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1887 - Unsichtbare Siganesen

Titel: 1887 - Unsichtbare Siganesen
Autoren: Unbekannt
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MemoKristall bequem.
    „Terra hat uns gerufen - hier sind wir!" sagte Rosa Borghan spitz. „Beginnen wir mit der Einsatzbesprechung."
     
    *
     
    Cistolo Khan stand da wie ein Monument. Nicht ein Muskel zuckte in seinem Gesicht. Er blickte die Siganesen an, aber er schaute zugleich durch sie hindurch; sein Blick verlor sich in unbekannter Ferne.
    Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt, als wolle er nichts und niemanden an sich heranlassen. In seiner derben Freizeitkleidung, Schreibstifte und Folien in der linken Brusttasche, wirkte er ganz und gar nicht wie ein Mann, der das Schicksal der LFT entscheidend mitbestimmte.
    Er schwieg lange, doch in dieser Zeit erschien eine steile Sorgenfalte auf seiner Stirn. Daß die kleinen, grünhäutigen Siganesen sich unter seinem Blick wie unter einem Seziermesser fühlen mußten, war ihm durchaus bewußt.
    An der Loyalität von Domino Ross und seinen Begleitern zweifelte er nicht; ihm war auch klar, daß er die Siganesen brauchte. Alle bisherigen Versuche, das Innere des Faktorelements zu erkunden, waren fehlgeschlagen. Selbst Robotsonden hatten kein Ergebnis gebracht.
    Waren die drei sich bewußt, daß sie auf ein Todeskommando gehen wollten?
    Welchen Grund haben sie, ihr Leben für Terra einzusetzen? fragte sich der Kommissar. Als die Siganesen verschwanden, haben sie damit ihre Zugehörigkeit zur Liga Freier Terraner gekündigt.
    Hatten sie das wirklich? Oder waren nur die Menschen der LFT in eine falsche Denkweise verfallen, satt und von ihrer Technik verhätschelt?
    Khan war dem Arkoniden dankbar, daß er im Hintergrund blieb und schwieg. Er hatte geglaubt, eine einfache Entscheidung zu treffen, doch dem war nicht so. Plötzlich hatte er das Empfinden, die Siganesen den Dscherro zum Fraß vorzuwerfen. Was konnten sie der offenen Brutalität der Gehörnten entgegensetzen, denen Leben nichts bedeutete?
    Sie hatten keine Chance.
    „Die Unsterblichen auf Camelot scheinen wahre Meister der Geheimhaltung zu sein", hörte Khan sich einvermittelt sagen. „Sie sollten sich aber vor Augen führen, daß mangelndes Vertrauen schnell in Konfrontation umschlagen kann."
    „Ganz meine Meinung, Cistolo", bekräftigte Atlan.
    Mit einer irritiert wirkenden Handbewegung fuhr der LFT-Kommissar durch sein schulterlanges dunkelbraunes Haar. Er wandte sich dem Arkoniden zu: „Vierunddreißig Jahre ist es her, daß das Volk der Siganesen spurlos verschwand; im Jahr 1255 NGZ. Ich erinnere mich gut an die Aufregung in den Medien. Siga war von einem Tag zum anderen entvölkert, und Vermutungen, daß ein Anschlag oder ein Unglücksfall dahintersteckte, kamen auf. Bewiesen werden konnte nie etwas. Die LFT hat Siga als Protektorat übernommen und unterhält eine kleine Forschungsstation, um den Anspruch auf das Sonnensystem nicht zu verlieren. Du weißt, wo die Siganesen heute leben -die drei sind der Beweis dafür. Also heraus mit der Sprache, Atlan, Vertrauen gegen Vertrauen."
    Du verlangst etwas von mir, was ich nicht erfüllen kann, Cistolo."
    Khans Miene verdüsterte sich. „Ich dachte es mir", sagte er gedehnt. „Die Unsterblichen haben sich von der Menschheit wegentwickelt; unsere Politik ist schon lange nicht mehr die eure, und ..."
    „Das ist doch Blödsinn!"rief Rosa Borghan von ihrem Regalbrett herab. „Atlan wäre nicht hier, wenn er den Terranern nicht beistehen wollte. Für uns gilt das gleiche. Genügt das als Begründung?"
    Dicht trat Cistolo Khan an das Regal heran und fixierte die drei in ihren SERUNS. Sie faszinierten ihn.
    Weil sie trotz ihrer geringen Größe Menschen waren, mit allen Stärken und Schwächen, die Menschen eben auszeichneten. Und weil sie bewiesen, wie anpassungsfähig der Homo sapiens war.
     
    *
     
    Die Lippen fest aufeinandergepreßt, nickte Cistolo Khan. Nachdenklich, wie es schien. Er zögerte, vergrub sein Gesicht in den Handflächen und massierte sich in einer hinhaltenden Geste die Zangenknochen.
    „Warum habe ich nur das Gefühl, daß man von mir verlangt, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben?" Dumpf klang seine Stimme unter den Händen hervor.
    „Weil du dich zum Gefangenen deines eigenen Mißtrauens machst", sagte Atlan. „Das muß nicht sein."
    „Dann beantworte mir zwei Fragen: Wie konntest du den Kontakt mit den Siganesen herstellen, und wo leben sie?"
    „Es tut mir leid. Ich kann dir darauf keine Antwort geben."
    Betretene Stille. Der gemeinsame Kampf gegen die Tolkander hatte keine Gegensätze verwischt. Im Gegenteil.
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