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1831 - Der Jenseits-Bann

1831 - Der Jenseits-Bann

Titel: 1831 - Der Jenseits-Bann
Autoren: Jason Dark
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sonst anders aus, wenn ich mich richtig erinnerte. Ein solcher Leib war trotz seiner Feinstofflichkeit irgendwie auch kompakt. Aber hier spielte das keine Rolle, die Gestalt war nicht kompakt oder gefüllt. Sie bestand aus Umrissen, die so wirkten, als wären sie mit einem blauen Stift gezeichnet worden.
    Das also war der Geist.
    Gefährlich sah er nicht aus. Man konnte ihn als ein geisterhaftes Strichmännchen bezeichnen, das sich irgendwie verirrt hatte. Es bewegte sich nicht. Er stand einfach nur da und starrte nach vorn.
    Ich konzentrierte mich auf die Außenränder. Sie waren da, und ich hatte das Gefühl, als würden sie flimmern. Es war gut möglich. Alles war möglich in dieser Welt, und ich dachte daran, dass Don Gordon doch richtig reagiert hatte.
    Wo kam die Gestalt her? Ich glaubte nicht, dass sie aus dem Nichts erschienen war. Es gab einen Ort, den sie verlassen hatte, um hierher zu uns zu gelangen.
    Meiner Ansicht nach hatten wir uns lange genug gegenübergestanden, ohne dass etwas passiert war, und das wollte ich ändern. Ich ging jetzt offen auf die Erscheinung zu und präsentierte dabei mein Kreuz, denn die Gestalt sollte sehen, auf welcher Seite ich stand.
    Sie sah es.
    Ich kam näher.
    Und plötzlich fing sie an zu zittern. Dann erschien für den Bruchteil einer Sekunde sogar der Umriss eines Menschen. Ich konnte erkennen, dass es ein Mann war, ich sah zwei Hände, und im selben Augenblick jagte mein Kreuz einen Lichtstrahl auf das andere Ziel los, der es wohl zerstören sollte.
    Der Effekt trat nicht ein. Der Geist löste sich auf und das Zimmer war wieder so wie vorher. Kein Gruß mehr von der anderen Seite. Alles war verschwunden, das merkte ich, als ich hinging und auf das Kreuz achtete.
    Es blieb normal. Da geschah nichts mehr. Ich drehte mich um und dachte daran, dass ich nicht allein in der Wohnung war. Es wartete noch jemand auf mich.
    Ich ging zurück in die Küche. Noch bevor ich sie betreten konnte, hörte ich das Geräusch. Es klang wie ein Stöhnen, das hin und wieder durch ein Ächzen unterbrochen wurde.
    Als ich auf der Türschwelle stand, sah ich die Bescherung. Don Gordon versuchte, sich in die Höhe zu stemmen. Er hatte sich dabei an der Tischkante abgestützt. Es war aber für ihn ein großes Problem. Er kam nicht richtig hoch und sackte immer wieder zusammen.
    Ich machte dem Spuk ein Ende, packte ihn und zerrte ihn zur Seite. So konnte ich ihn besser auf einen Stuhl setzen, und darüber war er mehr als froh.
    Ich setzte mich auf einem zweiten Stuhl ihm gegenüber. Er wurde erst jetzt so richtig wieder klar. Er rieb sein Gesicht, seine Augen, bevor er den Kopf leicht anhob und mich anschaute.
    »Ach, Sie sind noch hier?«
    »Ja, das sehen Sie doch. Aber warum hätte ich denn weg sein sollen?«
    Er musste überlegen. »Das kann ich auch nicht so genau sagen. Aber etwas ist da gewesen.«
    »Mit Ihnen?«
    »Ja.«
    »Erzählen Sie bitte.«
    Jetzt musste er lachen. »Wenn es wenigstens etwas zu erzählen gäbe«, sagte er, »aber das war alles so anders, und es kam auch blitzschnell über mich.«
    »Wer oder was kam da?«
    Don Gordon musste noch überlegen. Dann sagte er: »Ich habe nicht viel gesehen, aber ich muss wieder von der Erscheinung sprechen, die ich für einen Moment sah. Danach hatte ich das Gefühl, von mehreren Blitzen zugleich getroffen worden zu sein.«
    »Okay. Was geschah dann?«
    »Dann war ich weg. Urplötzlich. Ich wurde bewusstlos, aber jetzt bin ich wieder da, und es überrascht mich, Sie noch hier zu sehen, John.«
    »Was seinen Grund hat!«
    Er wunderte sich. »Und der wäre?«
    »Mein eigenes Erlebnis.«
    Damit konnte er nichts anfangen und fragte: »Wieso?«
    »Ich habe wohl gesehen, was auch Sie sahen.«
    Da sagte er nichts. Er war nur überrascht und verschluckte sich fast. Bis er fragte: »Und Ihnen ist nichts passiert?«
    »Genau.«
    »Das verstehe ich nicht. Mich hat es umgehauen.«
    »Jeder reagiert eben anders.«
    »Das verstehe ich. Das ist klar. Aber ich denke auch daran, dass Sie es geschafft haben und ich nicht. Ihnen ist doch nichts passiert, oder?«
    »So ist es.«
    Er pustete die Luft aus. »Das alles verstehe ich nicht. Warum hat es bei Ihnen so gut geklappt, und warum bin ich in einen Zustand der Bewusstlosigkeit geraten?«
    »Weil Sie den anderen – wer immer sie auch sein mögen – näher stehen als ich. Kann sein, dass das Erscheinen bei mir mehr ein Versehen war. Ich weiß es nicht.«
    »Und Sie haben die verscheucht?«
    »Das kann ich
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