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2053 - Der neue Tato

Titel: 2053 - Der neue Tato
Autoren: Unbekannt
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jedoch inne. Ein Lichtreflex hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. Abrupt reckte er sich zu voller Größe und streifte den knielangen Umhang zurück. Ein Landungsboot hatte soeben die Wolken durchstoßen und schwenkte mit kurzen Impulsschüben in den Landeanflug ein. Subeat dom Cyllkens Miene versteinerte. Mit einer knappen Kopfbewegung schüttelte er das schulterlange weißblonde Haar in Form. Ohne dass es ihm auffiel, massierte er mit zwei Fingern die Nasenwurzel, eine Geste, die sein unterschwelliges Unbehagen ausdrückte.
    Nur noch von den Antigravtriebwerken getragen, setzte das Landungsboot auf. Erstickend schwer glaubte der Tato plötzlich den hohen Luftdruck zu spüren, Erst ein flüchtiger Blick auf den Kontrollring verriet ihm, dass er nach wie vor eine in der Dichte reduzierte Atmosphäre atmete. Zwar nicht unter Standarddruck, aber doch so, dass er sich längst daran gewöhnt hatte und bei der Rückkehr in standardklimatisierte Räume keine Dekompression benötigte. Das einzige, was ihm wohl immer suspekt bleiben würde, war der Umstand, dass die planetare Schwerkraft ihn bei einem Ausfall des Mikrogravitators sofort zu Boden zwingen würde. Er war schlank und körperlich trainiert, aber 3,4 Gravos überstiegen auch seine Kräfte.
    Ein Formenergieschott in der gelandeten Fähre löste sich auf. Subeat dom Cyllken stellte sich in Positur, um Kraschyn seinen Respekt zu bekunden.
    Mascant Kraschyn, Dreisonnenträger und ranghöchster Militär des Kristallimperiums nach dem Imperator selbst, galt als arrogant ,und unnahbar. Der Tato fragte sich, welche Absicht Kraschyn mit dem Besuch verband, er glaubte, kommende Veränderungen und den damit verbundenen Ärger schier zu riechen. Der Mascant trug die übliche bronzefarbene Rüstung, die ihm eine unnatürliche Fülle verlieh. Mit exakt zwei Metern überragte er den Tato zudem um knapp zwei Fingerbreit. Seine Haut war so schlohweiß wie sein Haar, und sein Blick hatte die Schärfe geschliffenen Stahls. „Ich bin enttäuscht von den zögerlichen Fortschritten", sagte Kraschyn laut. „Die Vierte Imperiumsflotte kann nicht für alle Zeit im Kreit-System stationiert bleiben ..."
    Der Mascant zeigte sich nicht nur wortkarg und verschlossen, seine Haltung druckte Überheblichkeit sowie Ungeduld aus. Tato Subeat spürte, dass vor allem die Ungeduld eine tiefere Ursache haben musste. Dennoch fragte er nicht danach. Kraschyn selbst hatte die übliche Ehrenformation für den Empfang untersagt, eine Missachtung seiner Person und Stellung konnte er dem planetaren Statthalter demnach schwerlich vorwerfen. „Tato", knurrte der Mascant, „ich bin nicht gekommen, den Mief eines Sitzungssaales zu atmen. Ich will Baretus sehen. Sollte das zuviel verlangt sein ..."
    Wenig später startete ein Gleiterpulk vom Dach des Verwaltungsgebäudes. Fünf schnelle Maschinen in Sternformation, begleitet von einem halben Dutzend Katsugo-Kampfrobotern. Das Zentrum der ehemaligen Hauptstadt Baretus existierte nicht mehr, seit Kraschyn befohlen hatte, die sechsundfünfzig Kilometer durchmessende Region mit einer Intervallbombe zu vernichten, Der ehemalige Regierungssitz mit den ausgedehnten Wohn- und Verwaltungsbezirken und nahezu die gesamte städtische Infrastruktur lagen in Trümmern. So weit das Auge reichte, erstreckte sich eine feinkörnige Dünenlandschaft. Viele der in Baretus lebenden elf Millionen Ertruser waren rechtzeitig geflohen. Wie viele Tote der Angriff dennoch gefordert hatte, würde sich wohl nie ermitteln lassen. Die offizielle Sprachregelung nannte ausschließlich Rebellen, denen der Einsatz der Intervallbombe gegolten hatte.
    Das Leben ging weiter. Mit jedem neuen Tag kehrten Tausende Ertruser aus den unwirtlichen Regionen der gelben Wüste und des Mattun-Gor-Vulkanlandes in die verschont gebliebenen Vororte zurück. Wie' Geschwüre wucherten neu entstehende provisorische Siedlungen. Ausschlaggebend dafür war letztlich die Nähe des Raumhafens von Baretus, auf dem täglich voluminöse Frachter und Handelsflöße der Kreit-Koalition für Ertrus lebensnotwendige Güter löschten. Schon vor der Okkupation waren auf dem Planeten selbst nur rund achtzig Prozent der benötigten Nahrungsmittel produziert worden - eine Zahl, die sich seither eher noch verringert hatte.
    Arkon duldete diese Versorgungsflüge nicht nur, sondern nutzte sie galaxisweit als Propaganda für die eigene Humanität. Ertrus hatte um Aufnahme ins Kristallimperium „gebeten", nicht mehr, aber auch nicht
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