Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1827 - Flucht durch Bröhnder

Titel: 1827 - Flucht durch Bröhnder
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sich noch gebildet hatte.
     
    956.
     
    Das war alles. Die letzten Nomaden des Universums.
    Kein einziges Leben durfte mehr verlorengehen. Ich zog probeweise an den Fäden. Der Brocken in der Dunkelheit erzitterte.
    „Dorota!" schrie Enkendran panisch auf.
    Darauf nahm ich keine Rücksicht. Im Gegenteil, wenn der vegaonische Sprung gelingen sollte, mußte ich alle Strukturen auseinanderreißen, die noch existierten. Unsere Körper gehörten dazu, auch wenn wir sie zum ersten Mal seit Jahrhunderten wieder besaßen.
    Das Alte zerstören, das Neue schaffen - ich hatte keine Möglichkeit, den 956 Komponenten zu erklären, was bevorstand. Dazu reichte unsere Zeit nicht mehr.
    Irgendwo in der unendlichen Weite, die der Sahmhorst war, befand sich ein imaginäres Ventil. Ich faßte alle meine Kräfte zusammen und führte gegen das Ventil einen vernichtenden Schlag.
    Die Realität um uns brach zusammen.
    Hunderttausend Nomadenschiffe, längst Vergangenheit. Millionen von Ysperay, längst gestorben. Das in Blut getauchte Wesen, das ich in meinen Träumen gesehen hatte, es erlangte für den Augenblick eine grauenerregende Realität.
    „Dorota Bochniarz. Was tust du?"
    „Trägerin der Seele. Du ermordest uns!"
    Der Sahmhorst verlosch, ebenso wie Zujandron einige Minuten vorher. Oder waren es bereits Stunden?
    Ich konnte es nicht mehr sagen, weil ich mein ganzes Augenmerk auf wichtige Dinge lenkte.
    Ich hielt nun die Fäden in der Hand.
    Der Tod barg die Saat des Lebens in sich, man mußte es nur wissen und danach handeln.
    Als das irreale Universum in der schwarzen Scheibe zusammenbrach, lieferte es Schübe von Energie.
    Der Sahmhorst war nie etwas anderes gewesen als ein gewaltiges Speichermedium.
    Ich lenkte alle Energie in den Brocken, auf dem wir standen.
    „Dorota! Du bringst uns um!"
    Aber nein, wollte ich antworten, aber für Antworten war es zu spät. Wenn sie nicht begriffen, was sich ereignete, wenn sie kein Vertrauen besaßen, dann konnte ich nichts daran ändern. Dann mußten sie die Qual des Sterbens durchleiden.
    Ich schuf 956 Fragmente.
    Enkendrans Stimme drang aus einer weiten Ferne zu mir: „Dorota! Wir beschwören dich!"
    Mit der letzten Kraft, die ich besaß, sprengte ich den Brocken.
    Ich öffnete ein letztes Mal die Augen. Enkendran, Seankara und alle anderen, sie verflüchtigten sich in diesem Augenblick. Hätten sie ihre Kraft darauf verwendet, nachzudenken ... Statt um ein paar Sekunden Leben zu kämpfen, wie sie es fast alle taten, mit wenigen Ausnahmen.
    Die Weisheit des Alters war eine Fiktion. Aber das machte nichts mehr aus.
    Am Ende sagte ich: „So ist der vegaonische Sprung. Ihr naiven Geschöpfe."
    Vielleicht hätte ich das Ende mit weniger Arroganz betrachten sollen, dafür mit größerem Verständnis.
    Gebt mir noch ein paar Minuten, dachte ich. Dann werdet ihr verstehen.
     
    *
     
    Das konturlose Grau des Hyperraums hüllte die THOREGON VIER ein. Im Orterdisplay tauchten die sieben Maotenschiffe wieder auf, aber ich wußte, daß sie uns im Augenblick nicht gefährlich werden konnten.
    Ich sprang aus dem Sessel, lief zur Schleuse und sah zwei Gestalten die Treppe hinaufklettern.
    Es waren Scheep und Lanagh.
    „Wo sind eure drei Brüder?" fragte ich mit einem schrecklichen Gefühl.
    Mir war, als schnürte etwas meinen Atem ab, und diesmal trug die Haut keine Schuld daran.
    „Sie sind tot", antwortete Lanagh scheinbar ungerührt.
    „Tot?" wiederholte ich fassungslos.
    „Ja. Zum Schluß kam ein bißchen von diesen Schüssen durch den Schirm. Zuerst hat’s Kjaiup getroffen, dann auch Orgelloc und Filibin. Restlos verbrannt. Alle drei. Und natürlich der Alte. Der ist einfach abgerissen."
    Die beiden marschierten an mir vorbei, ohne sich weiter um mich zu kümmern. Sie gehörten nicht zu den feinfühligen Naturen, aber das hatte ich ja vorher gewußt. Mir wurde klar, daß ich für die zwei nun die Verantwortung trug. Nach Raubyn konnte ich sie nicht zurückbringen, ganz besonders nicht mit den Maoten hinter uns.
    Und was, wenn es uns gelang, die Schiffe des Hohen Herrn abzuhängen? Mußte ich sie dann erziehen?
    Oder besaß ich eine Möglichkeit, sie irgendwie loszuwerden? Mit zwei halbwüchsigen Möchtegern-Mördern durch den Kosmos zu ziehen" das entsprach nicht meiner Vorstellung.
    Ich stand eine Weile da wie betäubt. Erst als ich am Ende des Ganges den Roboter Buck vorbeiziehen sah, erwachte ich aus der Starre.
    Wenn auch alles schieflief, die Reparaturmaschine war intakt. Buck
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher