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1916 - Krieg der Träume

Titel: 1916 - Krieg der Träume
Autoren: Unbekannt
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nicht, daß drei seiner Begleiter dabei starben.
    Entkommen. Er ist mir entkommen. Aber beim nächsten Mal...
     
    *
     
    „Das war verdammt knapp", stieß Gucky hervor, als er in der Nähe von Icho Tolot und Julian Tifflor rematerialisierte.
    Der Mausbiber atmete schwer. Auch für jemanden, der Hunderte von Kampfeinsätzen in einem mehrtausendjährigen Leben hinter sich gebracht hatte, war es kein Pappenstiel, wenn von allen Seiten auf einen geschossen wurde. Mut, das hieß nicht, keine Angst zu haben. Mut bedeutete, daß man stärker war als die Angst und ihr trotzte.
    „Er hat geschossen?" Julian Tifflors Frage war mehr rhetorischer Natur.
    „Er nicht, aber seine Leute", sagte Gucky schnaufend. „Er muß damit gerechnet haben, daß ich bei ihm auftauche. Tut mir leid, Freunde, aber auf diesem Wege kommen wir nicht an ihn heran."
    Julian Tifflor machte ein enttäuschtes Gesicht.
    „Das bedeutet", zog er die logische Schlußfolgerung, „daß er in gewisser Weise über uns Bescheid weiß. Und damit weiß es wahrscheinlich schon Jii'Nevever, und Shabazza wird eben falls bald von unserem Frontwechsel erfahren. Freunde, die Zeit für uns wird knapp."
    Gucky preßte die Lippen aufeinander.
    „Wir sollten noch einen Versuch wagen", sagte er leise. „So schnell gebe ich nicht auf. Mike hat trotz dieses verdammten Chips seinen Verstand behalten. Er kann logisch denken. Vielleicht können wir ihn überzeugen ..."
    „Hältst du das wirklich für möglich?" fragte Julian Tifflor zweifelnd. „Vor allem in diesem Fall, bei Michael? Er ist schon immer ein verdammt harter Brocken gewesen!"
    Gucky blickte ihn streng an.
    „Ich könnte natürlich noch einmal zu seinem Zeittaucher teleportieren und dort eine kleine Ladung zurücklassen", bemerkte er zynisch. „Wäre dir das lieber?"
    „Selbstverständlich nicht", widersprach Tifflor ohne Zögern. „Er steht zwar auf der anderen Seite, aber er tut es nicht freiwillig, und vor allem ist er unser Freund. Okay, wir wollen es versuchen."
    Es dauerte nur Sekunden, bis die Verbindung zu Michael Rhodan stand.
    „Was habt ihr mir anzubieten?" fragte Mike scharf. In seinen Augen glomm ein düsteres Feuer. „Ausreden, faule Erklärungen, Ausflüchte?"
    „Nichts dergleichen", antwortete Julian Timor, von den dreien zweifellos der beste Rhetoriker. „Wie wäre es mit Argumenten?"
    Mike lachte spöttisch. Das Lachen erinnerte nicht mehr an den alten Freund.
    „Wofür?" fragte er. „Ihr habt Shabazza im Stich gelassen. Ich seid dabei, Jii'Nevever zu verraten. Und was vielleicht am schlimmsten ist - auch an mir werdet ihr zu Verrätern!"
    „Ich bezweifle nicht, daß du die Sache so siehst", antwortete Julian Tifflor.
    „Fraglich ist, ob sie auch so ist. wie du sie siehst. Deine Wahrnehmung, Michael, ist nämlich getrübt und verfälscht, genau wie bei uns jedenfalls bis vor kurzer Zeit."
    Mike machte eine wegwerfende Handbewegung.
    „Unfug!" stieß er hervor. „Ich brauche mir das nicht anzuhören, diesen Schwachsinn. Ich sehe die Dinge, wie sie sind. Shabazza sieht sie auf die gleiche Weise, Jii'Nevever desglei chen und ebenso bald die Bevölkerung von Puydor. Nur ihr drei seid anderer Auffassung, und selbstständlich gilt: Wenn drei sich gegen den Rest der Galaxis wenden, dann sind natürlich die drei im Recht, und die anderen spinnen oder sind manipuliert worden."
    „Du nimmst mir das Wort aus dem Munde", sagte Julian Timor schnell.
    Mike winkte wieder mit einer zornigen Handbewegung ab.
    Das Gespräch dauerte eine knappe Viertelstunde; es verlief ohne brauchbares Ergebnis. Die drei brachten ihre Argumente vor, boten Beweise an, aber Mike hörte nicht einmal richtig zu. Er beschimpfte seine Freunde, Lebewesen, die er seit Jahrtausenden kannte, als elende Verräter, die den Tod verdient hatten ...
    „... einen langsamen und qualvollen Tod" führte er kaltherzig aus. „zur Warnung für andere ..."
    Jetzt, da sich ihr Denken wieder normalisiert hatte, wurde den drei Freunden erst bewußt, wie sehr sich der Charakter von Michael Rhodan unter Shabazzas Einfluß verändert hatte. Barbarisch brutale Sprüche wie diesen hätte Michael vorher ebensowenig über die Lippen gebracht wie die anderen. So zu denken und zu empfinden und solche Gedanken dann auch mit rücksichtsloser Offenheit auszusprechen paßte einfach nicht zu jenem Michael Rhodan, den die Freunde kannten.
    Und was das Erschreckende für sie daran war - es hatte nicht viel gefehlt, und sie hätten ebenso gedacht,
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