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1956 - Das Haus der Nisaaru

Titel: 1956 - Das Haus der Nisaaru
Autoren: Unbekannt
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Verwirrung.
    Das wissen wir, antworteten die Saarer telepathisch. Dein Freund ist sehr krank und leidet unter geistiger Verwirrung. Dennoch und gerade deshalb werden wir ihm keinen Zugang in das Haus mehr gestatten. Das verstehe ich natürlich. Deshalb bin ich auch allein gekommen, um mich eurer Gerichtsbarkeit zu unterwerfen. Mutige Worte, und Tuyula erschrak über sich selbst.
    Aber das Verhalten der Saarer hatte sie dazu hingerissen. Natürlich hoffte sie, dass ihr Vorschlag nicht wörtlich genommen würde. Die Saarer musterten sie aus großen silbrigen Augen. Sie besaßen. keine Mimik; ihre gesamte Oberflächenstruktur war vollkommen glatt und faltenlos. Ebenso emotionslos hallten ihre Stimmen in Tuyulas Geist. Die junge Blue wusste nicht, was sie von diesen Wesen zu halten hatte. Das ist nicht notwendig, antworteten die Saarer. Denn, wisse, sie sind nicht gestorben. Aber ich sah doch, wie ihre Köpfe zerplatzten und sie sich auflösten! Ja, trotzdem sind sie im eigentlichen Sinne nicht tot. Denn wir alle sind - Nisaaru. „Wie bitte?" rief Tuyula laut.
    Wir alle sind Bewusstseinsanteile, die mit einem flüchtigen Körper ausgestattet worden sind. Dein Freund hat lediglich verursacht, dass die anderen Bewusstseinsanteile wieder vorzeitig in der Ganzheit Nisaaru aufgegangen sind. Dann ... war es also kein Mord? Selbstverständlich nicht. Es besteht kein Grund, dir Vorwürfe zu machen. Du hattest ohnehin keinen Anteil daran. Deswegen gestatten wir dir den weiteren Aufenthalt in Nisaarus Haus.
    Das ... ist sehr großzügig ... Ich weiß, ,dass dieses Privileg ausschließlich den Meistern des Sandes von Chearth vorbehalten ist ...
    Du bist nun hier, Tuyula Azyk. Sei mein Gast! Die Blue registrierte, dass der oder die Saarer plötzlich in der „Ich"Form gesprochen hatte oder hatten.
    Tuyula zweifelte nun nicht mehr daran, tatsächlich mit einer Wesenheit der Superintelligenz zu sprechen. Das verursachte das nächste Herzflattern.
    Sie hätte es sich nie erträumt, einmal so unmittelbaren Kontakt zu einem derart mächtigen, „göttlichen" Wesen zu bekommen. Außer Perry Rhodan und einigen weiteren Unsterblichen hatte, soweit sie wusste, noch niemand in der Milchstraße einen solch direkten Kontakt bekommen. „Ich danke dir", flüsterte Tuyula ergriffen. Sie wusste nicht, wie sie sich nun verhalten sollte. Der Glaube an die Tausenden von Kreaturen der Blues half ihr da nicht weiter. Musste man einem solchen Wesen nicht ehrerbietig begegnen? War es gestattet, ungefragt zu sprechen? Was gab es noch für Verhaltensregeln? Sie hörte ein leises Gelächter in sich; eine sanfte, weich fließende Stimme, und dazu hatte sie das Bild eines silbrigen Wasserfalls vor Augen. Nisaaru amüsierte sich anscheinend über sie. Sicherlich war es schon sehr lange her, dass sie einen so unwissenden Gast gehabt hatte - noch dazu aus einer anderen Galaxis. Folge uns bitte, Tuyula Azyk.
    Die junge Blue folgte den Saarern. Sie hatte weder Furcht, noch fühlte sie sich an diesem fremden Ort unwohl. Mit den Hinterkopfaugen konnte sie sehen, dass sich der Korridor langsam wieder mit der für sie giftigen Atmosphäre füllte. Sie nahm ihre „Überlebensblase" mit; ursprünglich war dieser Ort also ausschließlich für die Anwesenheit der Gharrer konstruiert. Tuyula fragte sich, ob sich das wieder ändern würde, wenn sie jetzt umkehrte.
    Aber das überlegte sie natürlich nur theoretisch. Sie hatte nicht vor, Nisaarus Geduld auf eine weitere Probe zu stellen. Es war freundlich genug von der Superintelligenz, sie überhaupt noch hier zu behalten. Wohin gingen sie wohl? Tuyula verlor rasch die Orientierung. Jeder Korridor, jeder sichtbare Knoten sah gleich aus. Überall herrschte dasselbe diffuse, warmgoldene Licht. Es war ein Ort der Stille; weder die Saarer noch Tuyula machten ein Geräusch beim Gehen. Doch diese Stille war nicht bedruckend, eher erholsam, befreiend.
    Bald verlor die Blue zudem jegliches Zeitgefühl. Ein Blick auf das Chronometer erwies sich als überflüssig, da es nicht funktionierte. Allerdings wurde sie weder müde noch hungrig oder durstig. Völlig zufrieden ging sie mit den Saarern durch die ewige Eintönigkeit der Korridore, ohne sich einsam zu fühlen oder Angst zu bekommen. Möglicherweise gingen sie die ganze Zeit im Kreis. Es war ihr egal. Sie verspürte keine besonderen Sehnsüchte oder Wünsche. Sie überließ sich ganz und gar dem Willen Nisaarus und vertraute darauf, einmal ein Ziel zu erreichen.
    So war es
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