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2179 - Akreols Welt

Titel: 2179 - Akreols Welt
Autoren: Unbekannt
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auf dieser Welt, die alles Leben zu ersticken drohte. Er fragte sich nur, wieso diese Fracht bei ihm in der Fabrik landete. An ein Versehen mochte er nicht glauben. Er kannte die Sorgfalt, mit der Transmitterstrecken überwacht wurden. Wenn dieser Container mutwillig zu ihm umgeleitet worden war, enthielt er vielleicht gar keine dehydrierten Nahrungsmittel.
    Wer hatte ihn umgeleitet? Die Zirkulare Direktion? Wollte die Zentrale ihm etwas zukommen lassen? Und wenn der Container, der hierher unterwegs war, in Wahrheit keine Nahrungsmittel enthielt, was dann? In jedem Fall musste es sich um große Mengen halten. Aber waren es Rohstoffe? Oder Geräteteile? Weit hinten in seinem Kopf rumorte etwas, nahm jedoch nicht Gestalt an. Eine Erinnerung, die nicht an die Oberfläche trat. Es war, als wäre sie blockiert. Er betete zu Kiesantharaah, dass er nicht etwas Wichtiges vergessen hatte. Wie schon so oft schüttelte er dieses unangenehme Gefühl ab. Er blickte auf die linke Sessellehne. Sein Zeitmesser meldete 3,58. Bis zum Eintreffen der Fracht würden noch fast vier Minuten vergehen.
    Der Container war gerade erst in der Verteilerstation eingetroffen, aber ein Impulsgeber hatte schon das Empfangsgerät an seinem Bestimmungsort informiert. Ihm blieb also genug Zeit, sich in die Transmitterhalle zu begeben.
    Mit einem letzten Blick in die Runde erhob er sich und verließ die Überwachungszentrale. Seine Gedanken überschlugen sich, als er auf Laufbändern den langen Weg durch die Korridore zurücklegte. Nur mühsam bewahrte er Ruhe.
    Sobald er das offene Tor von Halle XII/G passierte, sah er, wie eines der Empfangsfelder aktiviert wurde. Der grünlich flimmernde Transmitterbogen baute sich auf, Transportbänder setzten sich in Bewegung. Ein riesiges Stahlplastikgebilde schien aus dem Nichts geschoben zu werden, dann wurde es von einer rauen Mattenfläche erfasst und weitergetragen. Als es zur Gänze das energetische Feld verlassen hatte, verharrte es, und der Bogen erlosch.
    Das einsame Wesen in der Fabrik verschränkte die Arme, Mit schräg gelegtem Kopf musterte der Fabrikleiter den Container, der wenigstens zwanzig mal fünf Meter maß. Die Aufschrift Dehydrierte Nahrungsmittel an der ihm zugewandten Seite war durchgestrichen. Darunter stand handschriftlich auf Kaqagire, der Sprache des Ersten Thoregons: Verderblicher Inhalt. Er fragte sich, wieso Nahrungsmittel, denen das Wasser entzogen worden war, verderblich sein sollten. Hatte sich ein Mochichi in der Verteilerstation einen Scherz erlaubt? Er ging an dem Stahlplastikgebilde entlang, auf der Suche nach weiteren Hinweisen. Aber er fand keine. Der Container ließ einzig durch die willkürliche Aufschrift erkennen, dass es mit ihm eine besondere Bewandtnis hatte. „Zit Akreol" ,vernahm er eine Stimme. „Erschrick nicht. Wir kommen jetzt heraus!"
    Er war beim ersten Laut zusammengefahren, und seine riesigen schwarzen Augen waren kreisrund geworden. Seine Vermutung hatte gestimmt. Der Container war absichtlich umgeleitet worden. Aber er hatte nicht erwartet, dass sich jemand darin aufhielt. Und dass dieser Jemand ihn kannte! Den Kopf neugierig vorgereckt, ging er am Container entlang zur Vorderseite zurück, deren Rampe gerade heruntergefahren wurde. Als er vorsichtig um die Stahlplastikverkleidung lugte, glaubte er, seinen Augen nicht trauen zu dürfen.
    Er blickte mitten ins Innere des Behälters: Von herkömmlicher Fracht konnte keine Rede sein. Eine ganze Seitenwand wurde von einem Kontrollpult eingenommen, wie dem in seinem Überwachungsraum, über und über mit Monitoren bedeckt, auf denen die Umgebung zu erkennen war. Er sah sich selbst aus verschiedenen Blickwinkeln. Aber wirklich fassungslos war er über das Gedränge, das in dem Container herrschte. Wächserne Gesichter mit zwei riesigen schwarzen Augen und nasenartigen Öffnungen, die es unmöglich machten, die Rückwand zu erkennen, tummelten sich besonders im hinteren Bereich.
    Gut und gern fünfzig Personen, allesamt M6chi.chi wie er. Er korrigierte sich.
    Unmittelbar am Rand der Luke standen drei Gestalten, zwei davon riesig, an die zwei Meter groß, der eine stämmig, der andere hager. „Du hast doch dafür gesorgt, dass wir hier allein sind?", fragte die dritte Gestalt.
    Es war eine Frau, die unmittelbar neben dem Hageren stand, fast zwei Köpfe kleiner als er. Aber damit war sie immer noch um einiges größer als die meisten anderen Mochichi, die hinter ihr im Halbdunkel des Containerinneren standen.
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