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2236 - Der Finger Gottes

Titel: 2236 - Der Finger Gottes
Autoren: Unbekannt
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es hell um ihn herum. Er machte die Umrisse einiger Häuser aus, die in seiner Nähe standen. Hin und wieder tauchte der Kupfermond zwischen den schnell vorbeiziehenden Wolken auf.
    Wassergeier zogen mit weit ausgebreiteten Schwingen vorbei. Er hoffte, dass sie ihn nicht entdeckten.
    Gegen ihre messerscharfen Schnäbel konnte er sich unter den gegebenen Umstände nicht wehren.
    Mit ungeheurer Kraftanstrengung brachte er es fertig sich seinen Kopf zu drehen.- Danach wussste er, dass zumindest sein rechter Arm nicht gefesselt war.
    Wenn er dennoch schmerzte, konnte es nur daran liegen, dass unsichtbare Dämonen ihn aus dem Schultergelenk brechen wollten. Er schickte ein Stoßgebet zu den Lenkern der Schaspaken ins Erdreich hinunter - und es half. Schon wenig später spürte er die Nähe der segensreichen Geister, und die Schmerzen klangen allmählich ab. Noch aber hatte er keine ausreichende Kontrolle über seine Glieder.
    Um wieder zu Kräften zu kommen, blieb er auf dem Boden liegen. Dabei rief er sich in Erinnerung, was geschehen war. Fraglos war er keinem Gott, sondern einem der Weißen in die Quere gekommen.
    Er war gegen eine ihrer Zaubermaschinen geprallt, und dafür war er augenblicklich bestraft worden.
    Er war respektlos und unvorsichtig obendrein gewesen. Nie und nimmer hätte er blind in die Stadt hineinlaufen dürfen, in ein Gebiet, das ihm vollkommen unbekannt war. So hatte ihn die Strafe für sein Verhalten getroffen, denn er hatte jene beleidigt, die von den Göttern nach Caiwan geschickt worden waren.
    Der Schock saß tief und lähmte ihn zusätzlich. Noch nie in seinem jungen Leben war er mit einer derartigen Gewalt konfrontiert gewesen. Caiwanen waren friedliche Geschöpfe. Sicherlich gab es für Kinder und Heranwachsende Strafen als Orientierungshilfen, aber sie hatten grundsätzlich niemals mit körperlicher Züchtigung zu tun. Härter als jetzt hätte es ihn kaum treffen können.
    Der unangenehme Atemgeruch eines Mannes mit faulenden Zähnen schlug ihm an den Hals. Dando wollte etwas sagen, brachte wiederum jedoch nur ein leises Stöhnen hervor. „Sie haben dir die Neuropeitsche gegeben, was?", sagte der andere, und dabei lachte er leise. „Es wird noch einige Zeit dauern, bis du dich wieder regen kannst. Das ist eine gute Gelegenheit für mich."
    Dando fühlte, wie die Hände des Mannes in seine Taschen eindrangen und die wenigen Habseligkeiten daraus hervorholten, die er sein Eigen nannte. Den Kopf blickte der Dieb nur kurz an, um ihn dann achtlos auf den Boden fallen zu lassen. Er interessierte sich ausschließlich für die Chronners, die sein hilfloses Opfer mit sich führte. Leise lachend zählte er sie. „Alle Achtung", lobte er ihn. „Noch so jung und doch schon so viele Chronners. Na ja, du wirst dir eine Arbeit suchen müssen, um wieder welche zu verdienen."
    Plötzlich richtete er sich steif auf. Er ließ das Geld aus den Händen gleiten, die er langsam über den Kopf erhob. „Verschwinde, du Lump!", befahl eine helle Stimme.
    Der Mann gehorchte. Fluchtartig machte er sich davon.
    Dando drehte den Kopf ein wenig. Seine Blicke fielen auf ein junges Mädchen mit einem schönen, schmalen Kopf und einer ebenso schmalen Augenleiste, die bis zu ihren kleinen, kecken Brüsten herab reichte. „Ich konnte nicht zusehen, wie ein schäbiger Dieb dich ausplündert", erklärte das Mädchen sein Handeln. Dabei lächelte es und entblößte zwei Reihen spitzer, ebenmäßiger und sehr gepflegter Zähne. Es legte ihm die Hand auf die Brust. „Entspanne dich. Du kannst die Wirkung einer Neuropeitsche nicht so schnell überwinden. Vor allem hat es überhaupt keinen Zweck, sich zu wehren. Du brauchst einfach nur auf dem Boden zu liegen und zu warten. Ich werde bei dir bleiben, während die Schaspaken ihr segensreiches Werk verrichten."
    Es tat ihm gut, dass jemand mit ihm redete. Er hörte dem Mädchen zu, ohne antworten zu können.
    Wie gern hätte er nach ihrem Namen gefragt oder ihr gesagt, dass sie schön war! Er konnte es nicht.
    Die Sonne stieg höher, und ihre Strahlen brannten auf ihn herab. Seine Retterin setzte sich so vor ihn, dass sein Gesicht beschattet wurde. „Oh, bevor ich es vergesse", sagte sie, als die Sonne beinahe senkrecht über ihnen stand. „Mein Name ist Otarie." Behutsam flößte sie ihm eine säuerlich schmeckende Flüssigkeit ein, die ihn angenehm erfrischte. „Ich werde jetzt den Mund halten, sonst könnte es Ärger geben."
    Gleich darauf verstand er, was sie damit
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