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2235 - Todesspiele

Titel: 2235 - Todesspiele
Autoren: Unbekannt
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eine Kapsel heraus. Liliens Blick huschte kurz zu Allister Lake. Der Ingenieur wirkte seltsam ruhig, gefasst, als hätte er bereits mit seinem Leben abgeschlossen.
    Porgork räusperte sich, als er die Kapsel öffnete und den Namenszettel herausnahm. „Wigla Stolm", sagte er.
    Hinter Lilien keuchte jemand auf. Sie drehte den Kopf und sah Stolm, eine füllige Technikerin mit pausbäckigem Gesicht, das jetzt Fassungslosigkeit und Erstaunen ausdrückte. Die Technikerin schlug die Hand vor den Mund und schluchzte vor Erleichterung.
    Porgork zog den nächsten Namen.
    Dann den dritten.
    Allister Lakes Name war nicht darunter. Lilien sah, wie er die Augen schloss und sich auf seinem Stuhl zurücklehnte, und sein blasser Teint wurde noch um eine Spur fahler. Ihr Herz krampfte sich zusammen.
    Sie suchte nach Worten des Trostes, und sie fand keine. Was sollte sie einem Menschen auch sagen, der gerade sein Todesurteil verkündet bekommen hatte? Lake stand auf und verließ mit schweren Schritten die Kantine. Lilien blickte ihm nach, aber er sah sich nicht um. Er bewegte sich mechanisch wie ein Roboter. Die anderen Techniker, die verloren hatten, folgten ihm.
    „Die Kybernetiker", drang Porgorks Stimme an ihr Ohr.
    Er zog die Kapseln und nannte die Namen der beiden Glücklichen, aber Lilien hörte nicht hin. Ihre Gedanken waren noch immer bei Allister Lake und den anderen Technikern, die zum Sterben verdammt waren.
    Werde ich auch dazugehören?, fragte sie sich. Und selbst wenn das Glück mir hold ist und das Los entscheidet, dass ich eine der Auserwählten bin, wie soll ich weiterleben mit den Erinnerungen an die Verdammten?
    „Und jetzt die Raumfahrer", kündigte der Topsider an, während die Kybernetiker, deren Namen nicht gezogen worden waren, schweigend und bedrückt die Kantine verließen. Liliens Magen zog sich zusammen.
    Ihr wurde übel, und sie fürchtete, sich übergeben zu müssen.
    „Der Astrogator ist Zal Zalunder", sagte Porgork, als er den Zettel entfaltete, den er aus der Loskapsel genommen hatte.
    Zalunder. Ein kleiner, drahtiger Terraner, stets zynisch und abweisend, aber jetzt liefen Tränen des Glücks über sein Gesicht.
    Porgork griff nach den beiden letzten Loskapseln und öffnete sie umständlich.
    Lilien biss sich auf die Lippe. Alles um sie herum schien sich zu drehen, vor ihr zurückzuweichen, bis sie in einer grenzenlosen Leere war, in der es nur sie gab und das Rauschen des Blutes in ihren Adern.
    Durch das Rauschen schnitt die raue Stimme des Topsiders.
    „Lilien Obracht."
    Ihr Herzschlag setzte einen Moment aus. Hatte sie es nur geträumt, oder war soeben ihr Name gefallen? Aber nein, es war keine Einbildung. Ihr Name war tatsächlich gezogen worden. Sie würde leben.
    Leben.
    Während alle anderen sterben würden.
    Sie lauschte in sich hinein, doch da war nichts, keine Regung, kein Gefühl. Weder Glück noch Erleichterung. Nur eine tief reichende Betäubung, durch die sich langsam, wie aus großer Ferne, ungläubiges Staunen fraß.
    Warum ich?, fragte sie sich benommen.
    Warum hatte das Glück sie getroffen?
    Warum war Allister Lake zum Tode verdammt, sie aber würde leben dürfen? Es war nicht gerecht, es war nicht richtig.
    Blinder Zufall.
    Mehr nicht.
    „Begebt euch unverzüglich zum Springerboot", hörte sie Subkommandant Porgork sagen. „Ich werde Kellborn informieren, dass ihr kommt. Macht euch mit den Bordsystemen vertraut und wartet dort das Ende der Spiele ab."
    Lilien erhob sich. Schloss sich automatisch den sieben anderen an, denen das Leben geschenkt worden war. Noch immer hatte sie das Gefühl, sich in einem Traum zu befinden. „Lebt wohl", sagte Porgork rau. „Lebt wohl und vergesst uns nicht." Als Lilien die Kantine verließ, rannen heiße Tränen über ihre Wangen. Sie weinte auf dem ganzen Weg zum Hangardeck und konnte noch immer nicht fassen, dass sie leben würde.
     
    13.
     
    8. April 1332 NGZ, 13:21 Stationszeit
     
    Sgarde Norte saß im Weißen Casino, durch einen Tisch von einem gedrungenen, muskelbepackten Überschweren getrennt, umringt von Cops, Syndikatsleuten und Spielern. Auf dem Tisch, schwarz wie ein Grab in finsterer Nacht, lag eine antike Pistole. Eine 45er Smith &Wesson.
    Casino-Direktor Jerome hatte sie zur Verfügung gestellt. Der kleinwüchsige, dickbäuchige Terraner wischte sich mit einem Seidentuch den Schweiß von der Stirn und fuchtelte mit den Armen, um die aufgeregt plappernden Zuschauer zum Schweigen zu bringen.
    „Die Regeln sind bekannt",
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