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1882 - Die 48 Stunden von Terrania

Titel: 1882 - Die 48 Stunden von Terrania
Autoren: Unbekannt
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Dscherro empfangen werden kann."
    Die Journalistin fand, daß er schlecht aussah. Er war ein kleiner, beinahe zierlich zu nennender Mann, der sonst vor Energie und Temperament geradezu sprühte. Jetzt aber war sein Gesicht grau, und die Lippen wirkten schlaff. Die vielen Niederlagen, die er mit seinen Truppen in den letzten 38 Stunden hatte hinnehmen müssen, hatten Spuren bei ihm hinterlassen.
    „Wir sind uns klar, daß wir unmittelbar vor Beginn der Kämpfe um das HQ-Hanse stehen", fuhr er fort.
    „Deshalb mußten wir das HQ auch völlig dichtmachen. Wir können keine Flüchtlinge mehr aufnehmen.
    Niemand sollte versuchen, mit Hilfe eines Transmitters zu uns zu kommen. Die Dscherro haben es geschafft, die Geräte nachhaltig zu stören. Nachdem wir mehrere Versuche mit dramatischen Folgen erlebt hatten, mußten wir die Transmitter abschalten."
    „Es ist niemand lebend angekommen?"
    „Es war grauenvoll!"
    Damit beendete der Polizeichef das Gespräch. Er gab seinen Begleitern ein Handzeichen, und die Maschine flog davon.
    „Was ist mit dir?" fragte Abraham leise, als Katie Joanne keine Anstalten machte, den Platz zu verlassen.
    Sie war auffallend blaß, und ihre Lippen waren blutleer.
    „Ich habe ihn noch nie zuvor so erlebt", gestand sie mit tonloser Stimme.
    „Mir ist nichts aufgefallen."
    „Du kennst ihn auch nicht so gut wie ich."
    „Er wird sich erholen, wenn sich die ersten Erfolge einstellen."
    „Das ist es nicht, was ich meine."
    „Sondern?" hakte der Student nach.
    Sie wandte sich ihm zu, und er meinte, Tränen in ihren Augen zu entdecken.
    „Renould Arrachen ist vom Tod gezeichnet", behauptete sie. „Er lebt nicht mehr lange."
     
    *
     
    „Zurück, Nora!" rief Roger Mellors, als seine Frau wie von Sinnen auf die Dscherro zulief, die mit der Gravowiege und dem Baby spielten. „Sie bringen dich um!"
    Doch Nora hörte nicht. Sie war fest davon überzeugt, daß sich ihre Kristi in der Wiege befand, und sie wollte alles tun, was in ihren Kräften stand, um ihre Tochter zu retten.
    Die Dscherro wurden auf die junge Frau aufmerksam. Sie gestikulierten lachend und achteten dabei weniger auf die Wiege und das Baby. Eine der ovalen Flugscheiben prallte wuchtig gegen sie, und das Kind flog in hohem Bogen heraus. Aus einer Höhe von etwa fünf Metern stürzte es herab.
    Nora streckte instinktiv die Arme aus und fing es auf. Dann fuhr sie auch schon herum und rannte zusammen mit Roger davon. Während die Dscherro noch mit ihrer Überraschung kämpften, erreichten sie den Zugang zum Keller eines Hauses und flüchteten hinein.
    Roger schlug die Tür hinter sich zu und hastete zusammen mit Nora weiter. Sie waren schon tief in den Keller eingedrungen, als die Gehörnten schossen und die Tür aufsprengten.
    „Weiter!" drängte Roger. Sie verspürten eine leichte Druckwelle und einen deutlichen Anstieg der Temperaturen, waren jedoch nicht direkt durch den Beschuß gefährdet. „Weiter! Sie dürfen uns nicht finden."
    Sie eilten eine Treppe hoch, erreichten einen Gang, folgten ihm und versteckten sich schließlich inmitten eines Gewirrs von ausgebrannten Möbeln, von der Glut verformten Trägern und teilweise eingestürzten Mauern.
    „Du weinst ja", sagte Roger leise, als er sich zu seiner Frau hinabbeugte, die sich auf den Boden gesetzt hatte.
    Sie hielt ihm das Baby entgegen, und er erkannte, daß es keine Tränen der Trauer, sondern Tränen des Glücks waren.
    „Sieh doch", flüsterte sie. „Es ist Kristi. Es ist wirklich Kristi! Mein Baby! Mein Kind hat überlebt, irgend jemand maß es versorgt haben. Es ist wie ein Wunder. Kristi lebt und ist gesund."
     
    *
     
    Sie waren allein inmitten der Trümmerschluchten. Plötzlich meldete sich Astra Hossaiini, die Gesellschafterin von SolTel „Katie, brauchst du Abraham noch?" fragte sie.
    „Nein,’ eigentlich nicht", erwiderte die Journalistin.
    „Seine Eltern haben sich bei mir gemeldet. Sie haben unsere Sendung gesehen, und sie möchten, daß er zu ihnen kommt."
    Der junge Mann wollte kaum glauben, was Katie ihm erzählte. Er machte Anstalten, ihr vor Freude um den Hals zu fallen. Doch die Journalistin drückte ihn kühl und beherrscht von sich weg.
    „Ich freue mich für dich", sagte sie, „aber wir wollen nicht die Beherrschung verlieren. Es wird schwer genug für dich werden, zu deinen Eltern zu kommen."
    Sie sahen sich auf dem Schlachtfeld um. Schließlich entdeckten sie einen noch funktionsfähigen Prallgleiter. Abraham nahm die Maschine,
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