erwartete den Aufprall, hob nicht einmal die Arme, um die Wucht abzufedern.
    Diese schöne neue Welt, sie war mit einem Mal so düster und uninteressant geworden, so ...
    Der Fels war heran. Das Gestein zog über Bort hinweg, während er in die Dunkelheit glitt, hineingesogen in einen riesigen Hohlraum. Die Reise hatte ein abruptes Ende, als er mit einer schlussendlich kraftlosen Woge ausgespuckt wurde, hinein ins glatte Wasser einer Kaverne. Nein. Eigentlich war es ein „Wald", der vor ihm hochragte. Hunderte Monolithen standen hier wie ewige Wächter. Das nasse, facettenreich gebrochene Gestein glitzerte im Licht, das von weit oberhalb herabfiel.
    Verdattert drehte sich Bort im Kreis. Sah die Tunnels, bewunderte die unterseeischen Arkaden, die Seitenhöhlen, den
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