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2233 - Das Specter

Titel: 2233 - Das Specter
Autoren: Unbekannt
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Idol gegenüberzustehen eine gänzlich andere. Furcht einflößend elegant hatte sich Shallowain nach seinem Sprung aus dem oberen Stockwerk abgerollt. Schneller, als das Auge folgen konnte, war er wieder auf den Beinen gewesen. Keine Miene verzog er, der doch die ihn Umringenden, hinter ihren Deflektorschirmen Verborgenen nicht sehen konnte, während der Anführer ihres Stoßtrupps Meldung machte.
    „Kommando Berlen Taigonii. Ich, Tran-Atlan, überantworte dir hiermit die Befehlsgewalt. Gib Order, Vretatou, wir folgen dir!"
    Zusätzlicher Erklärungen bedurfte es nicht. Shallowain verstand augenblicklich, dass sich die Kodebezeichnung ihres Unternehmens auf die Saga von den elf Heroen der Vorzeit bezog, die ins Ungewisse aufgebrochen waren, um den zwölften, eben Vretatou, zu erretten.
    „Wie weiter?", fragte er nur, knapp und beiläufig, als erkundige er sich nach dem Menüplan dieser Woche.
    Sie statteten ihn mit einer Antiflex-Brille aus, und Tran-Atlan informierte ihn stichwortartig darüber, wie sie sich die Flucht aus der Botschaft vorgestellt hatten.
    „Gut", war alles, was der Cel'Athor von sich gab. In Windeseile tauschte er seine Oberbekleidung gegen Hy'Tymons leichten Kampfanzug. Auch dessen Tornister, Waffengürtel und sonstige Ausrüstung nahm er kommentarlos entgegen.
    Dann hievten sie den Agenten, der bis auf die kalten Kunstaugen Shallowains Zwillingsbruder hätte sein können, hinauf in die Hygienezelle.
    „Dein Opfer wird nicht vergeblich gewesen sein, Bruder Hy'Tymon!", rief ihm Tran-Atlan nach, schneidig wie immer. „Halte durch! Wir werden dich freipressen, wenn die Zeit gekommen ist. AZarakhbin Tantor ya Taigon!"
    „Los!", befahl Vretatou.
    Keine Minute war vergangen, seit sie den Zellenboden desintegriert hatten. Zeit stellte auch weiterhin den wichtigsten Faktor dar. Wenn sie das Gebäude möglichst unbeschadet verlassen wollten, mussten sie vor allem eines sein: schnell.
    Tran-Atlan und Jangsho Wran, ihr Technikspezialist, dessen Mikro-Drohnen die Raumsensoren ausgetrickst hatten, setzten sich an die Spitze. Teslym bildete den Abschluss, sodass Oltran und Stentral die Ehre zufiel, Vretatou zu flankieren.
    Zu Oltrans eigener Verwunderung schafften sie es, trotz des forcierten Tempos einigermaßen mit dem Cel'Athor Schritt zu halten. Obwohl sie wegen der Störanfälligkeit auf ihre Anzug-Antigravs verzichteten, schien ihm, als berührten seine Füße kaum den Boden. Er flog regelrecht dahin und geriet nicht einmal außer Atem dabei.
    Es geht doch nichts über eine kräftige Dosis Adrenalin ...
    Sie durchquerten den unbelegten Zellentrakt und warfen sich durch das Loch in den darunter liegenden Lagerraum. Gerade noch rechtzeitig. Einen Lidschlag nachdem Teslym gesprungen war, bildeten sich matt leuchtende Schlieren über der Öffnung: Der HÜ-Schirm hatte sich wieder aufgebaut. Puh.
    Hattaga, der Celista, der die beiden Geiseln bewacht hatte, salutierte stramm vor Vretatou. Der würdigte ihn keines Blicks, sondern beugte sich über den paralysierten Hünen mit der mehandorischen Haartracht.
    „Detair", murmelte er leise, doch hörbar alarmiert, „der Tierheiler. Dann kann auch Kantiran nicht weit sein. Habt ihr die angrenzenden Räume gründlich durchsucht?"
    „Ja, sogar mit Individualtastern. Die Etage ist so ausgestorben, wie sie sein sollte – bis auf dieses Pärchen, und die gehören ja eigentlich auch nicht hierher."
    „Wo mag er bloß stecken...?" Für einen winzigen Augenblick zögerte Vretatou, dann straffte er sich wieder. „Egal. Dazu ist jetzt keine Zeit. Ich werde ihn finden, und wenn nicht, wird mir dieser hier als Köder dienen. Wir nehmen sie mit, beide!"
    Hattaga schulterte die rothaarige Terranerin, Teslym den massigen Kolonialarkoniden. Dennoch wirkte der Celista von dem zusätzlichen Gewicht deutlich gehandikapter als der Kralasene. Wir Angehörigen der Tu-Ra-Cel reden uns gerne ein, wir gehörten zu einer Elitetruppe, schoss es Oltran durch den Kopf, während er seinen ausgelaugten, schmerzenden Körper erneut in Bewegung setzte.
    Aber gegen die Bluthunde des Imperators sind wir nicht mehr als Anfänger, in jeder Hinsicht.
    Bestenfalls können wir ihnen als Handlanger dienen.
    Oder als Kanonenfutter...
    Er konnte nicht verhindern, dass die Angst wieder in ihm hochkroch. Wenn es hart auf hart gehen sollte, würden die Kralasenen garantiert keine Rücksicht auf ihre minderen Mitstreiter nehmen. Solidarität mit Schwächeren gehörte nicht zu den Charakterzügen,
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