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1867 - Der TraumtÀnzer

Titel: 1867 - Der TraumtÀnzer
Autoren: Unbekannt
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Aliens.
    „Gefechtsklar!" schreie ich.
    Aber es hat schon keinen Sinn mehr. Der Hypertrop zapft in der falschen Richtung. Der Trichter erwischt nicht den Hyperraum, sondern uns.
    Von einer Sekunde zur nächsten bleibt die Energie weg. Einen Moment lang besteht noch Hoffnung, sie müssen unten in der Station nur bemerken, was sie tun, und das Experiment beenden. Doch sie bemerken es nicht. Mein Schiff beginnt zu stürzen.
    Sechzig Meter Durchmesser, zwanzigtausend Tonnen Arkonstahl. Als die untere Polkuppel den Boden berührt, spritzen die Häuser der Station zu allen Seiten weg. Die Energie, die im Lauf des Experiments gespeichert wurde, folgt physikalischen Gesetzen. Einmal freigesetzt, verteilt sie sich in alle Richtungen. Die Station explodiert. In der kleinen Stadt Lyndan sterben die Bewohner, die Trichterhäuser werden umgeknickt und begraben unter sich zerstörte Gärten. Von meinem Schiff ist nichts mehr übrig. Ich bin gestorben. Das ist mein Traum.
     
    *
     
    Benjameen erschauerte unter der Vorstellung, er könnte beim nächsten Mal nicht mehr von Pittergod träumen, sondern von Manjanr’es. An dem Unglück war natürlich nicht die IPRASA schuld (wie hinterher in den Medien verbreitet), sondern es lag an ihm, Benjameen von Jacinta. Er hatte oft daran gedacht, sich umzubringen. Aber dann besaß er nie den Mut. Irgendwann, so hoffte er, würde sich das Talent verflüchtigen, vielleicht von ganz allein, wenn er erwachsen war.
    Er konnte Manjanr’es beobachten, wie sie aus der Umhangtasche ein Stück Folie fischte. Ihre langen weißen Haare waren das Schönste, was er je gesehen hatte. Benjameen sehnte sich nach einer Berührung. Nur ein einziges Mal, dachte er oft, und dann sterben, die Welt vom Unglück befreien.
    Manjanr’es fing an, auf der Folie herumzukritzeln. Erfand, daß das sehr mutig war. Am Inthroneum wurde Interesse verlangt. Wenn Lehrerin Dravide sie erwischte, hatte sie ein Problem.
    Benjameen nahm sich vor, für ein Ablenkungsmanöver zu sorgen. Er konnte sich auf dem Boden wälzen, einen epileptischen Anfall vortäuschen. Mit ihm war es sowieso vorbei. Manjanr’es würde schon verstehen, daß er sich geopfert hatte.
    Aber Dravide reagierte nicht, das Gekritzel war ihr egal.
    Benjameen machte sich so groß wie möglich. Wenn er sich reckte, konnte er Manjanr’es über die Schulter sehen. Sie krakelte bloß herum. Ihre Striche wurden hektischer, während er zusah. Erst glaubte er, daß sie ein Gesicht zeichnete, dann identifizierte er eine Art Irrgarten. Alle Bildelemente waren rund.
    „... sage ich für das Kristallimperium eine Zukunft voraus, die so großartig ist, daß keines Arkoniden Geist sie jemals ..."
    Das Gerede machte ihn fertig.
    Bostich plapperte eine weitere Stunde, keine Minute weniger. Dann brach die Übertragung ab. Den Rest vom Inthroneum hatte jedes Raumschiff, jede Fabrik, jede Familie für sich zu begehen. In der Schule waren Heldengedichte angesagt, bei versammelter Schülerschaft, im großen Zalitischen Saal.
    Die Schüler standen auf und zogen um. Benjameen faßte den irrwitzigen Plan, im Gedränge Manjanr’es anzusprechen. Er raffte seinen Umhang zusammen, kümmerte sich nicht um die prächtigen Stickereien, die über den Boden schleiften, dann schubste er zwei Jungen zur Seite, die größer waren als er. Aber das waren sie fast alle. Was er Manjanr’es sagen wollte, wußte er nicht. Vielleicht nur einen einzigen Satz: ein leises „Ich bin in dich verliebt", das niemand sonst mitbekam. Er drängelte sich nach vorn. Nur zwei Meter noch. Sein Herz pochte so heftig, daß es zweifellos jeder gehört hätte, wäre es nicht im Amphitheater so laut gewesen.
    Er schob sich neben sie. Manjanr’es sah ihn an. Sie war ein bißchen größer als er.
    Benjameen von Jacinta öffnete den Mund, brachte keinen Ton heraus. Ihre Blicke trafen sich, sie fing zu lächeln an, ein wunderschöner Ausdruck in ihrem Gesicht - und eine Hand faßte seine Schulter.
    „Von Jacinta!" hörte er eine scharfe Stimme sagen.
    Benjameen zuckte zusammen.
    Es war Lehrerin Dravide. Im schlimmsten Augenblick, den sie nur erwischen konnte. Ihre Finger bohrten sich in seine Schulter, sie hatte scharfe Nägel.
    Mit einem mörderischen Blick von unten fixierte er sie, und er konnte sehen, wie sie unter diesem Blick erblaßte.
    „Was erlaubst du dir", sagte sie mit einer kalten, unterschwelligen Drohung. „Für dich gibt es keine Heldengedichte. Du hast eine Unterredung mit dem Schulleiter."
    „Ich
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