Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1900 - Thoregon

Titel: 1900 - Thoregon
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
kam es zu unerklärlichen Phänomenen. Es sah fast so aus, als habe sich die Station in einen gigantischen Transmitter verwandelt, obwohl die technische Ausrüstung für einen Transmitter drüben definitiv nicht existierte.
    Lowtovn schickte seinem Kontrollroboter das Signal zum Abbruch.
    Ob das Signal ankam oder nicht, konnte nie ermittelt werden; kurz darauf explodierte die Station. Mit ihr wurden sämtliche Nano-Kolonnen sowie die einzige Kontrolleinheit vernichtet.
    Brinkhiaer nahm die Katastrophe mit einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis.
    Für Lowtovn kam die Explosion allerdings einer persönlichen Tragödie gleich. Er verstand nicht, wie es dazu hatte kommen können, und die Energie, einen zweiten Anlauf zu versuchen, brachte er niemals auf. Der genialste Techniker seiner Zeit verfiel in Depression. Lowtovn starb wenige Jahre später, obwohl er noch lange nicht das Alter dazu erreicht hatte.
    Brinkhiaer ließ den Nachlaß des Technikers durchsuchen. Es schien jedoch, als habe Lowtovn sämtliche Unterlagen zum Thema Nano-Kolonne vernichtet. „Vielleicht war es besser so", sprach der Hochtechniker lautlos. „Diese Kolonnen haben mir angst gemacht."
    Temperou, das Gewissen, pflichtete ihm bei: „Lowtovn hat sich überschätzt. Es gibt Dinge, die man am Ende nicht mehr kontrolliert. Irgendwann hätten sich die Kolonnen gegen Thoregon gewandt."
     
    *
     
    Die Völker der Koalition waren durch viele Millionen Lichtjahre voneinander getrennt.
    Solange eine Passage zwischen den Systemen Monate und Jahre dauerte, konnte die Koalition nicht funktionieren.
    Thoregon benötigte ein intergalaktisches Transportsystem. Ein Heliote überbrachte bald nach Brinkhiaers Tod den Auftrag, ein solches System zu konstruieren.
    Jedes Thoregon-Volk sollte einen Gigant-Transmitter erhalten, ein sogenanntes Heliotisches Bollwerk. Damit sollte es möglich sein, Personen, Güter, Nachrichten, ganze Fabriken oder Raumschiffsflotten in Nullzeit auszutauschen.
    Es handelte sich um ein Großprojekt, das die Kräfte der Baolin-Nda für hundert Jahre oder mehr binden würde.
    Theoretische Grundlagen entstanden, erste Pläne, und bald wurde im Deltaraum das erste Bollwerk konstruiert.
    Jemthage, damals Hochtechnikerin der Baolin-Nda und Botin, ließ die Konstruktionsunterlagen an das Volk der Galornen weiterreichen.
    Ihr Volk war auf wenige hunderttausend Individuen geschrumpft. Bereits jetzt ließ sich der Zeitpunkt absehen, an dem sie Projekte dieser Größenordnung nicht mehr bewältigen konnten.
    Auf die Dritte Botin Jemthage folgte Kuntherherr, der autoritärste Hochtechniker seit langem.
    Kuntherherr ließ das Arsenal des Sechsten Boten bis an den Rand seiner Kapazität füllen.
    Unter seiner Leitung wurde die Arbeit an den Virtuellen Schiffen beschleunigt, bis für die beteiligten Baolin-Nda die Schmerzgrenze erreicht war.
    Etwa in diese Zeit fiel die Wahl des sechsten Thoregon-Volkes.
    Wer die Wahl am Ende vornahm und ob das Volk nicht in Wahrheit seit langem festgestanden hatte, erfuhr Kuntherherr nicht. Er nahm jedoch als sicher an, daß der Rat das entsprechende Volk seit einigen tausend Jahren hatte beobachten lassen.
    Man teilte ihm nur den Namen mit: Das sechste Thoregon-Volk sollten die Terraner sein. Mit ihrem Eintritt in die Koalition sollte das Konstituierende Jahr beginnen. Kuntherherr war glücklich, daß er die ersten Schritte der Koalition auf dem kosmischen Parkett noch miterleben würde.
    Tausend Jahre verstrichen ereignislos.
    Das Virtuelle Schiff Nummer 18 war seit wenigen Jahrzehnten fertiggestellt, zweihundert Jahre vor dem berechneten Termin - und dann passierte alles zur gleichen Zeit. Ein Ereignis trat ein, das niemand vorausgesehen hatte, nicht einmal das unsterbliche Gewissen Temperou.
    Ein kugelförmiges Raumschiff erschien im Baolin-Deltaraum. An Bord befand sich etwas, von dem man nicht sagen konnte, ob es ein Gegenstand oder ein Wesen war.
    Es handelte sich ausgerechnet um eine Nano-Kolonne - eine jener mysteriösen Wunderwaffen aus der Zeit des Technikers Lowtovn. Mit ihrem Auftreten begann der Untergang der Baolin-Nda.
    Diese Nano-Kolonne verfügte offenbar über eine todbringende Programmierung. Sie drang ins Steuerkollagen des Deltaraums ein und entfesselte einen Sturm aus Explosionen, Fehlfunktionen und Suizid-Befehlen.
    Die ersten der 52 Kollagene explodierten. Trümmer füllten ihre Heimat; die Hilferufe von Sterbenden belegten den Funkäther; außer Kontrolle geratene Tessma richteten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher