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202 - Unter schwarzer Flagge

202 - Unter schwarzer Flagge

Titel: 202 - Unter schwarzer Flagge
Autoren: Ronald M. Hahn
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ferne Länder sehen. Hier ist es uns zu eintönig.« Vielleicht war es ein Vorteil, wenn man sich einfältig und stark gab – so brauchte man weniger Fragen zu beantworten.
    »Äh«, machte Rulfan und nickte lässig. »Yeah.«
    »Wo kommt ihr her?«
    Rulfan deutete mit dem Daumen hinter sich.
    Matt nickte dazu. Zu dumm, dass sie keine Zeit gehabt hatten, um sich abzusprechen. Sie durften einander nicht ins Wort fallen, sonst ergaben sich vielleicht Widersprüche, die Argwohn erregten. Doch allem Anschein nach hatte die Frage des Ersten Offiziers ohnehin nur rhetorischen Wert.
    »Ihr redet nicht viel, was?«, sagte der andere Offizier, ein drahtiger Bursche mit rötlichem Haar und ebenfalls blauen Augen. »Wisst ihr überhaupt, in welchem Geschäft wir tätig sind?«
    »Im Transportwesen, nehm ich an.« Matt setzte eine unbedarfte Miene auf und zog die Nase hoch. »Das Geschäft ist uns aber egal, solange wir was zu essen kriegen und gerecht an der Beute beteiligt werden.«
    Vanduyn lachte.
    »Was könnt ihr denn?«, fragte sein Begleiter, der im Vergleich mit Slodder und seiner Lumpenbrigade wie ein Dressman wirkte.
    Rulfan deuteten auf ihre Degen. Matt wusste noch immer nicht, woher er sie eigentlich hatte. »Wir sind Söldner«, sagte Rulfan. »Aber wir sind auch schon zur See gefahren.«
    »Das ist gut.« Vanduyn nickte. »Uns fehlen nicht nur Matrosen, sondern auch tüchtige Haudegen.« Er deutete mit angeekelter Miene auf den Ort, als sei er daran schuld. Der andere Offizier zog eine Kette aus seinem Wams, an der eine antike Taschenuhr befestigt war. »Die Zeit ist abgelaufen. Ich erkläre die Deserteure für vogelfrei.«
    Vanduyn wies auf das Boot. »Ihr seid angeheuert. Alles Weitere erfahrt ihr von Master Haggard.«
    »Wir sind zu dritt.« Rulfan machte Platz, damit die Offiziere einen Blick auf Chira werfen konnten. »Das ist Chira. Sie jagt Ratzen, deswegen braucht sie nicht verpflegt zu werden.«
    Die Offiziere zuckten die Achseln. »In Ordnung. Nehmt das Tier mit.«
    Matt und Rulfan stiegen in das Boot. Chira und die Offiziere folgten ihnen. Die Ruderer legten sich in die Riemen.
    Kurz darauf gingen sie an der Schelm längsseits, und sie kletterten über eine Jakobsleiter an Bord. Chira wurde in einem Proviantkorb hochgezogen.
    Als Matt und Rulfan neben den anderen Neulingen an Deck standen, waren die Segel bereits gesetzt. Es herrschte Aufbruchstimmung. Der Mann mit dem Dreispitz, den Matt am Abend zuvor vor der Laterne gesehen hatte, stand an einer Treppe und musterte die Neuen. Vanduyn begrüßte ihn respektvoll.
    Nun erst fiel Matt auf, dass das Ding, das an seinem Ohr baumelte, kein exotisch gestalteter Ring war, sondern eine MasterCard. In einigen Teilen dieser postapokalyptischen Welt galten Kreditkarten als Zahlungsmittel und wurden Bax genannt. Diese glänzte golden und zeigte eine Weltkarte; sicher ein besonders wertvolles Exemplar. Vermutlich war ihr Träger der Kapitän. Matt war der Name entfallen, doch als der Mann unter Deck verschwand, fiel er ihm wieder ein: Haggard.
    Schon wurden die Neuen von Vanduyns Begleiter angebrüllt, der ihnen befahl, ihm zu folgen, aber »ein bisschen plötzlich, ihr Penner!« Er führte sie über einen knarrenden Niedergang in einen Raum voller Hängematten.
    Etwa ein Dutzend Matrosen hielten sich hier auf. Die meisten schliefen, andere würfelten, pafften dünne Zigarren oder spielten Karten. Sie sahen den Neuen – von Matt, Rulfan und Slodder abgesehen – ziemlich ähnlich.
    Der drahtige Offizier entschuldigte sich für sein Gebrüll.
    »Ist sonst nicht meine Art, Jungs. Aber wenn der Master an Deck ist, müssen wir die Zeug rauslassen.«
    »Die Zeug?«, fragte Rulfan.
    »Die Sau.« Slodder grinste. Dann sicherte er sich eine Hängematte. Seine Kumpane taten es ihm gleich.
    »Ihr kommt mit.« Der Offizier winkte Matt und Rulfan hinaus. »Haudegen weist Master Haggard persönlich ein.«
    Sie stiefelten hinter ihm her durch einen endlosen Gang, der an zahlreichen Türen vorbei ans Heck führte. Sie kamen an eine Tür mit einem Metallklopfer, den der Offizier bediente.
    Jemand brüllte »Herein!«
    Der Offizier machte die Tür auf, knallte die Hacken zusammen und schrie: »Offz Zwo Kuyper meldet: Ersatz für smerige Deserteure aufgetan, Master!«
    »Reinkommen!«
    Matt und Rulfan traten in ein von drei Heckbullaugen erhelltes Offizium. Offz Zwo Kuyper stellte sie namentlich vor.
    Haggard musterte sie, ohne mit der Wimper zu zucken. Dann ließ er sie stramm
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