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2186 - Der neue Souverän

Titel: 2186 - Der neue Souverän
Autoren: Unbekannt
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Erinnerungen verblassten, und schließlich konnte er in einem winzigen klaren Moment über die Begrenzung hinausschauen, die die Flüssigkeit, die seinen Körper umgab, an Ort und Stelle hielt. Und er sah einen riesigen Saal voller Apparaturen, deren Sinn und Zweck ihm völlig fremd waren. Mittlerweile erinnerten diese Apparaturen ihn an gar nichts mehr. Mit Ausnahme anderer Behälter, die wie riesige Reagenztanks aussahen. Als er nicht mehr wusste, was Reagenzgläser waren, erkannte er in diesen Tanks andere Körper. Sie waren aber nichts weiter als grässlich verformte Klumpen Gewebe. Er fragte sich, ob auch sein Körper nur noch ein solcher grässlich verformter Gewebeklumpen war. Aber der Körper in dem anderen Reagenztank hatte Augen, Augen wie die, mit denen er in den riesigen Saal hinausschaute, und er erkannte diese Augen, und ein Damm brach in ihm, und einige Erinnerungen kehrten wieder zurück. Diese Augen würde er niemals vergessen, niemals, ganz gleich, was mit ihm geschah. Es waren Rayes Augen. Die Augen der Frau, die er mehr als sein Leben liebte.
     
    2.
     
    Sieger und Besiegte: Der Hauch der Zeit Die Inquisition der Vernunft „Die Unterwerfung der Thatrix-Kultur ist mittlerweile vollständig gelungen", sagte der Erste Inquisitor Cualpo Ikat. „Das alte Reich des Glücks existiert nicht mehr, Kampfhandlungen finden nur mehr selten statt. Die Raumschiffe der Eltanen sind zum allergrößten Teil vernichtet, ebenso die eltanischen Wohnwelten." Sickz Uknadi, Souverän der Vernunft und damit neuer Herrscher über die Galaxis Tradom, zögerte nur kurz. Früher hatte er Schwierigkeiten gehabt, dieses Wort auszusprechen. Aber das war schon lange her. „Der Völkermord ist also praktisch vollendet?"
    „Die Inquisition der Vernunft hält das Regiment fest in der Hand", bestätigte Ikat. „Ich verstehe, ehrlich gesagt, deine Besorgnis nicht ganz." Uknadi lächelte schwach. Das unterschied ihn, den Souverän, von den Inquisitoren. Ihnen mangelte es einfach an seiner Weitsicht.
    Er ließ den Blick durch den großen Konferenzraum in der Festung der Inquisition gleiten, von der aus sie das Reich Tradom regierten. Als er ihn zum ersten Mal betreten hatte, hatte er sofort einen Hauch von kosmischer Bedeutung gespürt. Er war überzeugt, dass in diesem Raum Entscheidungen getroffen worden waren, die über Leben und Tod von Millionen, wenn nicht sogar Milliarden von Lebewesen bestimmt hatten. Im Nachhinein gratulierte er sich zu seinem Entschluss, der letzten großen Streitmacht der Eltanen im Austausch gegen die Calditischen Paläste freien Abzug geboten zu haben. Das zur Festung umgebaute Gigantobjekt war schon längst mehr als nur ein militärisches Machtmittel. Es war ein Symbol. Und an Symbolen mangelte es dem Reich Tradom noch immer. Mit Symbolen schaffte man Identität, Bewusstsein. Ein einheitliches Bewusstsein, das die vielfältige Bevölkerung der riesigen Galaxis dringend benötigte.
    Oberflächlich gesehen war alles ruhig. Die Inquisition der Vernunft herrschte mit eiserner Faust. Das Wort des Souveräns und seiner Logenmitglieder, der Inquisitoren, war Gesetz. Das Regime hatte wichtige Helfer gewonnen: die Valenter, die für sämtliche militärischen Belange zuständig waren, aber auch die Wissenschaftler der Dhyraba'Katabe, welche die Steuerung der Hinterlassenschaften der Eltanen und Guyaam übernommen hatten. Sickz Uknadi bezweifelte allen Ernstes, dass die unterworfenen Völker tatsächlich hinter der Inquisition standen, sich mit ihr identifizierten. Dazu war ein neues Bewusstsein erforderlich, und das war noch nicht vorhanden. „Es wird gar nicht so einfach sein", fasste er seine Überlegungen zusammen, „nach endlosen Jahrtausenden unter dem Schutz des Reichs des Glücks solch ein neues Bewusstsein zu schaffen."
    Cualpo Ikat pflichtete ihm durch Gesten bei, sagte aber nichts. „Wir können uns auf Dauer nicht nur auf militärische Präsenz verlassen. Wir brauchen einen anderen Ansatz, um die Völker Tradoms zu befrieden und auf unsere Seite zu ziehen."
    „Und welchen?", fragte der Erste Inquisitor. Sickz Uknadi lehnte sich zurück. „Wir werden das Militär durch einen religiösen Ansatz unterstützen. Und zum Mittelpunkt der neuen Religion wird Anguela werden, der noch immer in den Köpfen der Völker verankert ist."
    „Anguela?"
    „Wie du dich erinnerst, haben die Genetiker von Kaaf in meinem Auftrag schon vor langer Zeit einen Doppelgänger Anguelas hergestellt. Ich habe diesen Klon
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