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1827 - Das vergessene Grab

1827 - Das vergessene Grab

Titel: 1827 - Das vergessene Grab
Autoren: Jason Dark
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er hat auch einen Namen. Er heißt Clint Burgess …«
    ***
    Bei meinen Fällen rissen die Überraschungen nicht ab. Das geschah auch in diesem Fall. Ich hatte mit allem Möglichen gerechnet, nur damit nicht, und ich konnte wirklich nur den Kopf schütteln.
    »Was erzählt der denn da?«, fragte die Heimchefin mit leiser Stimme. »Ist er noch ganz bei Trost?«
    »Ja, das wird er sein.«
    »Kann ich nicht glauben.«
    »Doch, ich schon. So etwas denkt man sich nicht aus. Das stimmt sicherlich.«
    »Aber wie ist so etwas möglich?«
    Ich winkte ab. »Fragen Sie nicht nach den Hintergründen. Nehmen Sie alles so hin.«
    »Aber warum denn?«
    »Bitte, lassen Sie es.«
    Sie gab nicht auf. »Ich habe noch nie von einem vergessenen Grab gehört, wenn es das ist.«
    »Ja, das kann ich mir denken. Aber ich muss Ihnen sagen, dass es sicherlich existiert. Gesehen habe ich es zwar auch nicht, kann die Aussage aber gut nachvollziehen.«
    »Und warum hat man es vergessen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und bei dem Namen habe ich mich nicht getäuscht?«
    »So ist es. In diesem Grab liegt Clint Burgess. Einer mit dem Namen des Mannes hier. Das ist kein Witz. Das kann oder muss etwas zu bedeuten haben.«
    »Was ich nicht so in meinen Kopf hinein bekomme.«
    »Das macht auch nichts. Wichtig ist nur, dass ich damit keine Probleme habe.«
    »Wie Sie meinen.«
    Bruce Burgess hatte sich nicht mehr gemeldet. Ich dachte darüber nach, ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte, dass zwei Menschen mit dem Namen Burgess nicht mehr am Leben waren. Ich entschied mich dagegen. Damit hätte ich ihn wahrscheinlich zu sehr geschockt.
    Ich setzte auf eine andere Möglichkeit. Ich konnte mir vorstellen, dass sich Bruce Burgess recht gut auskannte. Nicht nur im Heim, sondern auch in dessen Umgebung. Dazu zählte der Friedhof.
    Er schaute mich wieder an, und ich diesem Augenblick hatte ich mich entschlossen.
    »Kennen Sie sich hier aus?«
    Er kicherte. »Was soll das?«
    »Beantworten Sie nur die Frage.«
    »Ja, ich kenne mich aus.«
    »Auch auf dem Friedhof?«
    »Haha, und ob.«
    »Sehr schön. Dann werden Sie auch wissen, wo sich das vergessene Grab befindet.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Gut, dann könnten Sie mich hinführen. Sie können es mir zeigen.«
    »Kann ich. Ich bin ein Burgess. Ich gehöre dazu, und ein Burgess ist auch der Tod.«
    Grace Mulligan hatte zugehört. Sie war immer bleicher geworden.
    »Was wollen Sie, Mister Sinclair?«, fragte sie entesetzt.
    »Bruce Burgess mitnehmen.«
    »Das geht nicht.«
    »Warum geht das nicht?«
    Sie schnappte nach Luft und suchte auch nach einer Ausrede. »Weil ich – weil – ich meine, dass er nicht in der Lage ist, sein Zimmer und das Haus zu verlassen.«
    »Übertreiben Sie da nicht etwas? Bisher ist er mir noch nicht gefährlich vorgekommen.«
    »Haben Sie denn nicht gehört, was er alles gesagt hat?«
    »Klar, das habe ich.«
    »Dann können Sie doch nicht davon ausgehen, dass Sie mit ihm von hier verschwinden.«
    »Doch, das kann ich. Ich bin nicht grundlos hergekommen. Ich habe zwei Morde aufzuklären, und da hört bei mir der Spaß nun wirklich auf, Mrs Mulligan.«
    Sie senkte den Blick und nickte. Dabei suchte sie nach einem Gegenargument und hatte auch bald eines gefunden.
    »Und was ist, wenn er Ihnen plötzlich von der Fahne geht? Wenn er flüchtet?«
    Ich schaute sie mit einem Blick an, der sie klein werden ließ. Dabei holte ich tief Luft.
    »Glauben Sie an das, was Sie da gesagt haben?« Ich schüttelte den Kopf. »Mister Burgess ist ein alter Mann, ich bin es nicht. Er kann mir nicht davonlaufen.«
    Sie gab keine Antwort, biss sich auf die Unterlippe und war ansonsten ruhig.
    »Bitte, Mrs Mulligan, sind Sie in der Lage, ihn von seinen Fesseln zu befreien?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Dann seien Sie doch so gut.«
    Sie löste die Fixierung. Bruce Burgess schaute dabei zu und kicherte leise, wobei er noch sagte: »Man fühlt sich doch gleich wunderbar.«
    Einen Rollator hatte ich in diesem Zimmer nicht gesehen. Ich fragte die Heimchefin danach.
    »Nein, der braucht keinen.«
    »Das ist gut.«
    »Wollen Sie Ihren Plan nicht noch mal überdenken?«
    »Nein.« Ich streckte dem alten Mann die Hand entgegen, die er gern annahm. Er lachte sogar, als ich ihn in die Höhe zog. Dann sagte er krächzend: »Manchmal schlägt sich das Schicksal doch mal auf die Seite der Verlierer.«
    »Ach, sehen Sie sich so?«
    »Ja, Mister Sinclair. In meinem Alter ist man kein Gewinner mehr, denn man weißt, dass der
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