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2082 - Ein ganz normaler Held

Titel: 2082 - Ein ganz normaler Held
Autoren: Unbekannt
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während er gleichzeitig mit seinem Kampfroboter durch die Montagehalle geisterte und die Männer und Frauen antrieb. Sie arbeiteten scheinbar konzentriert und schwer, aber das Ergebnis blieb das gleiche. Alle Montagearbeiten endeten in einer „Sackgasse". Es war wie verhext. Natürlich vermutete Richsen, dass die Arbeiten hinter seinem Rücken weiterhin sabotiert und verschleppt wurden, und entsprechend giftiger wurde er. Jeder Tag, der ergebnislos verstrich, war ein Tag weniger in seinem Leben. Und die Zeit verging, ohne dass die Lieferung der so dringend benötigten Howalgoniumkristalle eintraf. Erst am dritten Tag kam die Ware, die eigentlich nur wenige Stunden unterwegs hatte sein sollen - doch zu Richsens Entsetzen war es die falsche Lieferung.
    Es handelte sich keineswegs um Howalgoniumkristalle, schon gar nicht um die Spezifikation RT-0066, sondern um Dichtungsklappen für sanitäre Einrichtungen. Es war, als hätte sich ganz Terra gegen Banther Richsen verschworen. Er gab seine Bestellung ein zweites Mal auf. Aber auch dieses Mal endete die Lieferung in einem Desaster. Statt Howalgonium erreichte eine Ladung wertvoller, in diesem Fall jedoch nutzloser Positronik-Chips die APFER-Werft. Und da begriff Banther Richsen endgültig, welches Spiel gespielt wurde. Die Terraner wollten nicht produzieren, ganz besonders nicht industrielle Güter, die den Arkoniden in ihren Feldzügen zur Stärkung der militärischen Macht dienen konnten.
    Das schlimme war - es war mehr als verständlich. Er hätte selbst genauso gehandelt, wenn ihm nicht ein Kampfroboter namens Mistkerl und ein Gerichtsplanet namens Celkar im Nacken gesessen hätten. Nur weil seine Mutter vor mehr als 85 Jahren auf einer Urlaubsreise... Aber egal - Richsen konnte die Kristalle nicht besorgen, die für die Hochpräzisionsortung der MILANO nötig waren. Ohne Kristalle gab es keine neuen APFER-Ortungsjets.
    Und ohne die Space-Jet, Eigenname MILANO, bald keinen Banther Richsen mehr...
    Banther Richsen schien alles zu spät. Die APF-II-91 würde niemals fertig werden, und dafür würden die Arkoniden, wie angekündigt, ihn persönlich zur Rechenschaft ziehen. Es sei denn, er konnte diesen gordischen Knoten zerschlagen, der den Fortgang der Arbeiten hemmte. Richsen hatte durchaus bemerkt, dass die Arbeitsmoral „seiner" Leute in den letzten zwei Tagen gestiegen war; dass sie die Space-Jet fertigbauen wollten. Er tat das Seine dazu, indem er sie zu koordinieren versuchte und dorthin schickte, wo seiner Meinung nach die Not am größten war. Er befahl es, kommandierte wie ein Feldherr, aber nur, weil er es nicht besser wusste. Er handelte in gutem Glauben, manchmal unterstützt von Lew Czelnikow, meist aber im Vertrauen auf das, was ihm sein Heimsyntron beigebracht hatte.
    Aber hatte er alles auch richtig verstanden? Diese und andere Zweifel nagten an Richsens Seele.
    Und er erkannte klarer denn je, dass er Hilfe benötigte, und zwar von der Belegschaft. In seiner Rolle als Feldherr hatte er sich nie wohl gefühlt, sie lastete zentnerschwer auf seinen Schultern.
    Nur - wie sollte er offen mit den Leuten reden, solange Mistkerl seine Worte mithören konnte?
    Diese Zweifel wurden verstärkt, als Banther Richsen an diesem Tag, wie in letzter Zeit immer, zum Schichtende mit Lew Czelnikow zusammenkam. „Und?" erkundigte sich Richsen.„Gibt es Fortschritte?"
    „Nein", bedauerte der Ingenieur. „Leider nicht."„Und woran liegt es?" fragte Richsen, als er diesen neuerlichen Schlag verdaut hatte. „Nicht an der Arbeitsmoral der Leute", sagte Czelnikow vorsichtig. Er kam Richsen überhaupt etwas verändert vor. „Sondern?"
    „Du solltest mit ihnen reden", sagte Czelnikow, nachdem er sich ein Herz gefasst hatte. „Du solltest sie weniger bevormunden und sie die Arbeit tun lassen, die sie in langen Jahren gelernt haben." Richsen starrte ihn an. Er sprach das aus, was er sich selbst gedacht hatte. „Wie?" fragte er und zeigte wieder mit dem Daumen über die Schulter, wo der Roboter schwebte. „Vielleicht gibt es eine ganz einfache Lösung", meinte Czelnikow und griff zu einem Zettelblock, der auf einer Konsole lag, und einem Stift. Dann kritzelte er etwas darauf und riss einen Zettel ab.
    Er reichte ihn Richsen. „So", stand darauf, mehr nicht. Aber Banther Richsen verstand endlich. „Danke, mein Freund", sagte er und nahm den Block an sich. Einen Schreiber hatte er selbst.
    Früh am anderen Tag begann er damit, seine Befehle an die Belegschaft nicht mehr
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