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2035 - Exodus der Herzen

Titel: 2035 - Exodus der Herzen
Autoren: Unbekannt
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meine beiden Führer vor einem solchen Eingang im dichten Pflanzenwerk stehen. Der männliche Rautak trat durch die Öffnung, und ich folgte ihm ohne das geringste Zögern.
    Ein seltsames, warmes Licht schlug mir entgegen.
     
    *
     
    Schweiß perlte auf meiner Stirn. Ich hatte die Systeme meines Schutzanzugs nicht aktiviert, weil ich aus irgendeinem Grund meiner Umgebung so nah wie möglich sein wollte.
    Ich konnte mich ihrem Bann nicht entziehen. Sie lebte.
    Das Innere des riesenhaften Pflanzenorganismus war in der Tat von einem weitläufigen Gangsystem durchzogen, das offensichtlich Millionen von Höhlungen miteinander verband. Und diese Innenräume, diese verzweigten Gänge und geräumigen Kavernen, waren von brodelndem Leben durchsetzt. Alles, was sich ringsum befand, lebte und war - auch das stand mittlerweile wohl außer Frage - einschließlich der Rautak identisch mit Paumyr.
    Die männliche Projektion, die noch immer wortlos voranging, kletterte eine Wurzel hinauf, die in Ausmaßen und Form einem Haluter ähnelte. Die Gestalt konnte man sich zumindest einbilden, an der Größe bestand nicht der geringste Zweifel.
    Wie lange hat diese Kletterpartie in die Tiefe gedauert?
    Ich schaute nicht mehr auf das Chronometer. Paumyr brannte die Zeit auf den Nägeln, uns brannte die Zeit auf den Nägeln, und ich verschwendete wertvolle Minutern, wenn nicht sogar Stunden, indem ich über riesige Wurzeln stieg, durch enge Gänge kroch, mir immer wieder das Erdreich aus den Augen rieb, die nun nicht mehr nur vor Erregung tränten.
    Dieser Weg gehörte nicht zu denen, die regelmäßig von den Rautak benutzt wurden, sonst wäre er nicht so unbequem gewesen. Deren Lebensbereich hatte ich schon längst hinter mir gelassen. Auch die warme Helligkeit war merklich trüber geworden. Wurde sie in den Gefilden der Rautak von vielfach verästelten, biolumineszenten Lichtadern ausgestrahlt, so stammte sie hier von winzigen lumineszierenden Pflanzen.
    Das alles waren Anzeichen dafür, daß sich hier normalerweise keine Rautak aufhielten.
    Die Projektion vor mir blieb stehen. Die letzten Meter ins Herz der Inzaila wirst du allein zurücklegen. Mir war nicht ganz klar, ob der Rautak gesprochen oder ich Paumyrs Worte direkt in meinem Geist vernommen hatte, aber das spielte letzten Endes auch keine Rolle.
    Ich ging weiter, und die Projektion löste sich auf. Es wurde wieder heller.
    Vor mir öffnete sich das Herz der Inzaila ...
     
    4.
     
    Die Kym Es war eine von strahlendem silbernem Licht durchflutete Kaverne, die mich an eine Waldlichtung erinnerte, so, wie mir die Passage hier hinab wie ein enger Waldweg vorgekommen war, über den sich ein Baldachin aus dichtem Laubwerk schloß.
    An der Decke der Grotte mündeten lichtführende Pflanzenfasern, die insgesamt dritte Illuminationsvariante, auf die ich im Innern der schwimmenden Insel bislang gestoßen war. Sie bildeten ein glitzerndes Geflecht, das sich kaum von einem übermäßig hellen Sternenhimmel unterscheiden ließ.
    In der Mitte der Kaverne senkte sich der Boden ab, und mein Blick fiel auf einen kleinen Teich. Die blaugrüne Flüssigkeit, aus der er bestand, schimmerte klar und geheimnisvoll zugleich.
    Der Druck auf meine Gedanken wurde wieder stärker. Fast schien es, als wolle Paumyr sich vor mir abschirmen, um mich mit ihrer mentalen Präsenz nicht zu beeinträchtigen, sei dazu aber hier an diesem Ort nicht imstande.
    Die Präsenz ihres mächtigen Geistes war jedenfalls fast schon körperlich spürbar. Ich war überzeugt, hier im Herzen der Inzaila dem gegenüberzustehen, was letzten Endes die Essenz Paumyrs ausmachte.
    Und ich wußte diese Essenz zu lokalisieren. In der Mitte des Teiches ragte ein zehn Meter hohes Riesengewächs aus dem Wasser, eine weit gefächerte, ineinander verschlungene orchideenähnliche Pflanze mit Zehntausenden winziger lilafarbener Blüten mit gelbem Kern, die den Stamm bedeckten. Diese Mikroblüten stießen unablässig zarte Wolken eines intensiv süßlich riechenden Staubs aus, der über die gesamte „Lichtung" verweht wurde, obwohl hier kein Luftzug ging.
    Dieses Wesen sieht so aus wie der Pflanzenvater Arystes. Ich hatte den Extrasinn fast schon vermißt. Mondra Diamond hat in der SOL von der Begegnung mit ihm auf dem Planeten Orllyndie berichtet. Und der Ableger in Mondras Kabine stößt ebenfalls Blütenstaub aus.
    Der Hinweis darauf war überflüssig. Das hatte ich selbst beobachten können.
    Eine bewußte Anstrengung war nötig, um den Blick
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