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211 - Die Zombie-Seuche

211 - Die Zombie-Seuche

Titel: 211 - Die Zombie-Seuche
Autoren: Mia Zorn
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hatte alles andere im Kopf, als einer Horde wild gewordener Grünschnäbel als Schiedsrichter zu dienen.
    Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und schritt vor seinen Gardisten auf und ab. Dabei versuchte er sich zu beruhigen. Es sind fast noch Kinder, keiner älter als meine eigenen, dachte er. Aber die Gedanken an seine Familie brachten ihn erneut in Rage. Das spöttische Gesicht seiner Frau fiel ihm wieder ein. »Es ist mir egal, ob du wieder kommst oder nicht! Der Lysambwe, den ich einst kannte, ist längst tot. Erstickt unter Dienstplänen und blinder Pflichterfüllung!«, hatte sie ihm beim Abschied nachgerufen.
    Lysambwes Absätze knallten über die Holzplanken der Gondel. Schließlich blieb er stehen. »Mikando, erkläre mir unseren Auftrag!«
    Der Jüngste der Gardistentruppe trat einen Schritt vor.
    Er reckte seine Stupsnase in die Luft und schlug die Hacken zusammen. »Wir bringen das Anti-Serum in das Hauptdorf der Bergvölker!«, krähte er.
    Hauptmann Lysambwe versuchte den Stimmbruch des Jungen zu überhören. »Und wie heißt dieses Dorf?«
    »Gambudschie!«
    »Lengaasie, sage mir, was das für ein Serum ist!« Der Kommandant warf seinen finsteren Blick auf einen hoch gewachsenen jungen Mann, dessen Gesicht mit Sommersprossen übersät war.
    Lengaasies Mundwinkel zuckten. Er versuchte ein Lachen zu unterdrücken.
    Diese Antwort war leicht. »Sie schützt vor der Ansteckung durch einen Gruh, mon Commandant!«, rief er mit glockenklarer Stimme.
    Lysambwe verlor erneut seine Beherrschung. Glaubte diese Rotznase, es ginge hier um einen Wettbewerb?
    Wutschnaubend baute er sich vor Lengaasie auf. »Es gibt nichts, das uns vor einer Ansteckung durch einen Gruh schützen kann! Nichts!«, brüllte er. »Das Serum hält den Krankheitsverlauf nur auf. Es verhindert, dass ein Infizierter selbst zum Gruh wird. Und zwar so lange, wie der Infizierte mit dem Serum versorgt wird!« Sein kantiges Gesicht schwebte wenige Zentimeter vor dem des völlig eingeschüchterten Lengaasie. »Hast du das verstanden?«
    Sommersprosse wich einen Schritt zurück. »Oui, mon Commandant«, antwortete er leise.
    Neben ihm räusperte sich der stupsnasige Mikando.
    »Aber wie steckt man sich überhaupt an einem Kruhl an?«
    Lysambwe seufzte. Mit seinen langen Fingern fuhr er sich über seine Stirn. Dieses Kruhl aus dem Munde des Jungen klang, als ob er über ein Kuscheltierchen redete, das einen harmlosen Schnupfen verbreitete. »Gruh heißen sie, Mikando. Gruh!« Hoffnungslos glitt sein Blick über die Gesichter der Gardisten. Diese Burschen hatten wirklich keine Ahnung! Weder vom Kämpfen, noch vom Leben. Die meisten von ihnen lebten seit frühester Jugend in der Gardistenschule der Wolkenstadt.
    Sie waren es gewohnt, mit Nahrung und Kleidung versorgt zu werden und zu gehorchen.
    Lysambwe bezweifelte, dass auch nur einer jemals die Erfahrung von Hunger gemacht hatte oder Schlimmeres erlebt hatte, als dass er zum Schuhputzdienst seiner Einheit verdonnert wurde. Und ganz sicher hatte noch nie einer von ihnen eine wichtige Entscheidung getroffen.
    Eine Entscheidung, von der das Leben der Kameraden abhing. Wie sollten sie auch? Innerhalb des Kaiserreiches herrschte weitgehend Frieden, und an den Grenzen patrouillierte die Soldatenstadt Brest-à-l’Hauteur. Wer konnte denn damit rechnen, dass plötzlich Wesen aus der Großen Grube beim Dorf Kilmalie krochen und wie ein tödlicher Frakkenschwarm über die Menschen herfielen?
    Niemand!
    Aber jeder Gardist sollte wissen, mit welchem Gegner er es zu tun hatte! Also fuhr Lysambwe mit ruhiger Stimme fort: »Gruh infizieren euch durch ihre Körperflüssigkeit. Wenn der Speichel ihrer Zähne in euer Fleisch dringt oder euer Blut mit dem ihren in Berührung kommt.« Er begann wieder auf und ab zu tigern. Dabei begegnete ihm der entsetzte Blick des sommersprossigen Gardisten. »Ja, Lengaasie. Du hast richtig gehört! Gruh sind ernst zu nehmende Feinde. Nicht kleine Jungs, die dich beim Mankala um ein paar wertlose Steine bringen.«
    Hauptmann Lysambwe machte eine Pause und genoss die Wirkung seiner Worte. »Gruh bringen dich um dein Leben! Sie wollen dein Hirn. Sie fressen dich bei lebendigem Leibe. Gruh sind dein schlimmster Albtraum. Sie haben Klauen, mit denen sie dich in Stücke reißen können. Sie sehen aus wie Menschen, die seit Wochen tot sind. Aber in Wahrheit sind sie kaum totzukriegen: Rammst du ihnen deinen Speer in den Leib, stört sie das nicht weiter. Trifft ein Pfeil ihr Herz,
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