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1877 - Das Trojanische Pferd

Titel: 1877 - Das Trojanische Pferd
Autoren: Unbekannt
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gelegen hatte.
    Beide warteten auf die Ergebnisse der an ihr angestellten Untersuchungen. Dabei war Kallia voller Ungeduld.
    Sie wollte so schnell wie möglich fort, während Myles lieber noch die Berichte der Ärzte begutachten wollte.
    Er konnte der plötzlichen Wandlung einfach nicht trauen, dazu war er viel zu sehr Realist.
    Und vor allem beschäftigte ihn die Frage, welche Verbindung es zwischen seiner Kallia und dem Konstituierenden Jahr gab - und damit den Nonggo und ihrem Heliotischen Bollwerk.
    Sie saßen sich in einem Wartezimmer der Medostation gegenüber. Kallia hatte den Blick stur auf den Boden gerichtet.
    Myles musterte sie. Äußerlich unterschied sich seine Lebensgefährtin durch nichts mehr von der blutjungen Wissenschaftlerin, in die er sich vor fast 120 Jahren verliebt hatte; die ihn gepflegt hatte, als er auf sein Kantormobil angewiesen war, und für die er dagewesen war, nachdem das erste von terranischen Wissenschaftlern geschaffene Spindelwesen sie fast umgebracht hatte.
    Die eingefallenen Wangen waren schon wieder voller geworden. Kallias Gesicht war rund, ihre Gestalt eher dicklich, bei knapp ein Meter siebzig Körpergröße.
    . Sie hatte dichtes, langes, schwarzes Haar, das sie gelockt trug. Die Augen waren grün, die Nase hatte einen leichten Stups nach oben, und die Lippen waren leicht wulstig. Kallia hielt normalerweise auf ihr Äußeres, hatte sich immer geschmackvoll gekleidet - und jetzt trug sie eine schlichte Kombination von der Sorte, wie Myles sie nicht gerade liebte. Bei sich nannte er diese Art der Bekleidung manchmal einen „Strampelanzug für Erwachsene".
    „Zum Teufel!" fuhr die Mathematikerin auf. „Wie lange wollen wir noch hier sitzen, Myles? Mir geht es ausgezeichnet. Ich brauche die Quacksalber nicht."
    „Vergiß nicht, daß sie es waren, die dich über die ganzen Jahre hinweg am Leben hielten", ermahnte er sie.
    „Und? Dafür werden sie schließlich bezahlt. Ich bin quitt mit ihnen."
    Kallia konnte sehr schnell aufbrausend werden. Ihr Temperament war ihm bekannt.
    Dennoch konnte Kantor sich nicht dem Eindruck entziehen, daß sie ihm auf eine nicht zu definierende Art und Weise fremd geworden war, trotz aller sonstigen Stimmigkeiten.
    „Kallia, nur noch etwas Geduld", versuchte er sie zu trösten.
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. Der Blick war fast fanatisch. Er mußte sich immer wieder klarmachen, daß diese Frau, die seit ihrem
     
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    Lebensjahr nicht mehr gealtert war, diejenige war, die seit dem Jahr 1212 NGZ wie leblos dagelegen hatte und für die niemand mehr einen Galax gegeben hätte.
    „Myles", sagte sie drängend. „Das Konstituierende Jahr steht bevor."
    „Und?" fragte er. „Welche Bedeutung hat es für dich? Was bedeutet es für uns?"
    Sie starrte ihn an, dann senkte sich ihr Blick wieder; so wie jedesmal, wenn er sie darauf ansprach.
    Myles wußte, daß es keinen Sinn hatte, sie zu etwas zu drängen. Er hoffte und vertraute darauf, daß sie sich ihm bei passender Gelegenheit offenbarte. Bisher hatten sie doch auch keine Geheimnisse voreinander gehabt.
    „Interessiert es dich gar nicht, was in der Zeit geschehen ist, die du im Dämmerzustand verbracht hast?"
    fragte er sie.
    „Nicht sonderlich", erwiderte sie. „Du wirst mir bestimmt alles erzählen - aber bitte nicht jetzt."
    „Was interessiert dich denn überhaupt?"
    „Das Heliotische Bollwerk!" kam es wie aus der Pistole geschossen. „Du gehst doch wieder dorthin.
    Bitte, nimm mich dann mit."
    Sie sahen sich an, und als Kallia erneut den Blick senkte, war es so, als bereue sie ihren Ausbruch.
    Natürlich, er hatte ihr von dem „Geschenk" der Nonggo erzählt. Aber was konnte sie, die Mathematikerin, daran so interessieren, daß sie alle medizinischen Nachuntersuchungen in den’ Wind schlug, nur um so schnell wie möglich zu diesem Ding auf der Trokanbahn zu gelangen?
    Endlich kamen die Ärzte und teilten mit, daß Kallia Nedrun wieder vollkommen gesund sei. Es bestanden jetzt keine Bedenken mehr, sie zu entlassen.
    Myles versprach, daß er sich um sie kümmern und mit ihr nach Mimas zurückkehren würde, falls es unerwarteterweise doch zu Komplikationen käme.
    „Wohin fliegen wir?" fragte Kallia, als sie sich zum Raumhafen des Mondes begaben. „Zum Bollwerk?"
    „Zuerst nach Terra", antwortete er. „Dann sehen wir weiter."
    Sie gab sich keine Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen.
     
    *
     
    Als sie das HQ-Hanse erreicht hatten und Paola Daschmagan gegenüberstanden, war
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