2212 - Menschheit im Aufbruch
inzwischen, das Schiff der Organisation Taxit wieder flottzumachen. Adams ging davon aus, dass der Frachter Terra in den nächsten Tagen doch noch aus eigener Kraft erreichen würde. Er selbst hatte so lange nicht warten wollen, zumal aus der Solaren Residenz eine Vorrangorder eingetroffen war. Die LIBERTY sollte ihn auf Terra abliefern.
Der Kugelraumer durchstieß die Wolkendecke. Trotz des weit fortgeschrittenen Vormittags lag die Metropole in Düsternis. Nur vereinzelt geisterten Sonnenstrahlen über das weitläufıge Stadtgebiet. Ein Hauch von Schwermut lastete über dem Land.
Für wenige Augenblicke sah Adams den Goshun-See in der Feme – schwarz und düster, als wäre ein Stück der Planetenkruste ausgestanzt worden. Die Solare Residenz hatte ihre Position hoch über der City verlassen und war gelandet. Adams kaute unwillig auf seiner Unterlippe. Selbst jetzt überragte die stählerne Orchidee noch die meisten Gebäude, aber das änderte nichts daran, dass sie als Wahrzeichen versagt hatte. Zweifellos sah es auf allen wichtigen Welten der Milchstraße ähnlich aus. Doch das war ein billiger Trost. Unwillig hatte Homer beide Hände in die Hosentaschen geschoben, nun ballte er die Hände. Mit Mittelmaß hatte er sich nie abgefunden. Mir geht es zwar schlecht, aber allen anderen ebenfalls. Solche Sätze brachten ihn zur Weißglut. Schon in jungen Jahren hatte er gelernt, dass in jeder Krise zugleich eine Chance lag, vorausgesetzt, man krempelte die Hemdsärmel hoch und packte kräftig an. Um genau das zu tun, war er hier: mit anpacken und helfen, Terra wieder nach oben zu bringen.
Die LIBERTY landete auf dem Terrania Space Port südwestlich des Residenzparks. Einige Dutzend Raumschiffe standen weit verstreut auf dem vierzig Kilometer durchmessenden Areal.
Einige Augenblicke lang wirkte Adams unschlüssig, dann entdeckte er in der Rundumbeobachtung einen näher kommenden Gleiter – Maurenzi Curtiz verlor also keine Zeit.
„Funkspruch für dich, Homer!"
Das Timing war perfekt. Adams lächelte spärlich. „Hier Homer G. Adams. Ich höre."
„Jacques Henna. Ich bin beauftragt, dich abzuholen und ..."
Der Gleiter gewann an Höhe, schließlich flog er in einen der oberen, nur wenige Decks über der Hauptzentrale gelegenen Space-Jet-Hangars ein.
Henna stand fast stramm, als Adams Minuten später auf ihn zuging. „Es ist mir eine Ehre ..." Der Aktivatorträger winkte ab. „Ich nehme an, wir fliegen zur Residenz."
„Selbstverständlich."
„Wer ist anwesend?"
„Die Führungsspitze", sagte Henna. Er ließ Adams einsteigen und schwang sich wieder in den Pilotensessel. „Rhodan und Bull weilen nicht auf Terra. Aber Julian Tifflor ist hier. Außerdem Myles Kantor, Mondra Diamond und Bre Tsinga. Ein Krisenstab wurde gebildet."
Mit wachsender Geschwindigkeit raste der Gleiter über den Raumhafen hinweg. Terrania City wirkte leblos und leer wie eine Geisterstadt. Keine Fahrzeuge waren in der Luft, die Schwebebahnen und Transportbänder standen, still, nur vereinzelt quälten sich bodengebundene Gleiter über Straßen und Plätze. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung zog es offenbar vor, in den Wohnungen zu bleiben. Wie lange werden sie das durchstehen?, fragte sich Adams. Die Infrastruktur wird innerhalb kurzer Zeit zusammenbrechen.
„Homer ...?", fragte Henna stockend. Adams löste sich aus seinen Betrachtungen. „Ich meine ...
kann ich dich etwas Privates fragen?"
„Um was geht es?"
Jacques Henna wandte sich ihm zu. Er hatte die Stirn in Falten gelegt, als denke er über ein anstrengendes Problem nach. Adams schaute den Mann von der Seite her an. Henna mochte Mitte dreißig sein, sein Alter war jedoch schwer zu schätzen.
„Ich habe mir ein kleines Sümmchen angespart", fuhr Henna fort. „Sicher angelegt in einem Finanzierungsfonds der LFT."
„Du willst wissen, ob das Kapital noch sicher ist?"
Vor ihnen, höchstens dreißig Kilometer entfernt, zeichnete sich die Solare Residenz ab. Die Seitenflügel verschwanden fast völlig hinter dichten Regenwolken.
„Ich kann über das Geld täglich verfügen", erklärte Henna. „Aber ich denke, wenn alles am Boden liegt, sollte ich mich an der Industrie beteiligen. Billiger werden die Papiere kaum noch, oder?"
„Sie könnten wertlos werden!", sagte Homer knallhart. „Das Risiko besteht in jeder Hinsicht. Die Gefahr eines völligen Zusammenbruchs war nie so groß wie heute. Außerdem halte ich nichts von Spekulationen im kleinen Rahmen, damit
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