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2179 - Akreols Welt

Titel: 2179 - Akreols Welt
Autoren: Unbekannt
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in der Zentrale arbeiten, sich notfalls ein persönliches Bild von den Gegebenheiten an Bord eines bestimmten Traktors machen. Er ist groß genug, um die meisten erforderlichen Geräteteile mitführen zu können oder eine >Touristengruppe< wie euch."
    „Eine Touristengruppe!", entfuhr es mir, und ich musste lachen. „Ja, natürlich, den Käfig kann man von allen Seiten einsehen. Ihr veranstaltet also eine Führung mit uns?"
    Der Mochichi mit den violetten Knochenwülsten nickte. Dann machte er eine einladende Geste, der Monkey ohne ein weiteres Wort nachkam. Es dauerte nicht lange, bis wir alle immerhin gut sechzig Personen - in den Verschlag gestiegen waren. Gaffra trat als Letzter ein und machte sich an einer Konsole im Inneren zu schaffen. Ruckend setzte sich das Gebilde wieder nach oben in Bewegung. Es verharrte jedoch nicht an der Stelle, an der es gehangen hatte. Als es sich diesem Bereich näherte, bildete sich ein Spalt in der Kuppeldecke, der gerade breit genug war, und entließ den Drahtverhau mitsamt seiner Besatzung von Aufständlern ins Freie.
    Ich roch sofort die angenehme, kühle Luft, mit der sich kein noch so gut aufbereitetes Sauerstoffgemisch einer Recyclinganlage messen konnte. Ich erwartete eigentlich auch, dass der heftige Wind, der hier draußen herrschte, an meinen Haaren zerren und die Kleidung blähen würde. Aber weit gefehlt. Ich spürte keinen Lufthauch. „Ich habe uns in ein Energiefeld gehüllt", sagte Gaffra, als Monkey ihm eine entsprechende Frage stellte. „Das Wetter kann hier am Nordpol sehr ungemütlich werden, und der Trolli bewegt sich mit äußerst hoher Geschwindigkeit. Ohne ein Energiefeld und unterstützende Prallschirme könnten wir ihn überhaupt nicht einsetzen."
    Durch eine Kodeabfolge programmierte Lank Gaffra den Trolli, und wir setzten uns in Bewegung. Rasend schnell, was wir jedoch nur an unserem Schatten ablesen konnten, der unten über den Boden huschte, näherten wir uns dem Traktor, den der Oxtorner in der Turmzentrale so treffsicher herausgedeutet hatte. Ghill und Akreol blickten sich schweigend um, genau wie die Elitetruppe in ihrer Begleitung. Sie wirkten genauso beeindruckt von dem Werftgelände wie wir. Aber vielleicht hatte ihr Schweigen einen anderen Grund. Ein lang gehegter Plan wurde umgesetzt, und da tat es nichts zur Sache, dass der weitere Verlauf nicht mehr dem einstigen Vorhaben entsprach. Wenn sich das Denken seitdem um nichts anderes gedreht hatte, konnte so etwas trotzdem einschüchternd wirken. Man konnte dann leicht das Gefühl bekommen, dass die zur Gegenwart gewordene Zukunft kollabierte und das Leben nichts mehr für einen bereithielt.
    Der Sturm auf den Traktor war keiner. Wir rannten gewissermaßen offene Türen ein. Ich hatte damit gerechnet, dass wir auf Widerstand stoßen würden. Dass wir als „Touristen" zu einer „Besichtigung" an Bord gehen und die Zentrale im Handstreich nehmen müssten. Immerhin war nur jeder dritte der in den Werften tätigen Mochichi ein Rebell. Aber die Zirkular-Aktivisten hatten gute Vorarbeit geleistet. Von den wenigen Dutzend Technikern, die an Bord noch mit dem Innenausbau beschäftigt waren, gehörte niemand zu den Ahnungslosen. Der Traktor war praktisch bereits erobert!
    Wir konnten durch eine der Hauptschleusen ungehindert bis in den Mittelpunkt der fast sechs Kilometer durchmessenden Zentralscheibe vordringen.
    Das gleiche Gefühl von Widersinn stieg in mir auf, das ich gehabt hatte, als wir mit unseren fast sechzig Mann in den Korridoren der Werftanlage sichernd den Weg zum Kontrollturm genommen hatten, an wohlmeinenden Mochichi vorbei, die alle auf unserer Seite zu sein schienen. Dann standen wir in der Zentrale: einem zylindrischen Raum, bei fünf Metern Höhe und gut zwanzig Metern im Durchmesser. Die Wand zierte eine umlaufende Panoramagalerie, die mich an das Rundumfenster im Kontrollturm erinnerte. In der Mitte erhob sich ein breites Podest, auf dem sich die Missionsleitstände und das Kommandopult befanden. Ich beobachtete Akreol, der sich mit glänzenden schwarzen Augen umsah und langsam auf das Podest zuging, es erklomm und sich zögernd vor das Pult stellte.
    In diesem Moment wusste ich, was in ihm vorging, wovon er in der Fabrik so lange Jahre geträumt hatte: nur einmal einen Weltraumtraktor zu befehligen. Ich ersparte mir jeden Kommentar. Jeder hat seine Träume, sie helfen ihm durch die Unbilden des Lebens. Und Akreols Welt, seine einsame Existenz in der Automatfabrik, war sicher
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