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227 - Herr des versunkenen Reiches

227 - Herr des versunkenen Reiches

Titel: 227 - Herr des versunkenen Reiches
Autoren: Stephanie Seidel
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irgendwo im stockdunklen Wasser. Sorgen machte er sich ihretwegen nicht, denn die Fische waren zu klein, um eine Gefahr für die Transportqualle darzustellen. Aber das Felsendach von Gilam’esh’gad war nicht mehr weit, und Matt hatte nur Nefertaris Beschreibung der örtlichen Gegebenheiten als Navigationshilfe. Er konnte sich nicht darauf verlassen, dass noch alles so war, wie die Hydritin es vor Tausenden von Jahren gesehen hatte.
    »Ich schalte mal alle Zusatzscheinwerfer ein«, sagte Matt zu sich selbst. Er trat an die Steuerung, stützte seine Hand auf und suchte nach der richtigen Tastenkombination. Zwar hatte er sie schon einmal getestet, aber er war müde und wollte keinen Fehler machen.
    Anfangs fiel es ihm nicht auf.
    Als er es merkte, runzelte er unwillig die Stirn. Da war ein leises Vibrieren in der Steuerkonsole! Matt zog die Hand zurück, sah sich fragend nach Aruula um. Sie nickte ihm zu, ihre schlanken Finger an der Quallenwand.
    »Der Boden zittert!«, nörgelte Yann. Im nächsten Moment presste er seine Hände an die Schläfen. »Mein Kopf! Mein Kopf!«
    »Was ist damit?«, fragte Matt alarmiert.
    »Er tut weh! O ihr Götter! Er tut so weh!« Yann ließ sich zur Seite fallen, verkrümmt wie ein waidwundes Tier, und jammerte herzzerreißend.
    Matt spürte, wie seine Müdigkeit verflog. Was ist hier los, verdammt noch mal?
    Er wandte sich der Steuerkonsole zu, aktivierte die Scheinwerfer. Sie flammten auf, einer nach dem anderen, in breiter Reihe. Wolken von Plankton wurden sichtbar, tanzten wie feines Schneegestöber vorbei. Das war alles. Keine Fische, kein Hindernis, nichts.
    »Maddrax!« Aruula klang gequält. »Mir wird schwindelig von diesem Brummen! Stell es ab. Bitte!«
    »Versprochen. Sobald ich weiß, was es auslöst.« Wieso höre ich nicht, was Aruula hört? Möglicherweise hängt es mit ihren telepathischen Fähigkeiten zusammen, das macht sie empfänglicher für mentale Schwingungen.
    »Schwingungen!« Matt stockte. Irgendwo in den Tiefen seines Gedächtnisses hatte etwas gezuckt. Eine Erinnerung. Wenn er sie nur greifen könnte! Ich hob das schon mal erlebt! Oder es hat mir jemand erzählt! Los, Mann, denk nach!
    »Schwingungen. Schwingungen«, murmelte er gehetzt. Sein Blick streifte die Steuerkonsole, und Matt registrierte – mehr unbewusst als sehend – dass am oberen Rand ein roter Schriftzug ablief. Wieder und wieder. Es waren hydritische Zeichen, versteht sich. Matt hätte sich auf sie konzentrieren müssen, um die Worte zu entschlüsseln. Das ging aber nicht, denn er war anderweitig beschäftigt.
    »Schwingungen…« Matt ruckte hoch. »Mein Gott: Smythe!«
    »Der is nich hier«, lallte Aruula. Sie war leichenblass, und ihr stierer Blick zielte auf ein Nirwana, das gewöhnlich nur Betrunkene im Delirium tremens anpeilten.
    Matt ging zu ihr. Er versuchte den Schmerz zu ignorieren, der plötzlich durch seinen Kopf pochte, und langte nach Aruula. Seine Finger schlossen sich um… nichts. Er hatte vorbei gegriffen. Wie war das möglich?
    »Sssag mir, was du siehst!«, befahl er und zeigte, so hoffte er wenigstens, auf Yann.
    Die Barbarin lachte. »Ein Lagerfeuer.« Sie nickte bekräftigend. »Jawohl. Komm, lass uns schlafen gehen!«
    Angst tastete mit Eisfingern nach Matts Kehle. Er wusste jetzt, was hier geschah. Er wusste nur nicht, wo es herkam.
    Infraschall.
    Matt konnte sich erinnern, dass sie dieses Problem einmal bei der jüngsten Generation der Kampfjets gehabt hatten – in seinem früheren Leben, als es noch die Air Force gab und er als kühner Pilot den Himmel eroberte. Eine Energiequelle im Antriebssystem strahlte Schallwellen auf so niedriger Frequenz aus, dass sie für das menschliche Durchschnittsohr nicht hörbar waren. Diese Wellen gingen mit kaum merklichen Vibrationen einher, und das Gesamtpaket rief eine besorgte Wissenschaft auf den Plan. Man hatte den Verdacht, dass Infraschall die Gehirnzellen schädigte und Halluzinationen hervorrief. Das wurde hin und her diskutiert, bis sich ein gewisser Professor Dr. Jacob Smythe der Sache annahm. Er fand einen Beweis für die umstrittene Theorie.
    Matt rief sich den Fernsehauftritt des spleenigen Professors in Gedächtnis. Infraschall macht dich zum lebenden Gemüse!, hatte Smythe damals einem geschockten Moderator erklärt, und seine Glubschaugen strahlten dabei, als spräche er über Weihnachtsgeschenke. Erst geht die Orientierung flöten, dann siehst du Dinge, die nicht da sind. Dann kommen die Kopfschmerzen.
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