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2035 - Exodus der Herzen

Titel: 2035 - Exodus der Herzen
Autoren: Unbekannt
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größte der Gesellschaftsinseln. An die trügerische Schönheit der Südsee. An eine häßliche kleine Spelunke in San Francisco mit groben Holztischen, in der ich an einem kühlen, ungemütlichen Herbstabend einen Schuß Whisky und etwas Schlagsahne in meinen Kaffee gekippt und damit ein neues Getränk kreiert hatte. Die Gäste der Kaschemme hatten mich wegen meines hellen Haars für einen Iren gehalten.
    Auroch-Maxo-55 war so schön, daß Worte nicht ausreichten, diese Welt zu beschreiben. Genau wie die Südsee, hinter deren Schönheit jedoch schreckliche Gefahren und zerstörerische Naturgewalten lauerten, die jedes Menschenwerk im Handumdrehen einfach zerschmettern konnten.
    Es war nicht nur die unendliche Weite, der ewige - aber trügerische - Frieden, den ich buchstäblich einatmete. Es war nicht nur der silberne Himmel. Es war nicht nur der paradiesisch türkis gefärbte Ozean, der einen überirdisch wirkenden Frieden ausstrahlte.
    Es war ... alles zusammen.
    Aber aus irgendeinem Grund mußte ich an den unsichtbaren Höllenpfuhl denken, der diese Welt beschmutzte. Wahrscheinlich, weil wir uns keinen Reim auf ihn machen konnten. Weil es Dutzende von Gründen für seine Existenz gab, die für uns alle gleichermaßen unangenehm waren.
    Weil wir wieder mitten in Entwicklungen verschlagen worden waren, die ganz einfach zu hoch für uns waren.
    Als die Space-Jet dann auf der schwimmenden Insel Paumyr aufsetzte, traf mich die psionische Macht Paumyrs wie ein Keulenschlag.
     
    *
     
    Mein Logiksektor stöhnte gequält auf, und ich hätte fast das Bewußtsein verloren.
    Obwohl ich mentalstabilisiert war ...
    Obwohl ich mich Jahrhunderte hinter den Materiequellen aufgehalten hatte, was ich allerdings schon längst nicht mehr so unbesehen als reine Wahrheit hinnahm ...
    Obwohl mein Leben schon fünfzig- oder hundertmal länger währte als das der meisten Menschen und ich Dinge geschaut hatte, von denen Normalsterbliche wohl nicht einmal träumen konnten ...
    Trotz alledem war der Druck auf meinen Kopf so stark, daß schon der bloße Ansatz eines jeden Gedankens sich sofort in rotglühenden Schmerz verwandelte, der mein Gehirn buchstäblich in Lava zu verwandeln schien.
    Nur langsam, unendlich langsam, wich die mentale Daumenschraube, wurde der Schmerz einigermaßen erträglich, bis ich schließlich wieder einen wenigstens halbwegs klaren Gedanken fassen konnte. In dieser Ewigkeit des Leidens - oder diesem unfaßbar kurzen Augenblick - wurde mir vollends klar, daß ich es nicht mit einem normalen Geschöpf zu tun hatte, das nur etwas groß geraten war, sondern tatsächlich mit einer höheren Wesenheit.
    Von denen du noch nicht genug kennengelernt hast? lästerte der Logiksektor, der sich etwas schneller zu erholen schien als ich. Außerdem hat Paumyr dich nicht hierher geholt, um dich mit ihrem mentalen Druck zu töten. Du wirst noch gebraucht! „Wie tröstlich", krächzte ich, um auszuprobieren, ob meine Stimmbänder mir noch gehorchten. Meine Stimme klang heiser. Ich mußte geschrien haben. Laut und ziemlich lange.
    Aber viel wichtiger ist, wieso du diesen Druck erst jetzt und nicht schon während des Flugs zu dieser Welt verspürt hast!
    Ich wußte keine Antwort darauf. Meine Knie zitterten heftig, trugen kaum das Gewicht meines Körpers, als ich mich aus dem Kontursessel hievte und zur Schleuse wankte. Der brennende Schmerz verließ meinen Körper nur zögerlich und hinterließ eine Schwäche, eine Erschöpfung, gegen die selbst der Zellaktivator vergebens anzukämpfen schien.
    Ich hätte mich am liebsten an Ort und Stelle lang ausgestreckt und geschlafen, nur noch geschlafen, doch dafür war nun wirklich keine Zeit.
    Wie viele Stunden bis zum endgültigen Untergang der Menschheit? Sechs?
    Vielleicht hatte Paumyr deshalb darauf bestanden, daß ich den Planeten allein betrat. Weil man dem mentalen Druck nur standhalten konnte, wenn man einen Zellaktivator trug. Und vielleicht noch über einen Extrasinn verfügte, der einen Teil der psionischen Gewalten auffing.
    Leise zischend öffnete sich das Schott vor mir, und die Wohlgerüche des Paradieses und warmer, beglückender Sonnenschein schlugen mir entgegen.
    Die Erinnerung an den Höllenpfuhl konnten sie aber nicht vertreiben.
     
    *
     
    Ich trat hinaus, um mich umzuschauen, und konnte den Blick nicht vom Himmel über Auroch-Maxo-55 lösen.
    Er schimmerte silbern, glänzte an anderen Stellen hell und wurde hier und da von geisterhaften Schlieren durchzogen. Aber
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