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199 - Schlacht der Giganten

199 - Schlacht der Giganten

Titel: 199 - Schlacht der Giganten
Autoren: Jo Zybell
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Kilometer hoch.
    Gemeinsam rückten sie gegen den Feind unter dem roten Felsen vor, der Oqualun und an die sechstausend Daa’muren.
    Hatte die Erde je ein rätselhafteres Heer gesehen?
    Die Konturen des Tafelfelsens am Horizont wuchsen und wurden deutlicher. Grao’sil’aana machte sich nichts vor: Die Dunkelheit würde einbrechen, bis sie den Feind und seinen lebendigen Schutzschild erreichten. Die kommende Nacht erst würde die Entscheidung bringen.
    Je weiter die Sonne dem Westhorizont entgegen sank, desto öfter musste Grao’sil’aana an Daa’tan denken. Wo steckte er?
    War er in die Kämpfe verwickelt? Hatte der Feind ihn am Ende in seinen Schutzschild integriert, um auch seine Psikraft zu missbrauchen? Grao’sil’aana konnte nicht anders – wieder und wieder musste er an den Jungen denken. Und auf einmal wusste er, dass er ihn suchen würde.
    ***
    »Wir haben ihn zum Absturz gebracht!« Cahai brüllte seinen Jubel hinaus. »Wir haben gesiegt!« Er sprang auf, riss seinen Säbel aus der Scheide und schlug in die Luft, während er Freudensprünge vollführte. »Er ist erledigt, besiegt, pulverisiert!«
    Victorius begriff die Euphorie des jungen Chinesen nicht ganz. Teils apathisch, teils ängstlich blickte er sich um. Drei Männer und eine Frau ihrer Gruppe kauerten am Boden und hielten sich die schmerzenden Köpfe. Ein halbwüchsiger Junge und eine Greisin lagen reglos da. Blut sickerte ihnen aus Nase, Mund, Ohren und Augen. Der Widerstand des Feindes hatte lebenswichtige Blutgefäße in ihren Gehirnen platzen lassen.
    Cahai jubelte dennoch, und andere ließen sich anstecken.
    Victorius aber spürte, wie ein Kloß in seinem Hals anschwoll.
    Er fasste sich an die Schläfen – wie dumpfe Paukenschläge dröhnte sein Herzschlag in ihnen. Er hoffte inbrünstig, dass der schlitzäugige Bursche Recht behielt und der Feind tatsächlich besiegt war. Doch seine Intuition flüsterte ihm ein, dass der eigentliche Angriff erst noch bevorstand. Und sollte seine innere Stimme Recht behalten, dann würde er danach genauso reglos und blutend am Boden liegen.
    Er blickte zu den anderen Gruppen. Die beiden uralten Schamanen, der Zweite und der Dritte Diener des Ahnen, hatten alle dreitausend Telepathen in dreihundert Gruppen mit jeweils zehn Männern und Frauen Stellung beziehen lassen, in einem Ring fünfhundert Meter um den Uluru herum. Auch in den Nachbargruppen, jeweils vierzig Meter entfernt, lagen Telepathen reglos und blutend am Boden.
    Die Angst packte Victorius und überlagerte für ein paar Minuten den brennenden Wunsch, seinem HERRN zu dienen.
    Und in manchen Gesichtern, in die er blickte, stand die gleiche Angst. Es waren Gesichter von Männern und Frauen, die wussten, dass ihre mentale Kraft begrenzt war; genauso schätzte der schwarze Prinz vom Victoriasee auch seine eigene Kraft ein.
    Victorius war Realist. Und er hatte Augen im Kopf: Nicht alle Telepathen waren gleich stark. Die Schwächsten hatte es gleich beim ersten Angriff erwischt. Der zweite würde wohl diejenigen töten, die nur mittelmäßige Telepathen waren. Und Victorius war allenfalls ein mittelmäßiger Telepath. Was ihn als Gedankenmeister wirklich stark gemacht hatte, flatterte ein paar Kilometer entfernt im Geäst des Baumes herum, in dem das abgestürzte Luftschiff hing: Titana hieß seine Stärke. Doch die Zwergfledermaus, die als Gedankenverstärker wirken konnte, war nicht hier.
    In jeder Gruppe hatten sie sich an der Hand genommen, als die schwarze Wolkenfront am Horizont aufgetaucht war. Die beiden Schamanenhelfer wollten das so. Und auch für die nächsten Schritte hatten sie genaue Anweisungen gegeben: Zuerst nahmen die Telepathen Kontakt mit den Männern und Frauen ihrer eigenen Gruppe auf, dann mit denen der beiden benachbarten Gruppen. Und schließlich konzentrierten sie sich ganz und gar auf den HERRN. So errichteten sie eine mentale Schutzglocke über dem Uluru und damit über dem Ahnen. Die mentale Gegenwehr des Feindes war an diesem mächtigen Schild einfach abgeprallt, während ihm der HERR seine vernichtenden Schwingungen ungestört entgegenschleudern konnte.
    Der Feind war abgestürzt, der HERR unangetastet geblieben. Nur etwa sechzig seiner Telepathen waren gestorben.
    Nur etwa sechzig…
    Victorius wurde übel. Einer der Greise blieb vor der Gruppe stehen. »Was springst und schreist du hier herum wie ein Narr?!«, fuhr er Cahai an. »Noch ist die Schlacht nicht geschlagen!« Er deutete nach Norden. Dort zogen rötliche
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