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2089 - Rebellen am Schemmenstern

Titel: 2089 - Rebellen am Schemmenstern
Autoren: Unbekannt
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diesen Anblick. Er gehörte zum Lebensgefühl wie das verehrte Symbol der Drei Welten, denn sobald der Rand von Thantur-Lok, der Kern des Arkon-Imperiums, erreicht war, bot er sich dar.
    Es war der Blick von der überhöhten Position des Kalos auf die Öde Insel hinab.
    Bilder und Szenen stiegen in Bostich auf, überlagerten das, was seine Augen sahen.
    Es hatte die Stunde seines bislang größten Triumphes werden sollen, als er das Huhany'Tussan ausrief, das Göttliche Imperium, und sein Freund Aktakul den ungestillten Traum in die Realität umsetzte, den die Arkoniden gehegt hatten, seit die Blues Arkon III vernichtet hatten: die Wiederherstellung von Tiga Ranton.
    Statt Triumph gab es jedoch den bodenlosen Absturz.
    Bostich fühlte, daß sich seine Fingernägel schmerzhaft ins Fleisch der Handballen bohrten. Wild hämmerte der Puls in seinen Schläfen.
    Die Erinnerung belastete: Eben noch hatte er Stolz und Ergriffenheit empfunden, weil er Arkon zur alten Glorie zurückführte und seinen Platz im Kristall der Geschichte sicherte - aber dann spürte er, wie etwas nach seinen Gedanken griff.
    Er wurde zur Hand, beeinflußt, unterworfen, in die Knie gezwungen, der eigenen Entscheidungsfreiheit beraubt.
    Die negative Superintelligenz SEELENQUELL entstand, nahm ihren Platz auf dem eben erst wieder entstandenen Arkon III ein. Der Beginn einer Fremdherrschaft, die allem widersprach, ja sogar verhöhnte, was sich Bostich als Imperator zum Ziel gesetzt hatte.
    Schließlich war das ausschlaggebende Ereignis, endlich zu handeln und die demütigende, jahrzehntelange Fremdbestimmung als Marionette der Aristokratie abzuwerfen, das Erscheinen des Philosophen Dreur rings um das Inthroneum im Jahr 1289 NGZ gewesen.
    In der Wüste Khoukar entstanden, überzog er das gesamte Arkon-System mit dem Kritzelwahn und konnte letztlich eher durch Zufall ausgeschaltet werden. Damals hatte sich Bostich geschworen, daß es eine Fremdherrschaft dieser Art niemals me hr geben würde - doch genau das war mit SEELENQUELL geschehen!
    Als Hand hatte er natürlich ganz anders empfunden. Scham, Ekel, Wut waren erst nach seiner Befreiung durch die Terraner hervorgebrochen. Ausgerechnet die Terraner. Ausgerechnet Rhodan...
    Es ist Zeit! wiederholte der Extrasinn kalt.
    Bostich öffnete und schlpß die Fäuste, atmete mehrmals tief ein und aus und wischte die Tränen vom Gesicht. Hitze und Kälte wechselten rasend in ihm.
    Die Übernahme durch SEELENQUELL hatte auch der Extrasinn nicht unterbinden oder verhindern können.
    Dennoch war sich Bostich sicher, daß ihm der lautlose Dialogpartner geholfen hatte, daß es selbst SEELENQUELL nicht gelungen war, in die tiefsten Schichten seiner Erinnerung einzudringen.
    Vielleicht hing es mit der vorherigen Phase der multiplen Personalisierung zusammen, vielleicht gab es ganz andere Gründe, vielleicht war die Wesenheit noch zu jung - gemessen an der Entwicklung und der Lebenszeit anderer Superintelligenzen war sie ja kaum mehr als ein Baby.
    Wie auch immer: Das mit dem Logiksektor verbundene photographische Gedächtnis war offensichtlich für die negative Superintelligenz nicht wie ein unkodierter Speicherkristall zu lesen gewesen.
    Jahrzehnte des Marionettendaseins hatten Bostich gelehrt, seine wahren Gedanken zu verschleiern. Es gab Wissen, davon war Bostich überzeugt, das SEELENQUELL nicht zugänglich wurde, das in dem Zweitbewußtsein der ARK SUMMIA eingekapselt blieb ...
     
    *
     
    Bostich wurde sich der plötzlichen Stille bewußt, stieß sich von der Brüstung der Dachterrasse ab und reckte die Schultern. Einen Augenblick schien es, als erwache er aus tiefer Trance.
    Erst jetzt bemerkte er wieder die reglos stehenden Gestalten der Leibgarde. In respektvollem Abstand postiert und in schwere Kampfanzüge gehüllt, ließ ihre Aufmerksamkeit sogar auf der THEK-LAKTRAN keinen Wimpernschlag zu wünschen übrig.
    Nicht ganz so weit entfernt stand in „lockerer Habtachtstellung" der Dryhane, kaum 1,60 Meter groß, das greisenhafte Gesicht halb von dem weißen Bart verdeckt. Im Vergleich zur trainierten Gestalt des Arkoniden, der ihn um einen Kopf überragte, wirkte Kucurrt noch zarter und zerbrechlicher, als er es ohnehin war.
    Er hatte Bostich seit dessen Inthronisation gedient, war seinem Tai Moas treu bis in den Tod ergeben gewesen. Daran änderten auch die letzten zwölf Jahre nichts, die er als spezieller Quartiermeister für des Imperators Gemächer in der Burg Tin Tissmany auf Trumschvaar Dienst tat.
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