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190 - Der Finder

190 - Der Finder

Titel: 190 - Der Finder
Autoren: Jo Zybell
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Axt.
    Daa’tan wich zurück. »Bitte nicht weh tun…« Angst und Wut zerrten an ihm. »Nur weil eure verfluchten Viecher den armen Baum gerupft haben! Selber Schuld! Und gut schmecken sie auch …!« Er schwang die schwere Klinge hin und her.
    Über ihm im Baum raschelte und krachte es auf einmal. Alle blickten nach oben. Ein morscher Ast brach aus der Krone und krachte zwischen Daa’tan und die beiden Krieger, die ihn greifen sollten. Der Junge war genauso überrascht wie seine Gegner. Wie festgewachsen blieb er stehen und starrte den schweren Ast an. Seine Feinde wichen erschrocken zurück.
    Plötzlich griffen ihn zwei kräftige Arme von hinten unter den Achseln und hoben ihn hoch. Daa’tan schrie und strampelte. Der Axtträger steckte seine Waffe in den Gurt. Seine angespannten Züge glätteten sich, fast sah es aus, als lächelte er. Er kletterte über den herabgestürzten Ast und streckte die Hände nach Daa’tan aus, um ihn dem anderen abzunehmen.
    Daa’tan stieß ihm die Schwertklinge in den Hals.
    Dem Krieger fiel die Kinnlade herunter. Die Arme ausgestreckt verharrte er. Ungläubig starrte er den Jungen an. Dann drehte er die Augen nach oben und kippte langsam nach hinten weg. Er stürzte wie ein gefällter Baum.
    Ein Aufschrei ging durch die kleine Schar der anderen Krieger.
    Daa’tan schlug mit der Klinge hinter sich, bis der Kerl ihn losließ, der ihn gepackt hatte. »Jetzt lernt ihr mich kennen!«, kreischte Daa’tan. Er hoffte inbrünstig, dass Grao ihn hörte. »Jetzt lernt ihr Nuntimor kennen!« Panik und Wut trieben den Jungen. Der Speerträger wich zurück, stolperte und schlug lang ins Gras. »Ich mag vielleicht aussehen wie ein kleiner Junge, aber diese Klinge macht mich unbesiegbar!« Daa’tan rammte dem Speerträger das Schwert in den Bauch.
    »Flieht!« Daa’tan versuchte Nuntimor aus dem Leib des Sterbenden zu ziehen, doch die Kraft war ihm ausgegangen. »Lasst mich, haut endlich ab!« Ängstlich blickte er zu den Kriegern und Kriegerinnen. Das hünenhafte Weib im Rotpelz stieß Flüche aus und riss ein Krummholz aus dem Köcher auf ihrem Rücken.
    »Grao! Hilfe!« Daa’tan zog am Schwert so kräftig er konnte, doch weil seine Finger nass waren von Angstschweiß, rutschte er vom Knauf ab. »Grao! Wo bist du? Hilf mir doch!«
    Zwei Kriegerinnen stürmten mit gezückten Kurzschwertern auf ihn los. Die Panik schnürte Daa’tans Kehle zu, der Hilfeschrei erstickte in seiner Kehle.
    Wieder krachte ein Ast aus der Baumkrone. Er prallte auf die Schulter einer der Kriegerinnen und riss sie zu Boden. Die zweite stolperte aus unerfindlichen Gründen, doch als sie im Gras strampelte, sah Daa’tan einen fingerdicken Wurzelstrunk an ihrem Knöchel. Der Würgegriff der Angst fiel von Daa’tans Gurgel, der Junge konnte wieder schreien.
    Das grimmige Weib in dem roten Pelzmantel schleuderte das Krummholz. Schreiend verfolgte Daa’tan den wirbelnden Flug über seinen Kopf hinweg in den Himmel hinauf. »Nicht getroffen…!«
    Endlich schaffte er es doch, das Schwert aus dem Toten zu reißen. Er stolperte, verlor aber nicht das Gleichgewicht. Schreiend vor Wut und Angst stürmte er der Kriegerin im roten Pelz entgegen.
    Etwas fauchte und zischte hinter ihm.
    Dann traf ihn etwas hart im Nacken. Ein scharfer Schmerz! Von jetzt auf gleich hüllte vollkommene Schwärze Daa’tan ein. Er war schon bewusstlos, als er auf dem Boden aufschlug.
    ***
    Nur wenige hielten sich noch in ihren Zelten oder Hütten auf, die meisten lagen oder saßen oder standen davor und beobachteten die aufgehende Sonne. Rulfan hatte sich dem gigantischen Felstisch von der anderen, von der südöstlichen Seite genähert. Dort ging die Nacht ein wenig früher zu Ende als am nordwestlichen Felsrücken; hier konnte er die Leute eher nach Aruula fragen.
    »Sie ist groß. Sie hat langes blauschwarzes Haar. Ihre Haut ist mit rituellen Streifen bemalt. Sie trägt einen Fellmantel, und wenn es warm genug ist, nur einen Lendenschurz aus Fell. Normalerweise trägt sie ein Langschwert in einer Rückenkralle bei sich. Hast du diese Frau hier irgendwo gesehen?«
    In diesem Wortlaut etwa sprach er jeden an, den er fand. Viele verstanden ihn gar nicht, selbst wenn er alle Sprachen und Dialekte aufbot, die er im Lauf seines langen Lebens gelernt hatte. Scheinbar hatten sich Männer und Frauen aus den entlegensten Winkeln der Welt hier eingefunden. In solchen Fällen sprang ihm irgendjemand bei, der dolmetschen konnte. Häufig begriffen die
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