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2170 - Das Reich der Güte

Titel: 2170 - Das Reich der Güte
Autoren: Unbekannt
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hier eigentlich baue, klar? Eine derartige Bloßstellung würden die Eltanen nicht verkraften."
    In Zukunft würde man möglichst viele eltanische Techniker in die roten Städte umquartieren und sie dort mit diversen Forschungsarbeiten beauftragen - wie bisher auch. Nur mit dem Unterschied, dass ihrem Privatheitsdrang durch eine stabilisierte Halbraumblase von knapp drei Millionen Kilometern Durchmesser Rechnung getragen wurde. „Kapiert? Abgeschiedener geht es nun wirklich nicht mehr." In diesem psychodynamisch berechneten Umfeld, so hoffte Rintacha Sahin, würden sich die Eltanen wieder über die derzeit beängstigende Rate hinaus zu vermehren beginnen. Wenn auch das nichts half ...
    Er wandte sich ab, überprüfte in rasendem Tempo Schaltpläne und Anzeigen. „Hab zwar alle Daten auch in der Fernsteuerung", murmelte er dabei, „doch in so einem Fall gehe ich lieber auf Nummer sicher." Mir schwirrte der Schädel. Eine Halbraumblase! Der Baumeister hatte das Wort so beiläufig ausgesprochen, als handle es sich um einen geringwertigen Ersatzteil für irgendein Küchengerät. An die Oberfläche der Raumstation zurückgekehrt, bestieg er sein Podest erneut. Kurz tauschte er mit der Horde seiner Assistenten einen Wust weiterer Informationen aus.
    Gleichzeitig flackerte das Tymdutol in seinem Rücken wie wild.
    Schließlich kehrte, fast schlagartig, Ruhe ein. Ich begriff. Rintacha Sahin wollte es jetzt tun. Exakt in diesem Moment hüllte er die Stadt in ein Halbraumfeld, wie in ein überdimensioniertes Angugol. Das Innere der Hohlblase war ein Stück normalen Weltalls, begrenzt vom rötlichen, von dunklen Schlieren durchzogenen optischen Eindruck des schützenden Feldes. Und genau in seiner Mitte ging eine Sonne auf.
    Ein Kunststern, in einem eigenen kleinen Universum, um die Eltanen zur Fortpflanzung zu bewegen! Ich war baff. Kann es sein, fragte ich mich, dass der berühmte Rintacha Sahin die Relation zwischen Aufwand und Ertrag zuweilen vergisst? Und dass genau darin der schwelende Zwist zwischen Ijotha und dem zweifellos genialen Baumeister begründet liegt? Du ahnst es schon, mein Freund aus der Fremde: Dies sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich mit ihm zusammentraf. Das Beiboot brachte mich zum Raumhafen von Siv'Kaga, wo mein AGLAZAR auf mich wartete.
    Obwohl mich nach einer Wiederauffrischung meines Tymcal-Geflechts dürstete, war ich sofort zur orbitalen Baustelle geflogen. Nun bestand eigentlich erst recht kein Grund mehr, die Goldenen Kuppeln aufzusuchen: In wenigen Gefrin hätte mich der AGLAZAR wieder in die Calditische Sphäre gebracht. Doch ich erlag meiner Neugierde. Ich wollte sehen, ob sich seit meinem Weggang etwas in der Eremitage der matriarchalischen Sektiererinnen verändert hatte.
    Nun, der Kode für die Pforte zum Raumhafen schon mal nicht. Durch dieselbe Schleuse, durch die ich damals, bei einem meiner ersten heimlichen Erkundungsgänge, Siv'Kaga verlassen hatte, betrat ich die Kuppelstadt wieder. Ich erwartete, dass mir alles viel kleiner vorkäme als in meiner Erinnerung. Das hört man ja immer wieder von Leuten, die nach langer Zeit die Stätten ihrer Kindheit aufsuchen. Jedoch, so arg verschieden war es für mich nicht. Eher sogar erschreckend gleich und normal. Neue Farbe an manchen Häuserfronten, einige Um- und Zubauten.
    Aber auch viel Altvertrautes. Der Geruch, das Klima, das Gefühl... Ich genoss den Para-Staub, wenngleich er mir ein wenig blasser vorkam als im Caldit-System. Meine Füße fanden den Weg von selbst. Dorthin, wo ich geboren worden und aufgewachsen war. Manche der Guyar, denen ich begegnete, kamen mir vage bekannt vor; viele nicht. Meine Familie hatte zurückgezogen gelebt. Wegen meiner Hypersensibilität und der damit verbundenen Überempfindlichkeiten hatte ich nicht einmal eine Schule besucht, sondern eine Privatlehrerin gehabt. Erünie Zowel. Da bog sie auch schon um die Ecke und rauschte auf mich zu. „Ich habe gerade eben erst gehört, dass wir hohen Besuch aus den Calditischen Palästen haben", flötete sie. Sie übte auch die Funktion einer Kuppelvorsteherin aus. „Eine enge Mitarbeiterin der Verkünderin, hieß es. Warum habt Ihr Euch denn nicht vorab angemeldet, Frau ...". Sie stockte abrupt, als sie meine Aura erkannte. „Du?"
    „Ja, ich. Die Welt da draußen ist ein wenig anders, als du es mir und deinen Töchtern vorgegaukelt hast, Erünie. Auf Caldera können es sogar Männer zu etwas bringen."
    Ich hatte nicht vor, hart ins Gericht zu
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