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212 - Das Skelett (German Edition)

212 - Das Skelett (German Edition)

Titel: 212 - Das Skelett (German Edition)
Autoren: Thomas Graser
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    Wegen de s aufheulenden Motorgeräuschs meines roten pfeilschnellen Ferrari Scaglietti und den quietschenden Reifen beim Bremsen, reckten einige Fußgänger an der Außenalster fasziniert oder angewidert ihre Köpfe.
    Der schwarze , verbleibende Gummiabrieb auf der Straße missfiel sicherlich dem ein oder anderen. Mir war es egal, ich war dermaßen aufgeladen, weil ich „so schnell wie möglich“ in das imposante Gebäude der Privatbank Grollner gelangen wollte. Eine Institution in meiner alten Hansestadt. Schon mein Vater und ein gut betuchter Onkel waren Kunden dieses Bankhauses. Nach meinem Studium wurde auch ich in dieses altehrwürdige Kreditinstitut aufgenommen. Danke!
    Der Direktor, ein gewisser Horst Hansen, ein Freund meiner Familie, so dachte ich, hatte mich angerufen. Ich möge mich so schnell wie möglich bei ihm einfinden. Es läge eine Kontopfändung des Finanzamtes Hamburg Mitte vor, ein dringender Handlungsbedarf – wäre also angebracht. Ohne Vorankündigung, einfach so. Also saß ich ein wenig irritiert vor ihm, er erwähnte emotionslos, dass all meine Geschäfts- und Privatkonten fristlos gekündigt und sämtliche Darlehen zur Zahlung fällig gestellt würden.
    Wenn! – wenn dieser Pfändungsbeschluss nicht schnell aufgehoben würde, wäre dies, laut ihren Geschäftsbedingungen, die einzig daraus resultierende Konsequenz. Und sehr wohl meine Pflicht, für die Dachsler Klinik GmbH Insolvenz anzumelden. Genaugenommen innerhalb von fünf Werktagen.
    Sämtliche Kreditkarten waren bis auf weiteres gesperrt. Kein Bargeld war mehr abhebbar, und es würden auch keine Lastschriften und Überweisungen mehr ausgeführt werden.
     
    Auch an mein Schließfach durfte ich nicht mehr. Privat war es eine Zeit lang zu verkraften, es lagen ja noch einige Zehntausend Euro in meinem Bunker, aber das Geschäftskonto?
    Zu allem Übel hatte ich erst vor drei Wochen ein Rennpferd für zweihunderttausend Euro, aus meinem Schwarzgelddepot gekauft. Dieses Rassepferd würde Geld verdienen, aber wann? Das Prachtexemplar war unser fünftes Pferd, ein absolutes Schnäppchen. Offiziell hatte es uns als verletztes Pferd dreitausend Euro gekostet. Derartige Deals halfen doch beide Seiten. Das Geld wäre nun äußerst hilfreich gewesen – bin ich denn auch noch Hellseher? Wer kann denn solch eine Niedertracht erahnen?
    Wie sollte es nur weitergehen ? Lieferanten, Gehälter, andere Verpflichtungen. Ich musste mir wirklich etwas einfallen lassen. Es war keine schöne Situation. Als ich Hansen fragte, wie hoch denn der Betrag dieser Kontopfändung wäre, bekam ich eine leichte Panikattacke. 18,3 Millionen Euro!
    Bei diesem Eisschrank war jedes Wort überflüssig, noch wütender verließ ich meine, bald nicht mehr, Bank. Gleichgültig wie, das würde ich ändern! Als ich wieder im Ferrari saß, rief ich meinen Anwalt an. Er wusste schon mehr, kurzum. Alles bekam eine wundervolle Eigendynamik.
    Das Finanzamt nahm , zeitgleich mit der Kontopfändung, Grundbucheintragungen vor.
    Unsere wundervollen Immobilien . All unser offizieller Besitz und mein Lebenswerk, die Klinik, alles verloren an den Fiskus?
    S chon bald gehörte mir wohl nicht mehr viel und meiner Frau auch nicht. Gütertrennung war nie ein Thema, wozu denn auch?
    Bald wusste ich es besser.
    Björn Eckhard, der Anästhesist, legte beim Finanzamt nochmals nach und lieferte ihnen Beweise für eine noch größere Steuersauerei. Warum lieferte er ihnen Informationen in zwei Etappen? Ich fand es später noch heraus.
    Er zeigte ihnen Kopien von Bestellungen für seine diversen Anästhesiemittel , die in meiner Buchhaltung nicht auftauchten.
    Ich hätte ihn dazu genötigt .
     
     
    Björn Eckhard hatte über einen längeren Zeitraum solche großen Mengen bestellt, die für Tausende Operationen gereicht hätten. Wahrscheinlich für sämtliche Hamburger Krankenhäuser …
    D iese Ratte hatte es wohl über lange Hand geplant, mich ans Messer zu liefern. Was hatte er mit all den Narkosemitteln und Medikamenten gemacht? Niemandem sind diese enormen Bestellmengen aufgefallen, niemand hatte es kontrolliert. Die Steuerfahndung glaubte seinem Vortrag gern. So kamen sie zu dieser schönen Summe von 18,3 Millionen Euro. Sie schätzten großzügigerweise nur den Zeitraum von fünf Jahren.
    Das Wort „Schätzungsbefugnis“ wurde mein Lieblingswort, ich speicherte es in der Region „für immer“ ab. Wenn man sich mit solchen Dingen auseinandersetzen muss, dann wird man selbst zum
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