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182 - Im Dorf der Telepathen

182 - Im Dorf der Telepathen

Titel: 182 - Im Dorf der Telepathen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Kopf gezogen, bevor sie auf mich einschlugen…«
    Matt begutachtete Lylahs Wunden. Rein äußerlich schienen sie nicht gefährlich zu sein, aber er konnte natürlich nicht sagen, wie es in ihr aussah. Als er ihren Brustkorb abtastete, stöhnte sie erneut. »Ich glaub, ich hab mir eine Rippe gebrochen…«
    »Kannst du gehen?«
    »Ich möchte es lieber nicht versuchen.« Lylahs Zunge fuhr über ihre Lippen. Auch sie wirkten geschwollen. Sie hatte Abschürfungen am Kinn. »Kannst du Doc holen?«
    »Ich bringe dich hin.« Matt schob die Hände unter ihren Körper und hob sie vorsichtig hoch. Lylah stöhnte leise, hieß ihn aber weiterzumachen. Es war kein Problem, sie zu tragen, denn sie wog höchstens fünfzig Kilo.
    Matt trug sie auf den Armen durch den Ort. Schon bei den ersten Häusern begegnete er der jungen Frau, mit der er am Morgen gescherzt hatte. Sie reagierte entsetzt auf Lylahs Anblick, doch die Bürgermeisterin beruhigte sie und bat sie, Matt den kürzesten Weg zu Doc zu zeigen.
    Als sie vor seinem Haus auftauchten, eilte Doc ihnen entgegen. Einige spielende Kinder bekamen es bei Lylahs Anblick mit der Angst zu tun und liefen schreiend davon. Sechs, sieben Nachbarn kamen aus ihren Häusern und umringten Matt, Lylah und Doc. Matt erkannte auch Sammy den Schmied und Jerry den Schreiner.
    Doc nahm ihm Lylah ab und brachte sie mit Hilfe seiner Gattin ins Haus.
    »Was ist passiert?«, fragte Sammy. »Sie sieht nicht so aus, als wäre sie beim Brabeelenpflücken von der Leiter gefallen.«
    Matt erzählte den aufgeregten Menschen, was geschehen war. Obwohl niemand es aussprach, sagten ihm die unbehaglichen Blicke der Dörfler, dass alle wussten, wer für diese schändliche Tat verantwortlich war.
    Ein Mädchen murmelte: »Das können nur die Rüpel gewesen sein.« Bevor Matt fragen konnte, wer damit gemeint war, sah er hinter der sich aufgeregt unterhaltenden Versammlung den Messerhelden mit dem roten Stirnband: Er grinste. Als er merkte, dass Matt ihn anschaute, zuckte er zusammen und verschwand hinter einer Hausecke.
    »Gilt euer Angebot noch?« Matt legte Sammy eine Hand auf die Schulter.
    Sammy nickte. »Aber sicher.«
    »Dann nehme ich den Job an.«
    ***
    Laut Doc waren zwei von Lylahs Rippen angebrochen.
    Sie benötigte Bettruhe und Pflege. Da sie dies in ihrem eigenen Quartier nicht in genügendem Maße bekam, sollte sie vorerst in der Obhut von Docs Gattin bleiben.
    Nach der unbürokratischen Einschwörungszeremonie – ihr folgte ein Glas hausgemachter Schnaps – hatte Matt erfahren, dass Lylah einen der Angreifer erkannt hatte.
    »Wer war es?«
    »Corky.«
    »Wer ist Corky?«
    »Der mit dem Nasenring.«
    »Woran hast du ihn erkannt?«
    »Er… ähm… riecht eigenartig.«
    Doc, nickend: »Stimmt auffallend. Corky würde auch ich mit Sack über dem Kopf erkennen.«
    Da für Lylah nun gesorgt war, ging Matt hinaus. An seinem Gürtel baumelte eine Lederscheide. In ihr steckte ein frisch geschliffenes Kurzschwert. Er hätte lieber einen Colt an seinem Gurt baumeln sehen, doch solche Waffen waren hier seltener als zahme Krokodile.
    Es war noch hell und würde es noch eine Weile bleiben. Matt marschierte die Straße hinauf, blieb vor jedem Haus stehen, aus dem jemand herausschaute und stellte sich als »Marshal Drax« vor. Auf eine bizarre Art fühlte er sich in seine Kindheit zurückversetzt – und genoss das Gefühl auch ein wenig. Wer hätte sich nicht gewünscht, einmal in die Fußstapfen John Waynes zu treten?
    Hier jedoch spielte er wohl eher den Part von Gary Cooper in »High Noon«. Die Reaktionen der Leute dämpften seinen Enthusiasmus ein wenig. Jeder zweite, den er ansprach, sagte so etwas wie »Na, dann mach mal«. Andere ließen ihn nicht mal zu Ende sprechen, sondern verzogen sich sofort. Als eine Mutter, deren Gesicht reichlich zernarbt war, ihre im Straßenstaub spielenden Kinder herein rief – als wäre er kein Gesetzeshüter, sondern im Gegenteil ein gefürchteter Outlaw –, fragte Matt sich allmählich, welche Vorstellungen manche Bürger dieses Landes von Recht und Ordnung und den Männern hatten, die für beides sorgen mussten.
    Ein Haus weiter erfuhr er dann, dass die narbige Frau die Freundin eines der Rüpel war, dessen Namen aus gesundheitlichen Gründen man lieber nicht aussprechen wollte. »Die hat sie nicht alle«, sagte die dralle Frau, der Matt sich vorstellte, während sie vor dem Haus ein vierbeiniges Schnabeltier rupfte. »Sie behauptet, sie hätte sieben Kinder –
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