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1827 - Das vergessene Grab

1827 - Das vergessene Grab

Titel: 1827 - Das vergessene Grab
Autoren: Jason Dark
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sie lief und wurde dadurch ein wenig abgelenkt. Das nutzte die andere Seite aus, die ich bisher nicht zu Gesicht bekommen hatte. Sie hatte sich mir lautlos von hinten genähert, und erst als sie ganz dicht bei mir stand, nahm ich etwas wahr. Was es genau war, konnte ich nicht sagen.
    Der Schlag erwischte mich im Nacken.
    Ich kippte nach vorn, und dann raste der Boden auf mich zu. Ich schlug mit der Stirn auf und dachte danach an nichts mehr …
    ***
    Ich war nicht lange weggetreten. Vielleicht ein paar Sekunden, dann war ich wieder da. Leider nicht voll, denn durch meinen Kopf und bis in den Nacken hinein durchzogen mich Schmerzen in Wellenbewegungen.
    Jemand hat dich niedergeschlagen!, dachte ich. Und sofort war der zweite Gedanke da.
    Aber wer hatte das getan?
    Darauf konnte ich keine Antwort geben. Ich war überrascht worden, und das war blitzschnell über die Bühne gegangen. Ein Schlag hatte ausgereicht.
    Aber wer hatte mich überrascht?
    Ich wusste es nicht. Ich konnte mir auch groß keine Gedanken darüber machen, weil ich niemanden gesehen hatte. Ich musste passen, bekam aber den Geruch nicht aus dem Sinn.
    Es stank nichts mehr in meiner Umgebung.
    Dennoch wusste ich, dass ich mich auf der richtigen Spur befand.
    Nur eines gefiel mir überhaupt nicht. Ich lag noch immer auf dem Boden, und das hasste ich zutiefst. Niedergeschlagen und gedemütigt, mit einem Hals, der mir wehtat.
    Ich wollte, nein, ich musste aufstehen. Da ich nicht lange bewusstlos gewesen war, sollte das wirklich kein Problem sein. Ich wollte schon hochkommen, als ich etwas hörte, das ich schon vom Friedhof kannte.
    Da knirschten Räder auf dem Kies und das Geräusch näherte sich allmählich meiner Position.
    »Ach, schau an, so sieht man sich wieder.«
    Die Stimme kannte ich. Sie gehörte der rabiaten älteren Frau aus dem Heim, die ihren Rollator näher schob und mich fragte: »Sind Sie gefallen, junger Mann? Oder ausgerutscht? Kann ja jedem mal passieren.« Sie kicherte.
    »Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung«, murmelte ich.
    »Können Sie allein auf die Beine kommen, oder muss ich alte Frau Ihnen helfen?«
    »Ich versuche es allein.«
    »Ja, so habe ich Sie auch eingeschätzt. Sagen Sie mal, Mister, wie heißen Sie eigentlich?«
    »John Sinclair.«
    »Hört sich schottisch an.«
    »Ist auch schottisch.« Ich stemmte mich hoch, blieb aber noch knien und holte ein paar Mal Luft.
    »Ich heiße übrigens Betty.«
    »Wie schön für Sie.«
    »Betty King, um es genauer zu sagen. Und jetzt kommen Sie endlich hoch. Ein Mann in Ihrem Alter, auch wenn er gestürzt ist, der sollte sich doch mehr zusammennehmen.«
    Sie hatte gut reden, denn sie wusste nicht, was wirklich passiert war. Egal, ich wollte erst mal auf die Beine kommen, dann sahen wir weiter. Ich kam mir vor wie ein alter Mann, als ich mich auf die Beine stemmte und mich dabei anstrengen musste.
    Betty King schaute mir zu. Sie lächelte dabei. Mit beiden Händen hielt sie die Griffe des Rollators umklammert, an dem ich mich auch abstützte, als ich auf den Beinen war.
    »Dass Sie schlapp machen, hätte ich nicht gedacht. Was hat Sie denn so umgehauen? Mein Anblick?«
    Ich musste grinsen. Dann sagte ich: »Ich habe nicht schlapp gemacht, Madam.«
    »Dann sind Sie ausgerutscht.«
    »Auch nicht.«
    »Puh, jetzt machen Sie mich neugierig.«
    Ich verspürte keine Lust, nach Ausreden zu suchen. Ich wollte ihr die Wahrheit sagen. Die Schmerzen an Kopf und Hals ignorierte ich. »Ob Sie es glauben oder nicht, jemand hat mich niedergeschlagen.«
    »Ach nein.«
    »Doch, Mrs King, warum sollte ich lügen?«
    »Ja, ja«, murmelte sie, »warum sollten Sie lügen.« Sie schüttelte den Kopf. »Und wie ist das passiert?«
    »Ich habe keine Ahnung. Jemand schlug mir von hinten etwas über in den Nacken. Und dort habe ich bekanntlich keine Augen. So ist das passiert.«
    Betty King sagte nichts. Sie richtete ihren Blick nur auf mein Gesicht und legte die Stirn in Falten.
    »Alles klar?«, fragte ich.
    »Nein.«
    »Bei mir auch nicht.« Ich wechselte das Thema. »Sie haben also nichts gesehen – oder?«
    »So ist es.«
    »Haben Sie denn etwas gerochen?«
    »Hä? Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Ja, gerochen. Einen Geruch, der eklig war, aber irgendwie zu einem Friedhof passt.«
    »Da bin ich aber gespannt.«
    »Es roch nach Verwesung. Nach alten Leichen oder Fleisch, das verfault.«
    »Oh.« Das passte der älteren Lady nun gar nicht. Sie presste eine Hand auf ihre Lippen, senkte sie dann
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