Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2047 - Finale für die Nacht

Titel: 2047 - Finale für die Nacht
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
wisst ihr wirklich? Wie weit ist die Finstergrenze schon herangekommen? Welchen Durchmesser hat die NACHT noch?"
    „Die Finstergrenze ist die Grenze zwischen der NACHT, in der wir leben, und der umliegenden Galaxis Segafrendo, in welche die NACHT eingebettet ist", begann der Eunuch in dozierendem Tonfall. „Jenseits von ihr fließt eine ungeheure Energiemenge in' Segafrendo ein. ESTARTU hat diese Energien schon vor langer Zeit reguliert, so dass für Segafrendo keine Gefahr daraus erwächst." Ungeduldig winkte der Lord-Eunuch ab. „Das weiß ich doch schon alles, Stap. Red doch bitte nicht um das Problem herum! Oder glaubst du, ich könnte die Wahrheit nicht ertragen?"
    „Ich wollte all dies nur noch einmal in Erinnerung rufen", sagte der Eunuch, der leicht beleidigt wirkte, „um deutlich zu machen, dass bis vor kurzem alles nach einem von ESTARTU ausgeklügelten Plan verlief. Jetzt, da die Finstergrenze sich verändert, könnten sich auch die Verhältnisse außerhalb von ihr verändern, mit unvorhersehbaren Konsequenzen für Segafrendo." Crom Harkanvolter richtete sich von seinem mit einem weißen Baldachin überspannten Lager auf und trat auf Stap Crumero zu. „Wie weit ist die Finstergrenze tatsächlich vorgedrungen, Stap?" fragte er heftig. „Wie groß ist die NACHT noch?" Der Eunuch wich seinem Blick aus. Er schien mit sich zu kämpfen. Dann ruckte sein Kopf herum, und er blickte Crom Harkanvolter gen au in die Augen. „Du hast Recht, Crom Harkanvolter. Du bist der Lord-Eunuch, und wir dürfen aus falscher Rücksichtnahme die Wahrheit dir gegenüber nicht verschweigen. Der Durchmesser der NACHT beträgt keine 0,42 Lichtjahre mehr, sondern nur noch 0,35. Das ist die bittere Wahrheit. Was noch schlimmer ist: Die Finstergrenze könnte plötzlich nicht mehr die NACHT kugelförmig umgeben, sondern sich unregelmäßig ausdehnen und die NACHT quasi einengen.
    Deshalb können Dinge verschluckt werden, die nach bisheriger Berechnung noch weit vor ihr waren - wie der Fall der sechs verschwundenen Mom'Serimer nahe legt. Und ESTARTU lässt nichts von sich sehen oder hören."
    „Nanu?" fragte Crom. „Bist du plötzlich zum Zyniker der NACHT geworden?"
    „Nein, Herr", antwortete Stap. „Obwohl mir dann und wann gefährliche Gedanken kommen - ich gestehe es. Warum lässt ESTARTU uns jetzt im Stich? Wenn sich die Entwicklung so fortsetzt, wird die NACHT bald nur noch ein fünftel Lichtjahr groß sein, und danach ..." Der Wissenschaftler brach ab und verhüllte sein Gesicht mit den Händen. „Ich kann dich verstehen, aber dein Verhalten nicht billigen", sagte der Lord Eunuch. „Gerade jetzt müssen wir stark im Glauben sein. Die Wege einer Superintelligenz sind für uns Mom'Serimer nicht nachvollziehbar. ESTARTU wird kommen.
    Im Moment der größten Not wird sie das ein und uns alle retten."
    Stap Crumero verneigte sich tief vor ihm. „Ich weiß, Lord-Eunuch. Verzeih meine Zweifel! Ich werde die Botschaft an alle Eunuchen weitertragen."
    „Das ist gut so. Und nun geh zu den anderen!" Crumaro zog sich aus dem geräumigen und luxuriös ausgestatteten Wohn- und Schlafgemach des Lord-Eunuchen zurück. Crom rief nach einem anderen Eunuchen, Garbam. Auch Garbam hatte bereits seinem Vorgänger gedient. Crom Harkanvolter wartete geduldig die umständliche Begrüßung ab.
    Dann ordnete er an: „Ich möchte, dass du eine besonders würdevolle Trauerfeier für die an der Finstergrenze Gestorbenen organisierst, Garbam. In Nacht Acht 3.
    Ich selbst werde den Nachruf sprechen, verbunden mit einem Appell an unser Volk."
    „Herr", sagte Garbam vorsichtig. „Nacht-Acht 3 ist zwar von den Reparaturrobotern wieder weitgehend instand gesetzt, trotzdem besteht aber die Gefahr neuer Vakuumeinbrüche. Ich weiß nicht, ob du unter diesen Umständen ..."
    „Du hast gehört, was ich befohlen habe", unterbrach ihn der Lord-Eunuch. „Und jetzt entferne dich! Lass mich allein!" Garbam gehorchte. Ihm war anzusehen, dass er sich um seinen Herrn Sorgen machte. So ungeduldig und unfreundlich hatte er ihn selten gesehen. Nachdem er gegangen war, legte sich Crom Harkanvolter wieder auf sein Bett und aktivierte mit einem Zuruf die Kommunikationswand - gerade rechtzeitig, um den Beginn der Nachrichtensendung mitzuerleben. Was ihm bereits berichtet worden war, sah er nun mit eigenen Augen. Sechs Mom'Serimer, unterwegs mit ihren Jetbooten, verschwanden plötzlich noch vor der eigentlich exakt vermessenen Finstergrenze aus der NACHT.
    Crom
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher