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1873 - Zerstörte Zellen

Titel: 1873 - Zerstörte Zellen
Autoren: Unbekannt
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Schutz davor, Raumanzüge helfen nicht, auch nicht Schutzschirme. Die Galaxis Plantagoo wird in blutigem Chaos versinken, das Recht des Stärkeren feiert Triumphe.
    Bully und ich haben die Aggressionen deutlich gespürt. Ich bin überzeugt, auf Galorn würden wir uns inzwischen gegenseitig umbringen.
    Vielleicht bedeuten einige Lichtjahre Distanz schon Sicherheit. Ich hoffe, daß die Strahlung mit zunehmender Entfernung an Intensität verliert.
    In dem Hologramm über mir erkenne ich das Ortungsbild der PEGOOM. Das nur achtunddreißig Meter messende eiförmige Schiff driftet einer gelborangefarbenen Sonne entgegen. Zwei Planeten sind in der Darstellung zu erkennen. Möglich, daß sich dort Leben entwickelt hat. Aber was interessiert mich das?
    „Funkverbindung zu Foremon!" verlange ich.
    „Mir dröhnt der Schädel, als hätte ich eine Badewanne voll Vurguzz leer gesoffen." Bully stemmt sich neben mir in die Höhe, verharrt halb aufgerichtet auf den .Ellenbogen. Zögernd fährt er sich mit dem Handrücken über die blutigen Lippen und schickt die nächste Verwünschung hinterher, weil seine Hände noch vom gelben Schutzanzug bedeckt werden.
    „Hast du das getan?" herrscht er mich an.
    „Gebissen hast du dich selbst."
    Er stöhnt, schüttelt den Kopf, läßt sich wieder zurücksinken. „Ich ... kann mich nicht entsinnen. Blackout. Ich weiß nur noch, daß wir uns in die verdammte Kapsel gezwängt haben." Er starrt das Hologramm an. „Ist es vorbei?"
    Keine Funkverbindung zu Foremon. Dabei kommt die PEGOOM unaufhaltsam näher.
    „Ob es vorbei ist, will ich wissen", drängt Bully.
    „Vielleicht."
    Er packt zu, umklammert mit einer Hand mein Kinn und zwingt mich, ihn anzusehen. „Ich will von dir eine vernünftige Antwort bekommen ..." Seine Stimme wird lauter, schrill beinahe, und bricht auf dem Höhepunkt ab. Ich erkenne die Bestürzung in seinen weit aufgerissenen Augen. „Es ist nicht vorbei", stößt er tonlos hervor, „es wird wohl nie wieder enden. Ich fühle mich, als hätte ich Tausende Ameisen unter der Haut."
    „Warum schweigt Foremon?" frage ich den Syntron. An den optischen Signalen erkenne ich, daß die Funkverbindung zur PEGOOM steht. „Wir waren im Schacht des Drachen, Foremon, und wir müssen so schnell wie möglich nach Helter Baaken zurück."
    Stille.
    „So brauchst du nicht mit ihm zu reden, das wirkt nicht", keucht Bully. „He, Foremon, du dürres Knochengerippe, hier ist Bull! Entweder du nimmst uns sofort an Bord, oder wir fahren Schlitten miteinander.
    Aber dann halte deine Segelohren fest, und überhaupt ..."
    „Bully!"
    Der Dicke starrt mich an, braucht einige Sekunden, um zu begreifen. Es juckt mich in den Fingern, ihm rechts und links eine reinzuhauen. So wie er eben darf man nicht mit anderen Intelligenzen umspringen.
    „Ich fühle mich, als müsse ich mir die Haut vom Leibe reißen, Perry" Mir ist auch nicht wohl. Aber das geht ihn nichts an.
    Einige zehntausend Kilometer von uns entfernt verharrt die PEGOOM in relativem Stillstand.
    Ich beginne zu schwitzen, atme kurz und stoßweise. Das Ortungsbild erscheint wie eingefroren. Ist die Zeit ebenfalls stehengeblieben? Panik will in mir aufsteigen, und ich werde wütend.
    „Foremon, hol uns raus aus dieser verfluchten Sardinenbüchse! Hörst du? Hol uns endlich raus!"
    In Gedanken male ich mir aus, wie ich den Knochenmann niederschlage, ihn mit Fäusten und Füßen meinen Zorn spüren lasse. Ich will es nicht, aber ich kann nicht anders. Vergeblich sträube ich mich gegen den Haß, der sich in mir aufstaut. Foremon ist daran unschuldig ...
    Sein Exoskelett splittert unter meinen Tritten. Aber das sind nur Gedanken - noch sind es nur Gedanken.
    Ich ahne, daß bald entsprechende Taten folgen werden. Ich werde mich dagegen zur Wehr setzen solange ich kann, werde mich lieber selbst töten, als zusehen zu müssen, wie andere meinetwegen leiden.
    Das glaube ich jetzt. Sobald die Aggressions-Strahlung mich im Griff hat, denke ich bestimmt ganz anders.
    Ein Teufelskreis aus Haß und Gewalt breitet sich aus. Ich weiß nicht, wie ich ihn durchbrechen kann.
    „Habe ich dir je gesagt, Bully, wie sehr ich deine Freundschaft schätze?"
    Er lacht dumm. Lacht er mich aus? Nur mühsam schaffe ich es, ihm nicht an die Kehle zu gehen. Da verfüge ich also über den Erfahrungsschatz von Jahrtausenden und weiß nichts Besseres zu tun, als in Gedanken Gewalt zu verherrlichen. Ich kenne mich nicht wieder.
    Die PEGOOM bleibt auf ihrer Position.
    Ich
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