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2156 - Stimme des Propheten

Titel: 2156 - Stimme des Propheten
Autoren: Unbekannt
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gestohlenen Kristall mit beiden Händen umklammerte. Ihre Stimme steigerte sich in schrille Tonlagen, ihre Worte waren kaum mehr zu verstehen. Sie stolperte über eine Bodenunebenheit und stürzte, geschüttelt von konvulsivischen Zuckungen, bis sie plötzlich stillag.
    Der erste Herreach, der sie er reichte, rief: „Sie hat das Bewusstsein verloren!" Mit vereinten Kräften wurde sie hochgehoben und fortgebracht. „Schwarze Löcher", murmelte jemand neben Siorel Hani. „Die habe ich auch schon gesehen. Sie durchlöcherten meinen Traum, bis ich nur noch von Finsternis umgeben war. Und dann sah ich den Tempel... oder vielmehr seinen Umriss, er verströmte Licht ... Ich war froh, als ich erwachte."
    „Ja, es wird immer schlimmer", bestätigte Hani. „Ich habe erst kürzlich meinen Bruder verloren. Ich hatte gehofft, hier wäre es anders ... aber es scheint noch schlimmer zu sein."
    Siorel Hani fühlte sich erschöpft und verwirrt, als sie am Haus ihres Bruders ankam. Sie drückte den Summer. Gleich darauf glitt die Tür leise zur Seite. Im Türrahmen stand eine blau gewandete Herreach, neben sich ein junges Mädchen. Das Kind sah neugierig zu der fremden Besucherin hoch. „Du musst Siorel Hani sein", sagte die Herreach. „Wie ich sehe, hat Viorel Zagi vergessen, dich abzuholen. Sei willkommen. Ich bin Caljono Yai, und das ist meine Tochter Latine Cur. Komm herein, Siorel Hani, und ruhe dich aus. Du bist jetzt zu Hause." Später, als Hani sich erfrischt und ein wenig erholt hatte, setzten sie sich zu einer Tasse Kräutertee und einer kleinen Mahlzeit zusammen. „Vor knapp vierundzwanzig Jahren endete das Zeitrafferfeld", begann Caljono Yai. „Vor drei und zwanzig Jahren, als ich noch eine junge Mahnerin von dreiunddreißig Jahren war, trug ich mit dazu bei, Goeddas Brutkosmos zu vernichten. In dieser Zeit durchlebte ich wie so viele Herreach eine Identitätskrise nach der anderen. Als endlich Frieden herrschte, hatte ich Zeit zur Besinnung. Ich überlegte mir, ob ich weiter dem Cleros angehören wollte oder ein ganz neues Leben beginnen."
    „Mir ging es ähnlich", berichtete Siorel Hani. „Ich zog mit meinem Bruder aufs Land. Es sollte wie eine Rückkehr sein. Wir haben den Entschluss nie bereut."
    „Ich schloss mich eine Weile den Neuen Realisten an. Dann bat Presto Go mich, bei der Einrichtung des Schul- und Gesundheitssystems behilflich zu sein. Über Jahre hinweg hatte ich eine Aufgabe, doch immer noch keinen richtigen Platz gefunden. Die Arbeit konnte mich nicht von mir selbst ablenken, dass ich mich entscheiden musste, wohin ich gehörte, was aus meinem Glauben geworden war. Immerhin gehörte ich zu denjenigen Herreach, die zum ersten Mal die Welt verließen, mit einem Raumschiff flogen, einen anderen Planeten betraten. Ich hatte viel Kontakt zu den Terranern und lernte eine völlig fremde Lebensweise kennen. Sie prophezeiten uns, dass wir bald wie sie werden würden, wenn wir wie sie im Unterschied von Hell und Dunkel leben. Sie lagen falsch. Wir sind immer noch Herreach, auch wenn ich das Gefühl habe, als würden wir allmählich dahinschwinden."
    „Der Wechsel hat uns nichts als Leid gebracht", sagte Hani. „Eine Zeit des trügerischen Friedens, aber nun müssen wir uns mit einem neuen Problem auseinander setzen, das immer größer wird: den Träumen."
    „Das ist genau der Grund, weswegen dein Bruder vergaß, dich abzuholen. Er sucht zusammen mit den Neuen Realisten nach einer Möglichkeit, diese Träume zu stoppen. Natürlich probiert er alles zuerst an sich selbst aus."
    Siorel Hani zog belustigt das Nas-Organ nach unten. „Das klingt sehr nach Viorel Zagi. Er hat sich wohl nicht sehr verändert." Caljono Yai prustete erheitert. „Ich lernte Zagi bei den Neuen Realisten kennen. Davor hielt ich mich für durchgeistigt, aber er ist noch sehr viel extremer. Wir haben uns sofort sehr gut verstanden und leben - seit Curs Geburt zusammen. Wir ergänzen uns sehr gut, und ich war schon optimistisch, endlich zur Ruhe gekommen zu sein ..., doch dann kamen die neuen Veränderungen." Sie wurde wieder ernst. „Wie So viele andere fühle ich mich wieder getrieben."
    „Ein schwerer Druck lastet auf uns, und ich habe Angst", gestand Siorel Hani. Caljono Yai seufzte. „Wir alle haben Angst. Es kann so nicht mehr lange weitergehen. Ich befürchte, dass die Existenz unseres Volkes erneut bedroht ist. Diese ... Träume greifen wie eine Seuche um sich, niemand kann sich davor schützen. Niemand weiß, ob er
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