Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2053 - Der neue Tato

Titel: 2053 - Der neue Tato
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
weniger. Yokun Paragy, der in den Rechnern erzeugte virtuelle Präsident, hatte seither keinen öffentlichen Auftritt mehr gehabt; es war dem Tato zu heikel, ein solches „Produkt" bei jeder Gelegenheit an die Öffentlichkeit zu bringen.
    Irgendwann würde man es bemerken. Mit dem Wiederaufbau der Hauptstadt war begonnen worden. Aus Fertigelementen hatten Roboterkolonnen mittlerweile die ersten drei Dutzend klotzigen, im typischen Ertrus-Stil geschmacklos verzierten Hochhäuser errichtet. „Warum sind die Wohnungen noch nicht bezogen?" fragte Kraschyn. „Wir können keinen Ertruser zur Rückkehr ins Zentrum zwingen", sagte der Tato. Ein verächtlicher Zug umfloss Kraschyns Mundwinkel. Unwillig schlug er die Fäuste gegeneinander. „Muss ich dir erklären, Subeat dom Cyllken, welche Möglichkeiten es gibt, sogar Ertruser zu zwingen?" Der Tato schwieg.
    Nahe der Peripherie der Zerstörungen drehte die Gleiterkolonne ab. Auf dem Raumhafen landeten soeben zwei Frachter, und wie ein Insektenschwarm stiegen aus dem Labyrinth der wuchernden Vororte Ertrusergleiter auf. „Sie brauchen die Hilfe des Kristallimperiums", betonte Kraschyn. „In aller Konsequenz werden sie das spätestens dann erkennen, wenn der Name Terra nur noch Geschichte ist."
    Gewaltige Maschinen krochen im Schritttempo über den Boden. Jede von ihnen mit einer Arbeitsbreite von zweihundert Metern, vier nebeneinander versetzt. Vorwiegend auf frisch besiedelten Welten kamen diese Monstren zum Einsatz. Ihre Desintegratoren lösten tauben Untergrund auf; die freien Atome wurden verdichtet, umgewandelt und als widerstandsfähiger Belag ausgebracht. Parallel ablaufende Arbeitsvorgänge reinigten wertvollen Boden wie Humus oder mineralische Schichten. Der Abtransport erfolgte in aller Regel über eine permanente Transmitterfunktion.
    Ein Viertel des pulverisierten Areals war bisher mit dem grauen, an Plastbeton erinnernden Belag versiegelt. An zahllosen anderen Positionen wühlten sich nicht minder riesenhafte Maschinen für Fundamentierungszwecke tief in den Untergrund. Gewaltigen Maulwürfen gleich, fraßen sich „Rohrmaden" durch den Boden, atomisierten, verdichteten und hinterließen bis zu zehn Meter durchmessende Tunnelröhren, die alle Arten von Versorgungsleitungen aufnehmen sollten. „Ich hatte mit einem deutlicheren Fortschritt der Arbeiten gerechnet", sagte der Mascant vorwurfsvoll. „Das ist wenig, Tato, viel zuwenig für unsere Interessen."
    „Die Wiederaufbaupläne geben keinen Zeitraum vor. Die Fertigstellung der Gebäude aus vorgefertigten Elementen ..."
    „... erfolgt jeweils innerhalb weniger Tage", unterbrach Kraschyn sein Gegenüber. Er stieß ein gequältes Stöhnen aus. „Ich vermisse die Ernsthaftigkeit der Maßnahmen, Tato - aller Maßnahmen."
    Die Betonung war unüberhörbar aggressiv. Subeat dom Cyllken fühlte sich in die Defensive gedrängt. „Du hast die AUMOKJON nicht allein aus Interesse am Wiederaufbau von Baretus verlassen, Mascant?" fragte er nun doch. „Was ist der wahre Grund?"
    „Das Protektorat Ertrus ist mit allen Konsequenzen als dem Kristallimperium voll eingegliederte Kolonie zu betrachten! Der tatsächliche Stand deiner Bemühungen interessiert mich, nicht geschönte Meldungen, wie sie immer wieder von nachlässigen Gouverneuren abgegeben werden." Das war nur ein Teil der Wahrheit. Subeat dom Cyllken spürte, dass der Mascant ihn belauerte. „Ertrus ist mit keiner anderen Welt vergleichbar", sagte der Tato. „Die Eingeborenen sind stolze Kämpfer. Gewalt gegen sie auszuüben ist nicht das probateste Mittel. Eher wird praktizierte Milde Wirkung zeigen."
    Der Mascant blickte unverwandt nach draußen, Ausgebrannte Baumaschinen und Explosionskrater kamen auf der Piste in Sicht, die Spuren von Raketenangriffen während der letzten Nächte. „Milde?" höhnte Kraschyn. „Dein Wortschatz wirkt absonderlich, Subeat..."
    „Das betrifft natürlich nicht die Guerillas, sondern ausschließlich die kooperative Bevölkerung."
    „Ich sehe da keine Unterscheidungsmöglichkeit."
    „Wir schlagen mit aller Härte zu, wo es mir angebracht erscheint. Auge um Auge, Zahn um Zahn."
    „Vergiss die terranischen Redensarten, Tato!" unterbrach Kraschyn schroff. „Die Zeiten, in denen unreflektiert vieles von diesen Barbaren übernommen wurde, sind glücklicherweise vorbei. Mir wurde gesagt, dass mittlerweile in allen Regionen des Planeten Medikamente ausgegeben werden. Kostenlos und ohne Identifikation der Betreffenden. Jeder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher