Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1861 - Bomben für den Brutkosmos

Titel: 1861 - Bomben für den Brutkosmos
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
andere Jenseitsvorstellungen ...", versuchte er mich zu ködern.
    Ich machte eine abwehrende Handbewegung.
    „Auch nicht viel besser", sagte ich. „Alle diese Religionen, Mythen, Ideologien oder was auch immer nähren sich doch aus der gleichen Quelle: Die Menschen haben Angst vor dem Tod, sie weigern sich zu akzeptieren, daß es nach dem letzten Atemzug aus ist und vorbei. Von dieser Angst hat mich der Philosoph befreit, für immer. Ich fürchte mich nicht vor dem Tod, durchaus nicht. Im Gegenteil, ich begreife ihn als willkommenes Ende einer eher lästigen Existenz ..."
    Julio Mangana blickte mich an. „Du bist eine attraktive Frau ..."
    „Hör auf", sagte ich spontan. „Und was habe ich davon - außer Männer?"
    Der Leiter des Medocenters der GILGAMESCH starrte mich verdutzt an.
    „Donnerwetter", meinte er dann. „Du schlägst eine harte Klinge ... !"
    „Ich wollte dich nicht verletzen", sagte ich. „Alle diese Lebensköstlichkeiten, die du mir aufzählen willst, sind doch letzten Endes schal und inhaltsleer. Sie haben keinen Bestand, und daher haben sie auch keinen Wert, jedenfalls nicht für mich."
    Julio Mangana blickte mich zweifelnd an.
    „Wie kommt es dann, daß du in diesem Leben tatsächlich noch ein Ziel hast?" fragte er. „Denn ich irre mich doch nicht. Dein Lebensziel, das einzige, das du hast, besteht darin, durch deinen Tod der Goedda zum Leben zu verhelfen ..."
    Ich nickte. Wie sehr sehnte ich mich danach!
    Ich schaffte es aber einfach nicht, dieses Gefühl in Worte zu kleiden, die der Doktor verstanden hätte.
    Dabei war er alles andere als dumm; er schien mich in der Regel sogar recht genau zu verstehen. Aber nicht auf diesem Gebiet ...
    Eine unaussprechliche Müdigkeit des Geistes, die jedes andere Gefühl überlagerte und durchtränkte - das war es, was mich beschäftigte, und alles, was ich wollte, war, daß diese Müdigkeit endlich aufhörte. Ich war es satt, mich anstrengen zu müssen: für meinen Lebensunterhalt; dafür, Freunde zu haben; um die Zufriedenheit von Vorgesetzten zu erreichen; um Menschen zu gefallen, die hinter meinem Rücken garantiert spotteten und lästerten; um die Liebe eines Mannes zu gewinnen, bei der ich voraussehen konnte, daß sie im Anfang von alberner Schwärmerei gezeichnet sein würde, und das Ende bestand aus Kälte, Gleichgültigkeit und stiller Verachtung - und das war dann die gütliche Trennung ...
    „Deine These ist doch", sagte Julio Mangana, „daß das Leben, vor allem dein Leben, keinen wirklichen Sinn hat, ist ..."
    Ich nickte. „Jeder Versuch, diesem Leben einen Sinn zu verleihen, ist letztlich zum Scheitern verurteilt, schon aus rein philosophischen Gründen."
    „Ist dem so?"
    „Allein der Begriff Sinn existiert doch nur im Zusammenhang mit Menschen. Sinn und Zweck, das sind Worte, die wir Menschen erfunden haben, Etiketten, die wir den Dingen um uns herum aufdrücken. In der Regel meinen wir damit eine gewisse Nützlichkeit in bezug auf uns selbst ohne uns, die interpretierenden Geschöpfe, gäbe es in der Natur keinen Sinn und keinen Zweck, die Dinge würden einfach nur passieren, mehr nicht. Aber wenn wir Sinn als eine gewisse Nützlichkeit für uns selbst definieren, wie können wir selbst dann ein sinnvolles Leben haben? An dieser Stelle beißt sich die Schlange in den eigenen Schwanz; die Definition wird rückbezüglich auf sich selbst und damit paradox ..."
    Julio Mangana lächelte sehr selbstzufrieden.
    „Wie gut, daß es wenigstens ein Leben im Kosmos gibt, das wirklich einen Sinn hat", sagte er mit deutlich hörbarem Spott.
    Hätte der Philosoph mein Leben nicht so grundsätzlich zum Besseren verwandelt, hätte ich Mangana recht attraktiv gefunden, und seine ironische Art gefiel mir sehr gut; vor allem gefiel mir, daß er mir in jeder Minute dieser Gespräche das Gefühl gab, daß er mich ernst nahm - seine Ironie änderte daran gar nichts.
    „Und das wäre?" fragte ich neugierig.
    Wahrscheinlich sprach er von sich selbst. Männer reden meistens von sich selbst, habe ich festgestellt, auch wenn sie ein ganz anderes Thema angeschnitten haben.
    Mangana lächelte zufrieden.
    „Goedda", sagte er dann. „Goedda scheint nicht nur nicht die geringsten Zweifel an der Sinnhaftigkeit ihrer eigenen Existenz zu haben, nein, Goedda hält es auch für sinnvoll und angemessen, sich die Lebensenergien von Milliarden anderer Lebewesen einzuverleiben ..."
    Ich starrte ihn betroffen an.
    „Goedda kann nicht mit den Maßstäben gemessen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher