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1885 - Zwischen den SphÀrenrÀdern

Titel: 1885 - Zwischen den SphÀrenrÀdern
Autoren: Unbekannt
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und blieb ein reines Tollhaus, in dem alles drunter und drüber ging. Er mußte von Glück sagen, daß er überhaupt etwas aus dem Chaos herausfiltern konnte.
    Down Kempesch Kort rannte los. Normalerweise ... Aber was war in diesem Augenblick noch normal?
    Irgendwo mußte die Schaltstation sein - eine reichlich banale Einsicht, wie ihm im Laufen bewußt wurde. Aber wo? Er versuchte sich zu konzentrieren, während er lief; er rief sich die Pläne des Rades und der Stadt Kenteullen ins Gedächtnis. Hunderte von Malen hatte er diese Pläne gesehen, bis in alle Einzelheiten ...
    Einmal mehr wurde sich Down Kempesch Kort der Nachteile bewußt, die das neuronische Netz mit sich brachte. Überall und jederzeit Zugriff zu haben auf alle Daten des gesamten Netzes, und das in unglaublicher Geschwindigkeit, das machte in gewisser Weise geistig träge und ließ das Gedächtnis erschlaffen.
    Wozu sich etwas merken, wenn man über den Informationsdienst des neuronischen Netzes jederzeit nachfragen konnte, wo gewisse Daten abrufbar bereitlagen? Ein paar Stichworte nur, und die Suchmaschine lieferte die gewünschten Informationen.
    Schutzschirme, Schaltstation, Kontrolle ... diese Stichworte hätten genügt, um Down Kempesch Kort in Sekundenbruchteilen den genauen Standort der Schaltstation zu verraten und ihm den Weg dorthin zu weisen.
    Allerdings hätte er es bei funktionierenden Neuronen nicht nötig gehabt, sich zu Fuß oder mit einem Verkehrsmittel dorthin zu bemühen. Ein einziger gedanklicher Befehl hätte ausgereicht, die Fehlschaltung zu korrigieren - einmal abgesehen davon, daß bei einwandfrei arbeitenden Neuronen eine solche irreguläre Schaltung gar nicht hätte passieren können.
    Nach links ...
    Die Bilder, die sich Down Kempesch Kort darboten, während er durch die Gänge hetzte, waren ihm bereits aus seinem eigenen Arbeitsbereich vertraut. Halbirre Nonggo, die unter der Flut durcheinanderwirbelnder Informationen - Texte, Grafiken, Klänge, gesprochene Botschaftenbeinahe zusammenbrachen. Andere Nonggo, die es geschafft hatten, sich aus dem Neuron auszuklinken, und nun überhaupt nicht mehr zu wissen schienen, was sie mit sich und ihrer Umwelt anfangen sollten. Wieder andere Nonggo, die offensichtlich aggressiv geworden waren und sich gegenseitig attackierten oder Anlagen beschädigten.
    Von seinem Neuron getrennt zu sein war das härteste Schicksal, das einen Nonggo treffen konnte.
    Einzig hochtrainierte Raumfahrer brachten es fertig, eine Zeitlang nur mit dem vergleichsweise kleinen neuronischen Netz ihrer engeren Umgebung auszukommen, aber auch das nur äußerst ungern. Und zur Zeit, so schien es, hielten sich in Kenteullen keinerlei erfahrene Raumfahrer auf, die der Not hätten begegnen können.
    Der Druckabfall trat nicht schlagartig ein; die Atemluft des Kenteullen-Rades entwich nicht auf einmal in den Weltraum - sie verströmte allmählich darin, sehr langsam, wenn man die Prozedur mit einer explosiven Dekompression verglich, aber noch schnell genug, um in kurzer Zeit zur Katastrophe für das gesamte Kenteullen-Rad mit all seinen Bewohnern zu führen.
    Die Zahl der reglos auf dem Boden liegenden Nonggo stieg an, während Down Kempesch Kort sich bewegte. Lag es am Zusammenbruch des Netzes, oder machte sich die Atemnot bereits bemerkbar?
    Down, im Besitz der sogenannten neuronischen Allmacht, also der Umfassenden Befugnis, über das gesamte neuronische Netz aller Sphärenräder zu verfügen, hörte seinen keuchenden Atem. Panik stieg in ihm auf. Die Aufgabe, die er sich gestellt hatte, schien über seine Kräfte zu gehen.
    Dann aber, seine Lungen schienen bereits zu kollabieren, sah er den Hinweis, nach dem er gesucht hatte.
    Der Nonggo hastete auf das Symbol zu, und während er das tat, überlegte er sich bereits, was genau er zu tun hatte. Es konnte auf jede Sekunde ankommen.
    Die Pforte zur Schaltzentrale stand offen. Auf dem Boden lagen drei Nonggo, sie schnappten nach Luft.
    Down Kempesch Kort hastete auf die Paneele zu.
    So perfekt das System der neuronischen Netze auch zu funktionieren schien, die Vorväter der heutigen Nonggo waren kluge und vorausschauende Leute gewesen; sie hatten einem Kollaps des Systems zwar mit allen technischen Mitteln entgegengewirkt, aber einen Notfall wie diesen nicht völlig für ausgeschlossen gehalten.
    Infolgedessen gab es für den Fall einer katastrophalen Notlage auch die Möglichkeit, die Technik des Sphärenrades manuell zu bedienen - vorausgesetzt, man war zu einem
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