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2236 - Der Finger Gottes

Titel: 2236 - Der Finger Gottes
Autoren: Unbekannt
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halten konnten und nicht herabstürzten. Er beobachtete die Boten der Götter, wie sie in den kunstvoll gestalteten Gärten umherschritten, aus funkelnden Gläsern tranken und sich in einer heiteren Weise unterhielten, die ihn seltsam berührte.
    Sie waren nicht nur Wesen aus einer anderen Welt, sie erschienen ihm tatsächlich wie die Götter selbst. Obwohl sie sich den Anschein gaben, als hätten sie nie körperliche Arbeit geleistet, wirkten sie nicht schwächlich und verweichlicht, sondern kräftig und geschmeidig. Sie sahen aus wie Männer, die man besser nicht zum Kampf herausforderte.
    Er, Otarie und die anderen Caiwanen lebten in einer anderen Welt als sie, in einer schmutzigen, schlammigen, abstoßend hässlichen Welt mit Ungeziefer, herumstreunenden Karpaas, achtlos weggeworfenem Unrat und an allen Ecken und Kanten gegenwärtigen Grauechsen, kleinen, flinken Reptilien, die ständig auf der Jagd nach Insekten waren. „Sie selbst nennen sich Arkoniden", erläuterte sie. „Der Priester Owara Asa Tagakatha übersetzt dieses Wort mit die im Glanz der Göttersonne leben. Damit drückt sich aus, dass sie die Auserwählten und Gesandten der Götter sind. In ihrem Auftrag sind sie nach Caiwan gekommen, um die in den Bergen verborgenen Schätze zu heben und ins Reich der Götter zu bringen."
    Sie deutete hoch zu den Sternen. Dando hörte ihr geduldig zu. Er begriff nicht alles und musste immer wieder nachfragen, doch allmählich klärte sich das Bild. Otarie rückte einiges von dem zurecht, was er bisher geglaubt hatte zu wissen. Er begriff, dass er sich nicht grundsätzlich auf das verlassen durfte, was man ihm im Dorf seines Heimattals vermittelt hatte. „Woher weiß Owara Asa Tagakatha, dass sie die Beauftragten der Götter sind? Haben sie es ihm gesagt?"
    Sie drehte den Kopf wiegend hin und her, womit sie ihm signalisierte, dass er nur zum Teil richtig lag mit seiner Vermutung.
    Plötzlich entdeckte er einen Weißen. Der Götterbote wurde von fünf feuerroten Graswölfen begleitet.
    Ihm stockte buchstäblich der Atem. Er wollte nicht glauben, was er sah. Diese Wölfe waren neben den Zahnanthern die gefährlichsten Raubtiere Caiwans. Noch nie hatte er davon gehört, dass diese Tiere auch nur in die Nähe von Dörfern oder Städten gekommen waren. Sie waren scheu und vermochten sich in der Wildnis buchstäblich unsichtbar zu machen - bis sie überraschend vor ihrem Opfer auftauchten und es blitzschnell zerrissen.
    Dass sie wie gezähmte Karpaas zusammen mit Caiwanen lebten, war vollkommen ausgeschlossen.
    Die Weißen aber hatten offensichtlich einen Weg gefunden, sie an sich zu binden und zum Gehorsam zu zwingen.
    Otarie machte ihn auf eine der Zaubermaschinen aufmerksam. Das Objekt schwebte heran, wobei es sich etwa in Kopfhöhe bewegte. Zwei Arkoniden standen darauf. Ein Caiwane kniete zwischen ihnen auf der Plattform. Die Hände waren ihm auf den Rücken gebunden. Lautlos glitt die Maschine an Dando und dem Mädchen vorbei bis in die Gärten der Weißen hinein, wo es landete. Die beiden Männer zerrten ihren Gefangenen hoch und führten ihn zu jenem Arkoniden, der von den Graswölfen begleitet wurde. „Was geschieht da?", fragte Dando. „Ich weiß nicht, sie reden miteinander", antwortete sie. „Der Mann muss irgendwas verbrochen haben. Vielleicht hat er schlecht gearbeitet."
    Erschrocken hielt sie den Atem an, als der gefangene Caiwane laut und wütend brüllte und die Arkoniden dabei beschimpfte. Er riss sich los, schüttelte die Fesseln ab und flüchtete in ihre Richtung.
    Dando wunderte sich, dass die Arkoniden nichts unternahmen, um ihn aufzuhalten. Schon hatte der Flüchtende die Gärten verlassen und war kaum noch fünfzig Meter von ihm und Otarie entfernt, als die Graswölfe plötzlich zu heulen begannen und ihm heftig geifernd hinterherliefen.
    Sie waren unfassbar schnell. Sie holten den Mann ein, bevor er eines der Häuser erreichen konnte.
    Dando schrie unwillkürlich auf, als er beobachtete, wie die Wölfe ihn ansprangen, mit den Zähnen packten und zu Boden warfen. Im nächsten Moment war der Caiwane unter den tobenden Körpern der Raubtiere verschwunden. „Wir ... wir müssen ihm helfen", stammelte der Junge. „Wir können doch nicht zusehen, wie er getötet wird!"
    Otarie griff nach seinem Arm und hielt ihn fest. Sie stellte sich vor ihn und versperrte ihm den Weg. Über ihre Schulter hinweg beobachtete er das grässliche Geschehen. „Das müssen wir aber. Wir können überhaupt nichts
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