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2033 - Tod im Türkisozean

Titel: 2033 - Tod im Türkisozean
Autoren: Unbekannt
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nach, bis er die Grotte verlassen hatte. Dann entspannte sie sich und bemerkte erst jetzt, daß sie von allen anderen Rautak angestarrt wurde. „Was glotzt ihr so?" rief sie ins weite Rund der Ruhekaverne. „Habt ihr keine Tratschgeschichten, die ihr euch erzählen könntet?"
    Ingray, ihre Freundin, kam über den leicht rutschigen Boden zu Jamaske und legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. „Genug jetzt, Sturmschwester!" flüsterte ihr die hagere Fischerin mit den rötlichschwarzen, wie Stacheln abstehenden Struppelhaaren ins Ohr. „Weißt du denn nie, wann du aufhören mußt?"
    „Du hast ja recht", sagte Jamaske, die sich plötzlich sehr dumm vorkam. „Aber ich will ihn nicht verlieren ..."
    „Wen willst du nicht verlieren?"
    „Ach nichts", sagte Jamaske und wich dem forschenden Blick ihrer Freundin aus.
    Sie öffnete ihren Gürtel, an dem sie das unvermeidliche Sichelmesser zum Ausnehmen der Fische trug, und legte beides, Gürtel und Messer, auf eine runde Erhebung am Ufer, die wie ein Stein aussah, in Wahrheit aber eine pflanzliche Knalle war. Danach, den Blick noch immer zu Boden gewandt, zog sie sich den Pflanzenfaserkilt über den Kopf, unter dem sie wie alle Fischerinnen und Fischer nur noch einen aus Schuppenhaut gefertigten, elastischen Slip trug. „Nun, wenn du's nicht sagen willst, willst du's nicht sagen", meinte Ingray und tippte ihr mit beiden Mittelfingern freundschaftlich auf die nackten, tief bronzenen Brüste.
    Jamaske lachte leise auf, stieß Ingrays Hände weg und knuffte ihr ebenso freundschaftlich in den Bauch. Dann bestieg sie ihre Schlafmuschel, während ihr Ingray noch einen halb neckischen, halb nachdenklichen Blick zuwarf, bevor sie zu ihrer eigenen Schlafmuschel ging, sich ebenfalls entkleidete und in die weit geöffnete Muschelschale kletterte.
    Auch alle anderen Fischerinnen und Fischer - an die vierzig, fünfzig Rautak aus verschiedenen Fanggruppen - machten es sich in ihren Schlafmuscheln bequem und begannen mit dem üblichen „Rundgerede", wie die halb ritualisierte Form der Unterhaltung hieß, die sie am Ende einer Wachphase pflegten.
    Es waren Geschichten von ihren Fahrten über den türkisblauen Ozean von Auroch-Maxo-5 5.
    Geschichten von der blutigen Hochzeit der mörderischen Dhejas tief unten am Meeresgrund.
    Geschichten vom schreckenerregenden Augenfisch, dessen Blicke die Haut versengten.
    Geschichten von der Geister-Inzaila, die manchmal, bei unruhigem Seegang, wenn sich der Silberschirm eindunkelte, wie ein Phantom am Horizont auftauchte und niemals näher kam, sosehr man auch ruderte.
    Einige der älteren Rautak rezitierten in einem kanonartigen Singsang Passagen der „Legenden aus dem Herzen". Sie sangen von Paumyrs Werden und Wachsen, von Alshma Ventor, dem Portal des Schlafenden Lichts, vom sagenhaften Ort INSHARAM, Hort des Wissens und der Weisheit, und von Hauchmén Zovirasch, dem prophezeiten Ende der Welt.
    Und nach und nach, während das grünliche Leuchten in Paumyrs Lichtadern langsam verblaßte, wurde das Rundgerede immer leiser, versickerten die Gesänge der Alten in einem kaum noch hörbaren Summen, und Muschel auf Muschel begann sich zu schließen und versank in den murmelnden Wellen.
    Jamaske, den Rücken eng an den pochenden Körper ihrer Muschel geschmiegt, hielt mit beiden Händen ihre Traumperle umfaßt, deren hypnotisches Blinken sie mehr und mehr in ihren Bann zog.
    Sie nahm die letzten durch die Ruhekavernen vagabundierenden Gesprächsund Gesangsfetzen des allgemeinen Rundgeredes kaum noch wahr. Jamaske wollte schlafen.
    Je eher sie einschlief, um so eher würde sie ihm wieder begegnen.
    Als sich Jamaskes Schlafmuschel mit einem leisen Knarzen schloß und auf den Grund der Kavernen sank, wurde ihr wellenschlagender Kiemenkranz für einen kurzen Moment von einem rötlichen Leuchten umspielt, das vom Wasser mehrfach gebrochen wurde und wie ein Irrlicht durch die Stollen tanzte.
    Und dann war da nur noch Dunkelheit.
    Und aus der Dunkelheit schälte sich die Gestalt eines hochgewachsenen, bronzehäutigen Mannes mit fliegenden Haaren und weit ausgebreiteten Armen.
    Jamaske schwamm auf ihn zu.
     
    2.
     
    Der Ewige Kosmologe
     
    In jenen Zeiten, vor Segaftausenden, da Paumyr noch jung war und aberhundert Inzaila den Türkisozean von Auroch-Maxo-55 befuhren, geschah es, daß Yol Gondaron, der Ewige Kosmologe, mit seinem Raumboot aus dem Himmel fiel.
    Yol Gondaron stammte aus dem zahlreichen Volk der Sery-Mer, und er hatte sich ganz
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