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227 - Herr des versunkenen Reiches

227 - Herr des versunkenen Reiches

Titel: 227 - Herr des versunkenen Reiches
Autoren: Stephanie Seidel
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zum Teil sogar geschönte Version der Ereignisse, die den schwelenden Bruderkrieg eskalieren ließen.
    Schlussendlich zerfiel das Volk der Hydriten in zwei Parteien: Hier die Guten, die nach den Lehren des Propheten Gilam’esh lebten, dort die bösen Anhänger des Martok’aros, den seine Anhänger später in Mar’os umbenannten, was im Althydritischen Kaltes Blut bedeutete.
    Vielleicht hätten die Fischmenschen selbst unter solchen Vorzeichen weiter leben können wie bisher; auf getrennten Wegen zwar, aber einträchtig im Umgang miteinander. Unglücklicher Weise jedoch haftet den Reformern und Friedensbringern nur allzu oft das merkwürdige Phänomen an, Andersdenkenden ihre gerechte Friedensbotschaft mit Gewalt aufzwingen zu wollen. Die Hydriten machten da keine Ausnahme. Jahrtausende, bevor sich die Menschheit zu den unseligen Kreuzzügen verführen ließ, begannen sie mit ihrem eigenen. Ziel war Martok’shim’re, die Heilige Stadt der Mar’os-Anhänger.
    Sie lag, wie das allmählich wachsende Gilam’esh’gad, im Stillen Ozean, geschützt durch einen starken Städtebund. Mit herkömmlichen Waffen und traditioneller Angriffsweise kam man nicht an sie heran. Dies als Tatsache zu akzeptieren, kostete eine Menge Leben auf Seiten der Gilam’esh-Jünger.
    Martok’shim’re war schon lange vor den Kämpfen eine alte Stadt gewesen, erbaut von den Vorfahren und voll düsterer Schönheit. Als in Gilam’esh’gad die ersten Prachtbauten fertig wurden, brachen ihre ersten Prachtbauten zusammen. Trotzdem hielt Martok’aros an ihr fest. Es wäre problemlos für ihn gewesen, eine neue Metropole zu finden, und wahrscheinlich – rückblickend sogar definitiv! – auch sicherer. Doch das wollte er nicht. Martok’aros glaubte, dass die Macht seiner unbezwingbaren Stadt auf ihn abfärbte, und sein erster Angriff auf Gilam’esh’gad schien ihm recht zu geben.
    Es war im Jahre 9.242 v. Chr., als Martok’aros eine Hundertschaft Elitekrieger in den Marianengraben entsandte. Spione hatten ihm zugetragen, dass Pozai’don mit dem Bau einer Superwaffe beschäftigt sei! Sie sollte auf der gigantischen Felsenplatte positioniert werden, unter der sich Gilam’esh’gad verbarg. Man konnte sie nur in Einzelteilen nach oben bringen, weil für die komplette Waffenkuppel, von den technischen Schwierigkeiten abgesehen, eine Gesteinssprengung in der Größenordnung eines halben Außenbezirks nötig gewesen wäre.
    Das Bestiarium, das später zum Schutz vor Eindringlingen mit Tiefseebestien bevölkert werden sollte, war noch verwaist, als Martok’aros’ Elitekrieger die dort postierten Wächter umbrachten und in die erste Vorkammer der Stadt eindrangen. Dieses prächtig geschmückte Tor war als tödliche Falle konzipiert, denn es führte direkt ins Bestiarium, während der tatsächliche Zugang nach Gilam’esh’gad gut getarnt oberhalb der Stadt in der Wand des Felsmassivs lag. Auch der elektrisch gesicherte Tunnel für den Wasseraustausch, den die Krieger kurz darauf passierten, war noch nicht in Betrieb. Die Wachen, die ihn stattdessen schützen sollten, blieben tot zurück.
    Sie kamen in der Schlafphase der Stadt, als alles still und dunkel war. Martok’aros hatte ihnen befohlen, nicht bis zum Stadtzentrum mit seinen noch unvollendeten Prachtbauten vorzudringen. Ihm war klar, dass der effektivste Weg, Gilam’esh’gad nachhaltig zu schaden, in der Zerstörung ihrer Fabriken lag.
    Seine Elitekrieger hatten leichtes Spiel. So leicht, dass es sie frustrierte, denn auf einen Einsatz wie diesen hätte Martok’aros auch ein paar Halbwüchsige schicken können. Die Fabriken befanden sich alle im selben Außenbezirk. Man musste nur die mitgeführte Energiewaffe auf Dauerbeschuss stellen und den richtigen Punkt anvisieren.
    Hydreeische Fabrikationsanlagen hatten keinerlei Ähnlichkeit mit den tristen grauen Werksgeländen, die die Menschen zehntausend Jahre später errichteten. Es waren kunstvoll gedrehte Spindelbauten auf unglaublich schmalem Fundament. Für ihre Standfestigkeit sorgte ein Netzwerk aus Korallenröhren, das die Gebäude kreuz und quer miteinander verband.
    Die Mar’os-Krieger konzentrierten sich auf eine einzelne Gebäudekonstruktion. Sie zielten tief, und es dauerte nicht lange, bis die attackierte Fabrik zu schwanken begann. Über das Netz aus Korallenröhren erfasste diese Bewegung auch die umliegenden Gebäude. Ein fataler Domino-Effekt entstand. Plötzlich war der gesamte Vorort in Aufruhr; Spindelbauten
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