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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier
Autoren: Robert Ludlum
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zu den drei Männern auf. »Das Treffen heute abend wird abgesagt. Die Männer, die die Razzia durchführen, werden nur eine große Familienversammlung vorfinden. Ein Festtagsessen. Alle meine Kinder und deren Kinder. Aber damit es vollständig ist, muß mein ältester Sohn in Campo di Fiori sein. Ich habe den ganzen Nachmittag versucht, ihn telefonisch zu erreichen. Jetzt müssen Sie ihn finden. Benützen Sie Ihr Telefon. Rufen Sie jeden einzelnen Menschen in Mailand an, wenn Sie müssen, aber finden Sie ihn. Wenn es spät wird, dann sagen Sie ihm, daß er die Stallzufahrt benutzen soll. Es wäre nicht gut, wenn er gleichzeitig mit der Razzia eintrifft.«
2
    29. DEZEMBER 1939 COMERSEE, ITALIEN
    Der weiße Zwölfzylinder Hispano-Suiza mit dem halb nach hinten gerollten Lederverdeck, das den roten Ledersitz vorn freilegte, fegte mit hoher Geschwindigkeit in die lange Kurve.
    Unten lagen zur Linken die winterblauen Gewässer des Comersees, zur Rechten die Berge der Lombardei.
    »Vittorio!« kreischte die Frau neben dem Fahrer und hielt sich das vom Wind zerzauste blonde Haar mit der einen und den Kragen aus russischem Pony mit der anderen. »Das macht mich völlig fertig, mein Lämmchen!«
    Der Fahrer lächelte. Seine zusammengekniffenen grauen Augen hielten die ihnen entgegenrasende Straße im grellen Sonnenlicht fest, und seine Hände fühlten fachmännisch, fast zart, das Spiel des Steuerrads aus Elfenbein. »Der Suiza ist ein weit besserer Wagen als der Alfa-Romeo. Der britische Rolls ist da kein Vergleich.«
    »Mir brauchst du das nicht zu beweisen, Liebster. Mein Gott, ich darf gar nicht auf den Tachometer sehen! Und ich werde völlig zerzaust sein!«
    »Gut. Wenn dein Mann in Bellagio ist, wird er dich nicht erkennen. Ich werde dich als eine schrecklich süße Cousine aus Verona vorstellen.«
    Die Frau lachte. »Wenn mein Mann in Bellagio ist, wird er uns eine schrecklich süße Cousine vorzustellen haben.«
    Sie lachten beide. Die Kurve endete, die Straße wurde wieder gerade, und die Frau glitt neben den Fahrer. Sie fuhr mit der Hand unter den Arm seiner beigefarbenen Wildlederjacke, die von der schweren Wolle des weißen Rollkragenpullovers, den er darunter trug, aufgebläht war. Ganz kurz legte sie das Gesicht an seine Schulter.
    »War wirklich süß von dir, mich anzurufen. Ic h mußte wirklich weg.«
    »Das wußte ich. Das stand gestern in deinen Augen geschrieben. Du langweiltest dich zu Tode.«
    »Nun, du lieber Gott, hast du dich denn nicht gelangweilt? Solch ein schreckliches Dinner. Bla, bla, bla! Der Krieg hier und der Krieg dort. Rom ja, Rom nein, und immer Benito. Ich kann es nicht mehr ertragen. Gstaad geschlossen, St. Moritz voll Juden, die jedem ihr Geld hinwerfen. Monte Carlo ein absolutes Fiasko. Die Casinos schließen, weißt du das? Alle sagen das. Alles ist so langweilig!«
    Der Fahrer ließ die rechte Hand vom Steuerrad fallen, schob den Pelzmantel der Frau auseinander und streichelte die Innenseite ihres Schenkels ebenso fachmännisch, wie er das Steuerrad aus Elfenbein handhabte. Sie stöhnte wohlig und bog den Hals, brachte die Lippen an sein Ohr, und ihre Zunge zuckte vor.
    »Wenn du damit weitermachst, enden wir im Wasser. Ich fürchte, es ist verdammt kalt.«
    »Du hast damit angefangen, mein reizender Vittorio!«
    »Dann hör ich wieder auf«, sagte er, lächelte und legte die Hand wieder ans Steuer. »Ich werde mir lange Zeit keinen solchen Wagen mehr kaufen können. Heute sind Tanks alles. Und in Tanks steckt viel weniger Profit.«
    »Bitte, sprich nicht vom Krieg.«
    »Keine Angst«, sagte Fontini-Cristi und lachte wieder. »Es sei denn, du willst Kaufverträge für Rom aushandeln. Wenn du willst, verkaufe ich dir alles. Angefangen von Förderbändern über Motorräder bis zu Uniformen.«
    »Ihr macht keine Uniformen.«
    »Wir besitzen eine Firma, die welche macht.«
    »Das habe ich vergessen. Fontini-Cristi gehört alles nördlich von Parma und westlich von Padua. Das sagt wenigstens mein Mann. Recht neiderfüllt natürlich.«
    »Dein Mann, der verschlafene Graf, ist ein schrecklicher Geschäftsmann.«
    »Er will keiner sein.«
    Vittorio Fontini-Cristi lächelte, als er den langen weißen Wagen vor einer abschüssigen Kurve in der Straße zum Seeufer abbremste. Auf halbem Weg, auf dem Vorgebirge, das Bellagio war, stand die elegante Villa Lario, die nach dem antiken Poeten von Como benannt war. Es war ein Erholungsheim, das ebenso wegen seiner außergewöhnlichen Schönheit wie
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