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221 - Feindliche Übernahme

221 - Feindliche Übernahme

Titel: 221 - Feindliche Übernahme
Autoren: Christian Schwarz
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Ruhe. Erst als sie glaubte, genug Distanz zwischen sich und die Beduuns gelegt zu haben, ließ sie ihn ruhiger gehen. Mit gesenktem Kopf trottete das Tier dahin. Seine Flanken bebten, es schwitzte stark.
    Nefertari ritt zum Nil zurück. Am Ufer, im Schutz von Büschen, ließ sie den Zarak saufen und machte kurz Rast.
    Rüstü hatte den Tod verdient. Aber warum musstest du Sülayka umbringen? Sie hat uns das Leben gerettet, sie war eine Freundin. Kennst du denn gar keine Dankbarkeit?
    Was regst du dich auf, Aruula? Ich dachte, du bist eine Kriegerin. Aber für eine solche bist du viel zu weich. Sülayka hat gesehen, was passiert ist. Sie hätte geschrien und die Wachen alarmiert. Es war notwendig, sie ebenfalls zu töten.
    Kein Verlust. Denn auch, wenn sie unseren Körper gehegt und gepflegt hat, so ist sie doch mit Mist zwischen den Zehen geboren und ihr Leben war daher nicht viel wert. Sie hat es geopfert, um einer Königin die Flucht zu ermöglichen. Das ist mehr, als sie sonst in ihrem elenden Leben zustande gebracht hätte. Vor allem dies wird man ihr im Totenreich hoch anrechnen, glaube es mir.
    ***
    Sümpfe von Akaaga, Raanda, Mitte Juni 2524
    Eine halbe Stunde nach dem konspirativen Gespräch mit General Sango ritt Mombassa im Lager ein. Schon von weitem hörte er das Knattern und Fauchen einer Dampfmaschiin. Er gab sein Tsebra bei den Tierhütern ab und ging zur entgegen gesetzten Seite des Lagers. Dort hatten sich einige hundert Soldaten versammelt. Interessiert schauten sie dem neuen König zu.
    Daa’tan saß gerade auf einem zweirädrigen Dampfbaik und lenkte es begeistert durchs Gras. Immer wieder fuhr er Schlangenlinien, legte das Gerät in scharfe Kurven, kippte fast, fing es aber im letzten Moment wieder ab.
    Agaad, der einst Prinz Banyaar als Erster Mechaniker gedient hatte und dem jetzt die Wartung des Kriegsgeräts oblag, rannte ihm immer wieder hinterher. »Nein, mein König!«, schrie er und fuchtelte mit den Armen. »Du bist viel zu schnell. Fahr langsamer! Du musst dich erst an das Baik gewöhnen, sonst kippst du um!«
    Daa’tan verstand kein Wort, auch weil der Motor viel zu laut war. Sich halb aus dem Sitz erhebend, versuchte er ohne Tempodrosselung einen mächtigen Stein zu umfahren. Dabei setzte er die Kurve viel zu spät an. Er musste den Lenker abrupt herumreißen. Prompt geriet er ins Schlingern und fuhr auf einen Bahbab zu. Der junge Mann hatte Glück. Er streifte den Baum lediglich. Trotzdem stürzte er mitsamt dem Baik zu Boden.
    Daa’tan schrie vor Schmerz. Er hatte sich am Bein verletzt.
    Das Baik neben ihm lag auf dem Sattel, die Räder in der Luft drehten durch. Unter dem Fahrzeug begann es zu qualmen. Die glühende Kohle, die den kleinen Dampfkessel erhitzte, war auf das dürre Gras gefallen.
    Erste Flammen schlugen hoch. Einige Männer schrien.
    Scheiße, dachte Mombassa und warf den Lioonschädel von sich. Zusammen mit Grao spurtete er los. Er war etwas schneller als der Daa’mure. Die Flammen leckten bereits am Baik hoch. Ohne zu zögern packte Mombassa das schwere Gerät am Rahmen, wuchtete es hoch und schleuderte es auf den Felsen, wo das glühend heiße Eisen kein Unheil mehr anrichten konnte. Dann warf er sich auf den Boden und rollte seinen mächtigen Körper in den Flammen hin und her. So lange, bis auch die letzte erstickt war.
    Es rauchte, als Mombassa wieder aufstand und sich die Aschepartikel vom Leib klopfte. Die Krieger jubelten und stürzten auf ihn zu. Sie wollten ihn in die Höhe heben und ihn im Triumphzug ins Lager zurück tragen. Er wehrte sie ab.
    »Kümmert euch um den König«, sagte er. Die Soldaten starrten ihn an. Keiner wunderte sich mehr, dass Mombassas Haut keine einzige Brandblase aufwies. Schließlich prallten daran selbst hart geworfene Speere ab.
    Daa’tan erhob sich. »Ich brauche eure Hilfe nicht. Mir geht’s gut.« Er humpelte ins Lager zurück. Grao begleitete ihn.
    Auf halbem Weg drehte sich Daa’tan um. »Und morgen werde ich das vierrädrige Dampfbaik ausprobieren!«, rief er und streckte den rechten Arm aus.
    »Das geht nicht gut, das geht nicht gut«, jammerte Agaad vor sich hin.
    Mombassa kam hinter Daa’tan her. Mit vier mächtigen Schritten überwand er die Distanz. Groß wie ein Berg stand er vor ihm.
    »Was willst du, Mombassa?« Daa’tan sah ihn kühl an. »Du hast mir jetzt zwei Mal geholfen. Das war richtig. Aber dass du ›Jüngelchen‹ zu mir gesagt hast, das verzeihe ich dir nicht so schnell. Dafür werde ich dir eine
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